Transkript
Rosenbergstrasse 115
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Die Roaming-Gebühren, die Kosten beim Telefonieren im Ausland, sind seit langem ein Ärgernis. Wir Schweizer bezahlen seit Jahren mehr als Angehörige anderer Staaten. Die EU beispielsweise hat die Höhe der Gebühren limitiert, und so telefonieren Deutsche, Franzosen oder Italiener im Ausland zu weitaus günstigeren Konditionen als wir. Ein Antrag im Nationalrat, diesem als «Abzocke» empfundenen Schröpfen der Schweizer Mobilphon-Kunden ein Ende zu bereiten, fand keine Mehrheit. Uns so bezahlen wir weiterhin 500 (in Worten: fünfhundert) Prozent mehr als in vergleichbaren Nachbarländern. Man stelle sich ein solches Missverhältnis bei den Pharmapreisen vor. Offenbar sind manche Politiker bereit, 500 Prozent Differenz bei den Telefonkosten in Kauf zu nehmen – mit welcher Begründung auch immer – fallen aber vor Empörung fast vom Hocker, wenn in der Schweiz die Medikamente 10 Prozent teurer sind als im Durchschnitt vergleichbarer Staaten.
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Wir haben eine lustige Justiz. Kriminaltouristen, stammen sie nun aus Nordafrika oder aus Rumänien, haben’s gut in der Schweiz. Einige werden zwar erwischt, aber etwa viermal mehr werden kontrolliert und trotz des Verdachts auf kriminelle Absichten wieder laufen gelassen. Auskunft der Polizei: «Es ist nicht verboten, mit Einbruchswerkzeug zu reisen oder mit diesen Gegenständen in Einfamilienhäuserquartieren spazieren zu gehen.»
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Verboten ist es hingegen, mit einem Radarwarngerät (auch wenn es nicht benutzt wird) zu reisen. Das gefährliche Gerät wird – im Gegensatz zu Einbruchswerkzeug – subito konfisziert. Es ist halt alles eine Frage der Verhältnismässigkeit. Merke: Geräte zur Vermeidung von Geschwindigkeitsübertretungen deuten auf ungleich mehr kriminelle Energie hin als das Mitführen von Handbohrern, Schrau-
benziehern und Brechstangen beim Flanieren in Einfamilienhausquartieren.
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Anrufbeantworter befördern die Phantasie des Angerufenen und manchmal auch des Anrufenden. Beispiel für eine Alibiphon-Ansage: «Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss. Daher ist es mir auch völlig egal, ob Sie nach dem Piepton etwas auf das Band sprechen oder nicht!»
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Computer-Halbwissende unter sich: Ich habe einen Pentium II und einen Pentium III aus dem Fenster geworfen. – Und? – Der Pentium III war tatsächlich schneller!
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Wenn dem Kolumnisten gar nichts mehr einfällt, sucht er im Internet Witze. Und wird natürlich fündig: Der Jockey beendet das Rennen als zweiter. Der Besitzer des Pferdes geht zu ihm und schimpft: Sie hätten viel schneller im Ziel sein können! Antwortet der Jockey: Ja schon, stimmt, das hätte ich, aber ich musste doch beim Pferd bleiben!
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Verzwickte Sache, das mit dem Verhandeln. Und grundsätzlich, so ist zu befürchten, sind Südländer eben die besseren Bazari. Das dürfte auch für Zypern gelten, jenen Staat auf einer halben Insel, der aus irgendwelchen glücklichen Zufällen – und Interessen – heraus nicht nur Mitglied der EU, sondern sogar Teil des Euro-Raums geworden ist. Dumm gelaufen. Heute bedauern’s fast alle, genau wie bei Griechenland. Aber manche Fehler lassen sich eben nicht mehr rückgängig machen. Weshalb Europa jetzt ums Feilschen nicht herum kommt. Wenn Sie das lesen, hat sich das Schicksal Zyperns vermutlich entschieden; aus heutiger Sicht vermutet man, die Zy-
pern würden sie einfach mal ausprobieren … die Sache mit der Erpressung. Ihre Analyse ist einfach: Gelingt sie einmal, gelingt sie immer wieder. Wir sind gespannt.
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Zum Welttag der Meteorologie vom vergangenen 23. März hat die Weltorganisation für Meteorologie WMO (World Meteorological Organization) mit Sitz in Genf dieses Jahr das Thema «Wetterbeobachtung zum Schutz von Leben und Eigentum» gewählt. Man hätte sich diesen Spätwinter (Frühling traut man sich ja kaum zu sagen) gewünscht, das Thema hätte geheissen «Wetterbeeinflussung zum Schutz vor Depression und Kälteschäden». Aber bleiben wir optimistisch: hat sich erst einmal der Osterhase heraus gewagt, wird alles besser.
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Am 2. April findet übrigens seit 2008 der UN-«Welttag der Aufklärung über Autismus» statt. Weltweit werden an diesem Tag zum Zeichen der Solidarität mit den Betroffenen viele herausragende Gebäude als Symbol für Toleranz in der Farbe Blau angestrahlt.
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Schliesslich findet auf Initiative der WHO seit 1954 jährlich am 7. April der Weltgesundheitstag statt. Thema 2013: Bluthochdruck.
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Und das meint Walti: Es gibt zwei Arten von Freunden: die einen sind käuflich, die anderen unbezahlbar.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 6 ■ 2013
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