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EDITORIAL
PULSUS, gemäss eigener Charakterisierung eine standespolitische, geografisch und parteipolitisch unab-
hängige Vereinigung von Praktikern aus dem Gesundheitswesen, verstärkt die Zusammenarbeit mit der FMCH, dem Verband der chirurgisch und invasiv tätigen Ärztinnen und Ärzten. Dies der Inhalt einer Medienmitteilung. Die beiden Vereinigungen hatten sich gefunden im – erfolgreichen – Abstimmungskampf gegen die Managed-Care-Vorlage von Bundesrat Berset. Warum das eine gute Nachricht ist? In den vergangenen Jahren schlossen sich da und dort unzufriedene Kolle-
heitspolitik eine Rolle zu spielen. Die Foederatio Medicorum Practicorum (FMP) gehört dazu, ebenso PULSUS, die – wenn die eigenen Angaben stimmen – mit 4500 Mitgliedern bei weitem gewichtigste Gruppe. Auch wenn FMP, PULSUS und FMCH nicht deckungsgleich agieren und durchaus nicht bei jeder Frage gleicher Meinung sein werden, es braucht neben den offiziellen Organisationen der Ärzteschaft wie FMH oder VEDAG und den offiziellen Verbänden einzelner Fachbereiche (KHM, SGAM, MFE) zwar nicht eine grundsätzlich oppositionelle Kraft, wohl aber Gruppierungen, die als potenzielle Korrektive Ernst genommen werden und gegebenenfalls korrigierend aktiv werden können. Die Managed-Care-Vorlage hat gezeigt, dass diese Alternativen notwendig – und erfolgreich – sind. Selbstverständlich behalten die offiziellen Standes-
Stärker am PULS der Basis
ginnen und Kollegen zu kleinen Gruppen zusammen, meist regional, meist mit beschränkter Ausstrahlungskraft, meist mit etwas unterschiedlichen Zielen, oft mit begrenzter Lebenszeit. Nur wenige dieser Gruppierungen erreichten zahlenmässig eine Grösse und innerhalb der Standesorganisationen eine Bedeutung, die es ihnen erlaubt hätte, wirklich Einfluss auszuüben. Das Resultat waren Frust, vor allem aber fruchtlos aufgewendete Mühe und (eh nicht im Übermass vorhandene) Freizeit. Nur wenige Gruppierungen haben es geschafft, innerhalb oder neben der ständischen Gesund-
organisationen ihren Stellenwert als Berufsorganisationen, aber die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass sie in wichtigen gesundheitspolitischen Fragen all zu häufig am Puls der Basis vorbei politisieren. Wenn die kritischen Kräfte, um dem zunehmenden Druck der Etatisten (darunter leider einige unserer Funktionäre) etwas entgegen zu setzen, ihre Zusammenarbeit intensivieren, ist das eine gute Nachricht.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 6 ■ 2013
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