Transkript
Rosenbergstrasse 115
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Die FMH hat die Apotheker bös durchgeschüttelt. Mit ihrer überraschenden Medienkonferenz, an der die FMH wieder einmal auf die positiven Folgen der ärztlichen Medikamentenabgabe auf das volkswirtschaftliche wie auch aufs individuelle Portemonnaie hinwies, hat sie Pharmasuisse glatt auf dem falschen Fuss erwischt. Zwar war die Medienkonferenz verbunden mit der Propagierung einer margenUNabhängigen, dem Tarmed untergejubelten Entschädigung für die Medikamentenabgabe, aber das sei für einmal nicht thematisiert. Was die Basis der SD-Ärzte von der MargenUNabhängigkeit hält oder eben nicht, wird sich gewiss noch weisen. Positiv ist dafür, dass nicht nur die Vereinigungen der SD-Ärzte (allen voran die APA), sondern die gesamte FMH, inklusive der Romands (anzunehmen ist: eher nolens volens) für die ärztliche Medikamentenabgabe eintraten.
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Die gleichentags veröffentlichte Stellungnahme der Apotheker ist mit «geharnischt» nur diskret umschrieben. Es wird kräftig ausgeteilt. «Skandal» steht da. Von «unglaubwürdiger bis falscher Argumentation» ist die Rede, von «altbekannten Scheinargumenten». Es wird behauptet, entscheidende Faktoren würden «falsch vermittelt», und es sei «offensichtlich, dass die selbstdispensierenden Ärzte sich vor allem mit Rosinenpickerei ein lukratives Zusatzeinkommen sichern» wollen. Oder: Es handle sich um eine «krasse Verletzung der ethischen Regeln». In diesem Tenor geht die Ärzteschelte weiter. Von «Ärzte verweigern die Ausstellung von Rezepten» bis «SD – unbekannt in Europa» reicht die Palette polemischer Falschaussagen. Nun ja, wer keine Argumente mehr hat, wird umso lauter.
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Sport ist gesund. Das sieht man daran, dass Wiesel, die den ganzen Tag über nichts anderes tun, als sich ihrem Namen gemäss zu bewegen, etwa fünf Jahre alt werden, Schildkröten hinge-
gen, die den ganzen Tag nur mampfen und chillen, sich auch nach 100 Jahren noch bester Gesundheit erfreuen.
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Mit Schrecken hat Walti, alt 68-er-Kollege, festgestellt, dass er den Weltknuddeltag voll verpasst hat. Und nicht nur das. Auch noch den Welttag der Jogginghose. Beides am 21. Januar. Den Weltknuddeltag hat vor 22 Jahren der Amerikaner Kevin Zaborney erfunden. Damals riet man: Wenn du jemanden besonders gern hast, dann umarme ihn einfach. Heute, in Zeiten der Sexismusverdächtigungen allenthalben und allüberall, geht das natürlich nicht mehr.
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Am Tag der Jogginghose wird dazu aufgerufen, der einstigen Modesünde namens Jogginghose zu gedenken, indem sie einen Tag lang getragen wird, auch in der Öffentlichkeit. Gegen derartige Belästigungen gibt’s keinen Verfassungsartikel.
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Nach manchem Gespräch mit einem Menschen hat man das Verlangen, einen Hund zu streicheln, einem Affen zuzunicken und vor einem Elefanten den Hut zu ziehen. (Maxim Gorki)
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Reaktion eines Lesers auf die Behauptung, die Schweiz habe in Sachen Gesundheitswesen offenbar einiges gut gemacht: «Wer die Aufgeregtheit in den Medien verfolgt, kommt zum Schluss, dass (…) die Schweiz nur noch durch Motionen, Interpellationen, Initiativen, Basisbewegungen, Gesetzesnovellen, Revisionen, Demonstrationen und Untersuchungskommissionen gerettet werden könne. Das ist Unsinn. Es sind eben in erster Linie all die abgelehnten(!) Motionen und Begehrlichkeiten an unseren Staat, die unser System kräftig und gesund gemacht haben. Weniger Staat – dafür Eigenverantwor-
tung, das haben unsere Altvordern schon richtig gemacht.»
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In Israel gibt’s jetzt auch koschere Handys, mit denen man weder im Internet surfen noch SMS verschicken kann. Begründung: «Mit einem Klick kommt man auf schmutzige Seiten.» Dass es auch koschere Brillen gibt, deren Gläser vermilcht sind, damit man nicht sehen kann, was man nicht sehen will, wundert einen da nicht mehr.
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Herr Vasella hätte statt eines Vertrags über ein Konkurrenzverbot besser einen Werbevertrag über 12 Millionen (pro Jahr) abgeschlossen und im Fernsehen ein wenig Werbung gemacht für Novartis-Produkte. Dann hätte man ihn mit Roger Federer verglichen und festgestellt: bescheiden, der Herr, im Vergleich.
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Und das meint Walti: Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich mit mir selber spreche. Dann lachen wir beide.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 4 ■ 2013
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