Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse 115
Im Kanton Schaffhausen versuchten die um ihr Recht auf ärztliche Medikamentenabgabe kämpfenden Kolleginnen und Kollegen – Hausärzte und Spezialisten, geeint und sehr engagiert – ihre dental fokussierten Berufskollegen zum Mitmachen zu bewegen. Einige von ihnen mochten die Ärztegesellschaft denn auch gern unterstützen, bei andern hingegen stiess das Unterstützungsgesuch auf heftige Kritik: Die Zahnärzte seien vom SD-Verbot ohnehin nicht betroffen (das Gesundheitsgesetz sieht für Zahnärzte und Tierärzte tatsächlich eine Ausnahmeregelung vom generellen Verbot in den Städten vor), und ausserdem sei die SD zwar praktisch, aber nicht günstig und nicht sicher. Und der als Argument im Vordergrund stehende Hausärztemangel und die Schwierigkeiten, in Gemeinden mit SD-Verbot Nachfolger zu finden, hänge sowieso nicht mit der Medikamentenabgabe zusammen. Die sich gegen das Recht auf SD stellenden Zahnarztkollegen outeten sich fairerweise als befangen, nämlich mit Apotheker(in) in der Familie.
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Kollege H. bot den Zahnarztkollegen eine gelungene Analogie an. Sie sollten sich vorstellen, die Dentalhygieniker(innen) praktizierten in Zukunft alle selbstständig und erwirkten ein Verbot der DH in der Zahnarztpraxis, zum Beispiel unter dem Titel «Wer flickt, putzt nicht». Als Argument dienen könnte auch das Vier-Hände-Prinzip: Zwei Hände verderben weniger als vier. Oder so.
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Und jetzt auch noch das: Die Apotheker versuchen nicht nur, den Ärzten den Verkauf von Medikamenten weiterhin zu verbieten, nun winkt ihnen dank eines desinformierten Bundesrats sogar das Recht auf den Verkauf «rezeptpflichtiger» Medikamente – ohne
Rezept. Ganz im Sinne ihres Anti-SDSlogans «Wer verschreibt, verkauft nicht». Neu heisst der Slogan: «Verkaufen darf nur, wer nicht verschreibt» und wird so interpretiert: Apotheker verschreiben die Medikamente schliesslich nicht, sie verkaufen sie bloss. Man darf gespannt sein, was unsere FMH zu dieser Politgroteske zu sagen hat.
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Se non e vero … Der 12-jährige Bauernsohn kriegt bei der Einmündung vom Feldweg in die Landstrasse mit seinem Traktor die Kurve nicht und erschreckt einen entgegenkommenden Autofahrer dermassen, dass der ins Feld hinaus hottert und stecken bleibt. Nichts passiert, aber die Polizei erscheint. Die Aussprache zwischen Polizei, frühreifem Bauernsohn und dessen Vater ist heftig. Bis der Kleine entnervt heept, er sehe nicht ein, was das Theater soll, schliesslich «fahr ich jetzt sit drei Johr ufallfrei».
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Der typische Hardcore-Facebooker beim Check-in: «Herzlich willkommen bei uns. Ihr Zimmer ist im dritten Stock, der Fitnessraum und der Spa sind im ersten Stock, und Frühstück gibt es zwischen 6 und 10.30 Uhr.» – «Ja, ja, genug gelabert. Wie lautet der WLAN-Code?»
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Ratings, wir haben’s schon mehrfach moniert, dienen der Unterhaltung, besser noch der Befriedigung voyeuristischer Gelüste, und ganz sicher nicht der Aufklärung. Der rührige, Entertainment-erfahrene und allzeit TV-präsente Soziologieprofessor Kurt Imhof und sein Team haben die Medien geratet und arg kritisiert («Relevanzzunahme bei mangelnder Sachlichkeit und Einordnung»). Was Relevanz bedeutet, zeigen die Kritiker gleich selber, heisst
es doch in der Studie: «Die dichotome Anlage der Variable Temporalität mit den beiden Ausprägungen thematisch und episodisch erwies sich in der empirischen Umsetzung als nicht zufriedenstellend.» Dem … ääh … kann man zustimmen, oder …?
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Sage keiner mehr, «Bauer sucht Frau» sei reiner Voyeurismus und ohne jeden kulturellen Mehrwert für die Zuschauer. Mal ehrlich: Hätte jemand ohne die Sendung je erfahren, was ein Eierschalensollbruchstellenverursacher ist?
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Die Zürcher Polizisten werden neuerdings von Kollegen aus Nigeria bei ihren täglichen Einsätzen unter anderen gegen nigerianische Drogendealer begleitet. Die Gendarmen aus Schwarzafrika kommen aus dem Staunen nicht heraus. Werden die Drogendealer angehalten, behandeln sie die Polizisten «wie Dreck» (und nicht etwa umgekehrt!), werden sie verhaftet, weil man Kokain bei ihnen findet, sind sie gleichentags wieder frei, und man trifft sie am Folgetag wieder beim Dealen. Und wenn doch mal einer ins Gefängnis kommt, dann, so die nigerianischen Ordnungshüter, ist das besser als im Hotel bei ihnen daheim. Kurz: die Schweiz – ein Paradies für Kriminelle aus Nigeria. Bleibt zu hoffen, dass die afrikanischen Schugger zu Hause nicht allzu laut davon schwärmen.
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Und das meint Walti: Experten sind Männer, die 99 Stellungen kennen – aber keine einzige Frau.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 22 ■ 2012 1213