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Titel
Medien, Moden, Medizin
Untertitel
Kardiologie – Stents mit biologisch abbaubarer Beschichtung
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In einer Studie unter der Federführung des Berner Kardiologen Stephan Windecker hat sich ein neuer Stent bei Herz- infarktpatienten bewährt. Es handelt sich um einen mit der antikoagulatorischen Substanz Biolimus beschichteten Stent (drug eluting stent) aus einem biologisch abbaubaren Polymer, welches sich nach einer gewissen Zeit vollständig auflöst, sodass ein reiner Metallstent (bare metal stent) übrig bleibt.
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MEDIEN, MODEN, MEDIZIN

Kardiologie
Stents mit biologisch abbaubarer Beschichtung

Abbildung: Schematische Darstellung einer Stentstrebe mit Polymerbeschichtung (links), von welcher das Medikament (Biolimus) in die Gefässwand abgegeben wird. Die Beschichtung ist nur auf der vom Blutstrom abgewandten Seite aufgetragen. Das Polymer löst sich innerhalb von 6 bis 9 Monaten auf, und es verbleibt ein unbeschichteter Stent (rechts).
(Foto: Inselspital; Copyright Biosensors SA, Morges)

In einer Studie unter der Federführung des Berner Kardiologen Stephan Windecker hat sich ein neuer Stent bei Herzinfarktpatienten bewährt. Es handelt sich um einen mit der antikoagulatorischen Substanz Biolimus beschichteten Stent (drug eluting stent) aus einem biologisch abbaubaren Polymer, welches sich nach einer gewissen Zeit vollständig auflöst, sodass ein reiner Metallstent (bare metal stent) übrig bleibt.

Bis anhin blieb die medikamentenabgebende Schicht der Drug-Eluting-Stents bestehen. Das vollständige Verschwinden der medikamentenabgebenden Schicht könnte einen Vorteil haben. Es ist bekannt, dass bei Bare-Metal-Stents im Vergleich zu Drug-Eluting-Stents frühe Restenosen (im ersten Jahr) häufiger sind, spätere Restenosen bei BareMetal-Stents jedoch viel seltener vorkommen. Man nimmt an, dass die

verbleibende Polymerschicht der Drug-

Eluting-Stents dafür (mit-)verantwort-

lich sein könnte. Der neue Stent könnte

insofern die Vorteile eines Drug-Elu-

ting-Stents kurz nach dem Einsetzen

bieten, um sich später in einen Bare-

Metal-Stent zu verwandeln.

In dieser Studie ging es um einen Ver-

gleich des neuen Stents mit einem Bare-

Metal-Stent in den ersten 12 Monaten

nach dem Einsetzen des Stents bei Herz-

infarktpatienten mit STEMI (ST-seg-

ment elevation myocardial infarction).

1161 Patienten an 11 Spitälern in

Europa und Israel erhielten entweder

den Biolimus-Stent oder einen Bare-

Metal-Stent. Wie bei den konventionel-

len Drug-Eluting-Stents im Allgemei-

nen zu erwarten, waren die schweren

kardialen Ereignisse mit dem Biolimus-

Stent seltener (4,3% vs. 8,7%), auch

Restenosen waren seltener (0,9% vs.

2,1%). Bei den kardial bedingten

Todesfällen gab es mit zirka 3 Prozent

keine statistisch signifikanten Unter-

schiede zwischen beiden Gruppen.

Ob der Biolimus-Stent langfristig bes-

ser abschneidet als andere Drug-Elu-

ting-Stents, wird sich erst in künftigen

Studien zeigen.

RBO❖

Räber L et al.: Effect of Biolimus-Eluting Stents With Biodegradable Polymer vs. Bare-Metal Stents on Cardiovascular Events Among Patients With Acute Myocardial Infarction. JAMA 2012; 308(8): 777–787.

Gentherapie
Zulassung der ersten Gentherapie in Europa?

Mit einem positiven Votum für die Anwendung von Glybera® (Alipogene Tiparvovec) bei einem genetisch bedingten Defekt der Lipoproteinlipase hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) den Weg für die Zulassung des ersten gentherapeutischen Medikaments in Europa bereitet. Bei familiärer Lipoproteinlipase-Defizienz (LPLD) kommt es durch den Ausfall des lipidabbauenden Enzyms zu extrem hohen Lipid- und Triglyzerid-

konzentrationen im Blut. Eine Folge sind rezidivierende, schwere Pankreatitisattacken. LPLD ist eine sehr seltene Erkrankung mit einer Prävalenz von 1 bis 2 Fällen pro 1 Million Personen. Glybera® ist ein virusähnliches Partikel, das ein funktionierendes LPL-Gen trägt. Es handelt sich um einen adenoassoziierten viralen Vektor, der so modifiziert wurde, dass seine Replikation nicht mehr möglich sein sollte. Das Agens wird intramuskulär gespritzt, sodass dort der Abbau der Nahrungsfette erfolgt. Ob diese Therapie auch

langfristig Erfolg hat, ist noch offen. Die erste Zulassung eines gentherapeutischen Agens dürfte jedenfalls auch weiteren, ähnlichen Vektoren bei anderen Erkrankungen, wie beispielsweise der Hämophilie, den Weg bereiten.
RBO❖
Pressemitteilung der EMA vom 20. Juli 2012

862

ARS MEDICI 17 ■ 2012

Schnarchen
Schlafapnoe auch bei Frauen häufig

Schnarchen und Schlafapnoe gelten als typisch männlich, sind aber auch bei Frauen nicht selten. Das ergab eine schwedische Studie mit 400 zufällig ausgewählten Frauen im Alter von 20 bis 70 Jahren. Die Anamnese per Fragebogen und eine Polysomnografie ergab bei jeder zweiten eine obstruktive Schlafapnoe (Apnoe-Hypopnoe-Index ≥5); 20 Prozent hatten mittelschwere, 6 Prozent schwere Symptome. Schlafapnoe war mit höherem Alter, Adipositas und Hypertonie assoziiert, aber nicht mit Tagesschläfrigkeit.

Schwere Schlafapnoe (Index ≥ 30) hatten

14 Prozent der Frauen zwischen 55 und

70 Jahren und 31 Prozent der Frauen mit

Adipositas (BMI >30) zwischen 50 und 70

Jahren.

Die Autoren raten dazu, bei Frauen mit

Hypertonie oder Adipositas an eine mögliche

Schlafapnoe zu denken, auch wenn keine

Tagesschläfrigkeit besteht.

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Franklin KA, Sahli C, Stenlund H, Lindberg E: Sleep apnoea is a common occurrence in women. Europ Resp J 2012, online first 16 Aug 2012, DOI: 10.1183/09031936. 00212712

Donate A Plate® – Solidarität für Frauen mit Brustkrebs

RÜCKSPIEGEL
Vor 10 Jahren
Fondaparinux
Im September kommt in der Schweiz das erste synthetische Pentasaccharid zur Antikoagulation auf den Markt, nachdem es Anfang 2002 in den USA, im März in Europa und im Juli auch in der Schweiz zur Prophylaxe venöser Thromboembolien nach grösseren orthopädischen Operationen, wie beispielsweise Hüftgelenksersatz, zugelassen worden war.
Vor 50 Jahren
Pockenimpfung
Die WHO berichtet, dass die Todesfälle durch Pocken von weltweit über 300 000 im Jahr 1950 auf knapp 60 000 im Jahr 1960 zurückgegangen sind. Das wird als grosser Erfolg des weltweiten Impfprogramms gewertet. Ende der Siebzigerjahre werden die letzten Pockenfälle weltweit registriert. 1980 wurde die Welt

In der Schweiz erkranken jährlich über 5000 Frauen an Brustkrebs, jede neunte ist in ihrem Leben direkt betroffen. Die nationale Solidaritätsaktion «Donate A Plate» will mit Porzellanschalen ein Zeichen für Frauen mit Brustkrebs setzen und die breite Öffentlichkeit sensibilisieren. Der Kauf einer Porzellanschale für 44 Franken generiert eine Spende von 15 Franken, die der Krebsliga Schweiz sowie den beiden Vereinen Leben wie zuvor und Savoir Patient zugute kommt. Die Schale symbolisiert das Weibliche und Soziale: Sie schützt und bewahrt, was sich darin befindet, und ist meistens dort, wo Menschen sich austauschen, essen und diskutieren. Die eigens dafür angefertigten Schalen, die von den vier Schweizer Künstlern

Eric Andersen, Arthur David, Paula Troxler und Ikou Tschüss designt und in der Porzellanfabrik Langenthal produziert werden, sind ab Oktober 2012 erhältlich. Verschiedene Unternehmen, Spitäler und Brustkrebszentren wirken bei dieser Spendenaktion mit. Ärzte zeigen ihre Solidarität gegenüber Patientinnen und Angehörigen, indem sie eine Schale in der Praxis aufstellen und mit Flyern über die Aktion informieren. Als Anbieter von innovativen und zielgerichteten Therapiemöglichkeiten bei Brustkrebs unterstützt Roche Pharma (Schweiz) AG das Projekt. RED❖
Bezugsmöglichkeiten: Internet: www.donateaplate.ch, E-Mail: order@donateaplate Tel. 044-227 11 31, Fax 044-227 11 18 Direktverkauf im Laden: Sibler, Einzigart, stilhaus

als pockenfrei erklärt. Das Foto (CDC) wurde 1969 während einer Impfkampagne in Niger aufgenommen.

Vor 100 Jahren
Pylorusstenose

Conrad Ramstedt entwickelt eine neue Operations-

methode, um Säuglinge mit Pylorusstenose zu retten.

Bis zu diesem Zeitpunkt wies diese Erkrankung eine

Mortalitätsrate von 50 bis 75 Prozent auf. Bei der Ope-

ration wird der Pylorus durchtrennt, wobei gleichzeitig

darauf geachtet wird, die Schleimhaut so wenig wie

möglich zu schädigen. Diese OP wird bis heute in ähn-

licher Weise durchgeführt..

RBO❖