Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse 115
Die Olympischen Spiele 2012 sind Vergangenheit. Es waren erstaunlich spannende, friedliche, wenn auch für die Schweiz nur beschränkt erfolgreiche zweieinhalb Wochen. Mit ein paar Sportarten, über deren Olympiatauglichkeit man eher staunt. Etwa, wenn erwachsene Menschen auf «Kindervelos» wie die Irren einen gewellten Hügel hinunterstrampeln (BMX, seit 2008 olympisch). Oder wenn sich nette Menschen bemühen, mit dem blutten Fuss einem helmbewehrten Gegner (oder einer Gegnerin) auf den Kopf oder ersatzweise in die Rippen zu hauen. Warum es ausgerechnet diese typisch koreanische Kampfsportart namens Taekwondo (wobei nicht mal die Schreibweise einheitlich ist) geschafft hat, olympisch zu werden, wird das Geheimnis lobbyierender Funktionäre bleiben.
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Bedauernd nimmt man angesichts solcher Exotik zur Kenntnis, dass Tauziehen ausser Mode geraten ist (war immerhin olympische Disziplin bis 1920). Ebenso wie Seilklettern (bis 1932 olympisch) und Softball (erst 2008 wieder abgesetzt), sportliche Betätigungen, die wir Schweizer bestens aus dem Schulturnen kennen. Auch im Kunstreiten (Voltigieren, 1920) hätten wir vermutlich mehr Chancen als in den öden Kanurennen für Männer und Frauen im Kanadier oder im Kajak, allein, zu zweit, zu viert, über 200, 500 oder 1000 m. Ja, da purzeln die Medaillen zuhauf einigen wenigen Nationen zu.
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Schade, dass es in der Vergangenheit zwar Segelflug, Rollhockey, Wasserski, Budo (eine japanische Kampfsportart) oder Glima (eine isländische Art des Ringens), nicht aber Schwingen, Hornussen, Unihockey oder wenigstens Orientierungslauf bis zur olympischen
Demonstrationssportart geschafft haben. Würden die olympisch, sähe der Medaillenspiegel garantiert anders aus. Dann könnte die Schweiz vielleicht mit der Ukraine, Kasachstan oder Kuba mithalten und müsste sich nicht von Dänemark, Aserbeidschan und Äthiopien schlagen lassen.
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Roger «Federal» Federer und Nicola Spirig erlösten die Schweiz vor ihrer Angst, die Olympischen Spiele ohne (Gold-)Medaille beenden zu müssen. Wie so oft zeigt sich die Grösse aber nicht beim Gewinnen, sondern beim Verlieren. Während Juan Martin del Potro nach dem Verlieren des «historischen» Matches trotz seiner Grösse von 1,98 m ein untröstliches Häufchen Elend war, lachte die nach dem verlorenen «historischen» Finish – sie verlor nach fast zwei Stunden Schwimmen, Radfahren und Laufen bloss um wenige Hundertstelsekunden – auf den zweiten Platz versetzte Schwedin Lisa Norden: Nicola Spirig sei eine würdige Siegerin, und sie sei stolz, neben ihr auf dem Podest stehen zu dürfen. Chapeau!
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Nicht vermissen wird man nach Abschluss der Londoner Spiele die sich im Feixen und Grimassieren vor dem Start gegenseitig überbietenden Leichtathleten. Usain Bolt hats eingeführt; die andern haben offenbar nicht gemerkt, dass es nicht genügt, noch dümmlichere Faxen zu machen, um schneller zu rennen.
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Rankings nicht nur bei Olympia. Meinungsforscher haben wieder einmal nach den beliebtesten Schweizer Städten geforscht. Und wie könnte es anders sein: Bern sei die beliebteste Stadt, meinten 16,3 Prozent der Befragten.
An zweiter Stelle folgt Luzern, und Zürichist die Nummer drei, mit immerhin 9,9 Prozent der Stimmen. Am Schwanz der Rangliste: Aarau. Schaffhausen liegt in der Mitte, an 11. Position. Wetten, dass 80 Prozent der Befragten je weder in Schaffhausen noch in Aarau waren!
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Natürlich gibt es (subjektive) Unterschiede zwischen Städten. Ein Basler geht etwas weniger schnell und gibt sich nicht gestresst; er hatte eine «Sitzung». Der Zürcher hingegen kommt direkt von einem «Meeting» oder einem «Event» herbeigeeilt – auch wenn das nur ein Kaffee im Starbucks mit einem Kollegen war.
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Marylin Monroe starb vor ziemlich genau 50 Jahren. Sie wäre jetzt 86 Jahre alt. Schade, aber vielleicht blieben ihr so allerlei verunstaltende Schönheitsoperationen, Krebs und Alzheimer erspart. Geblieben sind von ihr nur schöne Fotos und Filme und ein paar pikante Geschichten. Und einige Zitate. Wie etwa: «Your clothes should be tight enough to show you are a woman, but loose enough to show you are a lady.»
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Eric aus M. schreibt: «Katja (;–(!!!) meint, ausgerechnet ICH leide unter dem ‹Satzzeichen-Tourette›! Verstehe ich gar nicht ..??!!!! Aber gut … (!!) Das finde ich ECHT WITZIG und kann ganz gut damit leben. :-,,???!!!! ..,; LG Eric»
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Und das meint Walti: Ich bin nicht faul, ich bin wohlfühlorientiert.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 16 ■ 2012
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