Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse 115
Die Ablehnung einer Vorlage einer politischen Partei als Sieg und andern Parteien als Niederlage zuzuordnen, ist zwar üblich, die Managed-Care-Vorlage allerdings widersetzt sich diesem Schema. Die SP war mehrheitlich dagegen. Ein Sieg der Linken ist die Ablehnung dennoch nicht. Genauso wenig wie einer der ebenfalls Nein-stimmenden SVP. Managed Care war eine Vorlage der linken wie der (leider zahlreichen) bürgerlichen Etatisten. Insofern wäre die Ablehnung am ehesten den Liberalen als Sieg zuzuordnen – wenn nicht ausgerechnet die am heftigsten dafür plädiert hätten. Das Gesundheitswesen leistet sich eben seine ganz eigenen Paradoxien.
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Also doch, wenn’s schon das Schweizer Fernsehen bestätigt: Herr Hildebrand war gar nicht so ein guter Nationalbankpräsident; er hat unnützerweise Dutzende von Milliarden Euro versemmelt. Und er hat tatsächlich mit Devisen gehandelt – wenn auch mit für seine Verhältnisse lächerlichen Beträgen (was sind schon 400 000 Dollar für den Schweizer Top-Banker?). Schlimmer: Er hat gelogen. Bei der ersten Pressekonferenz, als er behauptete, sein Name sei Hase und er stattdessen seine Frau vorschob, aber auch bei der zweiten, als er verschwieg, dass der Bankrat ihn zum Rücktritt gezwungen habe.
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Hildebrands wichtigstes Plus in der Angelegenheit – in der Schweiz ein gewichtiges Plus, das einen vor mancher Unbill schützt: Christoph Blocher
war sein Feind. Und da es in der Politik nicht nur heisst: «Der Freund meines Freundes ist mein Freund», sondern vor allem: «Der Feind meines Feindes ist mein Freund», glaubte man dem Nationalbank-Sonnyboy jeden Unsinn.
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Ein weiteres Plus: die Körpergrösse. Amerikanische Forscherinnen haben festgestellt, dass jeder Zoll (= 2,54 cm) an zusätzlicher Körpergrösse das Einkommen um 2 Prozent erhöht (in Deutschland sind es pro Zentimeter 0,06 %). Die Studie ist umstritten. Die Forscherinnen wurden mit Protesten eingedeckt – vornehmlich von kleinen Männern.
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Östliche Weisheit: An Ärger festhalten ist, wie wenn du ein glühendes Stück Kohle festhälst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen – derjenige, der sich dabei verbrennt, bist du selbst.
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Gespräch über die Freiheit. Es meint Kollege A: Wirkliche Freiheit heisst, frei sein vom Zwang, arbeiten zu müssen, nur das zu tun, was man will, und wenn schon arbeiten, dann nicht für andere, sondern nur für sich selber. Oder: mit seiner Arbeit nichts verdienen zu müssen, sondern sich notfalls vom Staat subventionieren zu lassen – entsprechend der Vorstellung eines «bedingungslosen Grundeinkommens». Es meint Kollege B: So frei sein kann nur, wer sich die Freiheit nimmt, die anderen für einen bezahlen zu lassen.
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Es ergänzt Kollege C: Auch Kulturförderung basiert häufig auf dem Anspruch der Geförderten, diejenigen, für die sie meist gar keine Kultur schaffen möchten, für eben diese Kultur bezahlen zu lassen.
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Die Piratenpartei ist bereits wieder auf dem absteigenden Ast, weil sie peinlicherweise immer wieder zugeben musste, gar kein Parteiprogramm zu haben. Dabei macht sie das eigentlich erst sympathisch. Programme bedeuten in der Regel neue Regeln. Natürlich, so meint jede Partei, bessere und gerechtere, aber eben doch Regeln. Eigentlich kann uns nichts Besseres passieren als eine Partei ohne Programm.
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Und das meint Walti: Das Leben ist wie Sauerkraut; wohl dem, der es gut verdaut.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 12 ■ 2012
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