Transkript
EDITORIAL
Die Managed-Care-Vorlage ist Geschichte. Kein Grund, sich zu grämen. Aber auch keiner für
Häme. Denn kein Zweifel: Die Befürworter hatten genauso eine sichere, gute und kostengünstige medizinische Versorgung vor Augen wie die, so will einem scheinen, etwas realistischeren Gegner. Und Netzwerke werden sich auch ohne staatliches Diktat entwickeln. Lediglich von den Führungspersonen der Schweizer Hausärztegesellschaft darf man ein ganz klein wenig Selbstkritik erwarten. Hat es sich wirklich gelohnt, zu verhindern, dass die
von einem Deutschschweizer und hoffentlich weniger etatistischen Präsidenten geführt – weiterhin für die ärztliche Medikamentenabgabe in ihrer bisherigen Form einsetzt und sich gegen die Einheitskasse stemmt. Etwas weniger locker nimmt das Abstimmungsresultat die ASK, die Allianz Schweizer Krankenversicherer. Sie behauptet glatt: «Das Nein zu Managed Care ist auch ein Nein zu einem effizienteren Gesundheitswesen.» Das kann wohl nur behaupten, wer von vermehrtem Managementaufwand und forcierter Ökonomisierung eine Effizienzsteigerung erwartet. Diese Hoffnung hätte sich wohl für den die Ärzte inzwischen bei jeglicher Tätigkeit begleitenden, beratenden und kontrollierenden Tross
Ein guter Tag
eigene Basis an einer Urabstimmung ihre Meinung kundtun konnte? Sicher, eine Mehrheit der Hausärzte hätte sich gegen die Ja-Parole und damit gegen ihre eigene Führung ausgesprochen. Aber wäre das wirklich so schlimm gewesen? Die FMH hat’s jedenfalls überstanden. Und sie reagiert nun pragmatisch: Es gilt, den morbiditätsbasierten Risikoausgleich zu realisieren, eine Lockerung des Vertragszwangs zu verhindern und die hausärztliche Grundversorgung von Administration zu entlasten und mit (auch finanziellen) Anreizen zu fördern. Zu hoffen ist, dass sie sich – demnächst
von Ökonomen und meist selbsternannten Qualitäts- und Optimierungsfachleuten erfüllt. Für die Patienten (und die Ärzte) sicher nicht. In diesem Sinn: Der 17. Juni war für die FMH, die Hausärzte und die Patienten ein guter Tag. Auch in Sachen Effizienz.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 12 ■ 2012
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