Transkript
BERICHT
BPH-Management weist Schwachstellen auf
Aber es gibt auch viel Potenzial für einfache Massnahmen zur Optimierung
27. Jahreskongress der EAU Satellitensymposium GlaxoSmithKline: «Evidence and rationale for initial treatment of patients with symptomatic BPH at risk of progression». Pressegespräch GlaxoSmithKline, 25. Februar 2012.
Männer sprechen nicht ohne Weiteres über LUTS (lower urinary tract symptoms) als Folge einer BPH. Auch dann nicht, wenn das Problem immer mehr Bereiche im Alltag tangiert und die Lebensqualität spürbar abnimmt. Doch auch Ärzte tendieren offenbar dazu, eher einen Bogen um dieses heikle Thema zu machen.
RENATE WEBER
Die Situation in Europa Noch immer viel zu häufig wird stillschweigend über das Thema «Prostatabeschwerden» hinweggegangen – obwohl in Europa 24 Millionen Männer über 50 Jahre mit anfänglich lästigen, im Verlauf jedoch zunehmend belastenden Miktionsproblemen im weitesten Sinne konfrontiert sind. Die bekannten klinischen BPH-Manifestationen (schwacher Harnstrahl, Harnstottern, unvollständige Blasenentleerung, Nachträufeln, imperativer Harndrang, Pollakisurie und Nykturie) schlagen sich auf die Lebensqualität nieder, erklärte Prof. Dr. Mark Emberton (London) und zählte eine lange Liste von Auswirkungen der LUTS/BPH auf: ❖ Die Symptome verursachen eine si-
gnifikante Verschlechterung der Le-
bensqualität durch Unterbrechung des Schlafs, Beeinträchtigung bei beruflichen Aktivitäten, in der Partnerschaft, in der Freizeit und im Sexualleben und durch Angstgefühle und Scham. ❖ Die Symptome haben negative Auswirkungen auf die Lebensqualität der Partnerinnen. ❖ Bei der BPH handelt es sich um ein chronisch progredientes Leiden, und unbehandelt kommt es zur allmählichen Symptomverschlechterung mit den Risiken für ernste Langzeitkomplikationen wie akuter Harnverhalt oder Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs. ❖ Bei entsprechendem Schweregrad leiden auch die persönlichen Beziehungen: Betroffene vermissen körperliche Intimität. Es kommt zu Vermeidungsverhalten und sozialem Rückzug. Partner werden sich fremd, man redet nicht «darüber», es entstehen Missverständnisse und Konflikte.
Abbildung: Durchschnittliche Veränderungen der LUTS/BPH-Symptomatik in der CombATStudie unter der Kombination Dutasterid/Tamsulosin und den beiden Monosubstanzen (IPSS: International Prostata Symptom Score).
Trotz dieser umfassenden Beeinträchtigung warten Männer im Durchschnitt etwa zwei Jahre, bis sie endlich einen Arzt ansprechen. Das ist an sich nicht erstaunlich, da knapp zwei Drittel überzeugt sind, dass sie sich mit dieser «Alterserscheinung» arrangieren müssen. Dabei ist der Leidensdruck vergleichbar mit demjenigen von Patienten mit Asthma oder Epilepsie. Der britische Experte verwies auf Studiendaten, die gezeigt haben, dass 66 Prozent der Männer, die ihren Hausarzt wegen LUTS aufsuchen, eine benigne Prostatahyperplasie aufweisen. Bei 80 Prozent bestehen moderate bis schwere Symptome, 46 Prozent hatten einen PSA-Wert > 1,5 ng/ml, und 3 von 4 wiesen eine deutlich vergrösserte Prostata auf.
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ARS MEDICI 12 ■ 2012
Therapeutische Optionen
bei LUTS/BPH
Für die Behandlung von belastenden
Prostatabeschwerden kommen in ers-
ter Linie Alphablocker und 5-Alpha-
Reduktase-Inhibitoren (5-ARI) infrage,
aber auch Anticholinergika können als
Kombinationspartner sinnvoll sein, er-
klärte Prof. Emberton. In den EAU-
Guidelines von 2011 wird für das
Management von symptomatischen
BPH-Patienten mit Progressionsrisiko
(vergrösserte Prostata, PSA > 1,5 ng/ml,
Alter > 50 Jahre) eine duale Therapie
mit einem Alphablocker plus 5-ARI
wie Tamsulosin plus Dutasterid emp-
fohlen (Duodart®).
Die 4-Jahres-Resultate der zulassungs-
relevanten Studie CombAT (The Com-
bination of Avodart and Tamsulosin)
belegen den Nutzen der dualen Strate-
gie. In diese randomisierte, multizentri-
sche Doppelblindstudie wurden Män-
ner > 50 Jahre mit moderater bis
schwerer BPH und erhöhtem Progres-
sionsrisiko aufgenommen (n = 4844).
Weitere Einschlusskriterien waren
IPSS > 12, Prostatavolumen > 30 ml,
PSA-Wert 1,5 bis 10 ng/ml. Sie wurden
über 48 Monate mit Dutasterid/Tam-
sulosin oder mit Dutasterid oder Tam-
sulosin allein behandelt. Primärer End-
punkt war die Zeit bis zum Auftreten
eines akuten Harnverhalts oder der
Notwendigkeit eines operativen Ein-
griffs wegen der BPH.
Im Hinblick auf wichtige Erfolgskrite-
rien erwies sich die Kombinationsthe-
rapie als signifikant überlegen:
❖ Abnahme der BPH-Symptome (er-
fasst mit dem IPSS) (Abbildung)
❖ Nachlassen von Miktionsproblemen
und verbesserte Speicherkapazität
der Blase
❖ Geringeres Risiko für eine klinische
Progression.
Darüber hinaus wurde das relative
Risiko für einen akuten Harnverhalt
und/oder eine chirurgische Interven-
tion signifikant vermindert (relative
Risikoreduktion 65,8%). Und last,
but not least überzeugte die Kombina-
tion durch eine signifikant überlegene
Patientenzufriedenheit und gute Ver-
träglichkeit.
❖
Renate Weber
Symposium für die Praxis Rheuma Top 2012
23. / 24. August 2012 Seedamm Plaza, Pfäffikon SZ Allgemeine Informationen
Detailliertes Programm www.mepha.ch/de/Fachpersonen/Events/Pages/ RheumaTop_Symposium2012.aspx Anmeldung ■ Online: www.rheuma-schweiz.ch oder www.mepha.ch ■ Telefonisch: 061 705 44 00 ■ Anmeldeschluss: 17. August 2012 Credits Die Credits sind bei den Fachgesellschaften beantragt. Kosten Fortbildung 11/2 Tage inkl. Verpflegung und Apéro am Donnerstag CHF 250.00. Workshop Bitte anmelden, die Platzzahl ist beschränkt!
UniversitätsSpital Zürich
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