Transkript
ROSENBERGSTRASSE
Rosenbergstrasse 115
Es gibt zwei Möglichkeiten, die Umgebung mit Tönen zu terrorisieren: Mit Lärm einerseits, und mit Klagen über zu grossen Lärm andererseits. Der Streit um den Flughafen Zürich zeigt es. Wie sagte der deutsche Innenminister Ramsauer sinngemäss? Über die Lärmmessungen konnten wir uns nicht einigen, über die Zahl der Flüge gibt’s hingegen keine Diskussionen, die kann man zählen. Voilà! Der Lärm spielt keine Rolle, wichtig ist, was man sehen und zählen kann. Logisch zu Ende gedacht bedeutet das Verhandlungsergebnis zwischen Schweiz/Flughafen und Deutschland: 100 000 lautlose Flüge wären verboten, 80 000 Überflüge mit Phon-Monstern wären erlaubt. Dümmer geht’s nümmer.
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Fast alle wollten wir schon mal «bella figura» machen. Jedenfalls wir Männer. Wer kennt nicht den besonders eleganten Schwung auf der Buckelpiste im Blickfeld hübscher Skischülerinnen? Dumm nur, wenn der Schwung mit dem Kopf im Schnee und damit Bella Figura in Peinlichkeit endet. Wenn der Köpfler vom 3-Meter-Brett im Beisein der Angebeteten zum dumben Platscher wird. Wenn der Rückwärts-Einparkversuch in die herausfordernd enge Parklücke vor den Augen interessierter Damen mit einem hässlichen Blechknirschen endet. Auch Herr Schettino in GalaUniform, mit Bella Ragazza an der Seite und lässiger nächtlicher Sonnenbrille wollte doch nichts weiter als das, was alle Männer wollen und alle Italiener erst recht: Bella Figura machen. Leider kam auch ihm ein Knirschen (von Stahl auf Fels) dazwischen. Dass er dabei vor Schreck ausrutschte und in ein Rettungsboot fiel, das ihn gegen seinen Willen an Land in Sicherheit brachte – nun ja, Bella Fortuna kann jedem passieren.
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auf eine Grundfläche von 290,2 mal 35,5 Meter und, da auf dem Meer schwimmend (in der Regel wenigstens), dem Gedränge nicht entfliehbar – Ferien zu machen?
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Die Hildebrand-Weltwoche-WidmerSchlumpf-Blocher-Geschichte bot viel Anschauungsunterricht zum Umgang mit Macht und vielen die Gelegenheit, viel Gescheites zu zitieren. Beispielsweise: «Es gibt für die Macht und die Mächtigen nichts Bedrohlicheres als die Transparenz.»
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Die Machtstrategien systematisch und völlig unzimperlich aufgearbeitet hat übrigens Robert Greene in seinem Buch «The 48 Laws of Power». Von den 48 Gesetzen sind einige ganz besonders beherzigenswert, wenn man’s nach oben schaffen oder Krisen durchstehen will. Etwa: «Halte deine Absichten stets geheim.» Oder: «Sage immer weniger als nötig.» Oder: «Brauchst du Hilfe, appelliere an den Eigennutz.» Sehr zu empfehlen auch: «Gib dich wie ein Freund, aber handle wie ein Spion.» Oder für die Martialischen: «Erschlage den Hirten, und die Schafe zerstreuen sich.» Keine schlechten Ratschläge auch: «Vergiss, was du nicht haben kannst: Es zu ignorieren ist die beste Rache.» Und nicht zuletzt: «Entwaffne dein Opfer mit gezielter Ehrlichkeit und Grosszügigkeit.»
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Von Greenes Vorbild Macchiavelli stammt angeblich der Satz: «Du brauchst einen guten Freund, um ganz nach oben zu kommen. Wenn du oben bist, ist er der Erste, der weg muss.»
vanten Themen sind: Anders als bei den Medikamenten möchte eine Mehrheit der Räte bei den Büchern keinen Maximal-, sondern einen Minimalpreis festsetzen. Die Buchpreise sollen also gebunden werden. Hehre Absicht: Man will das Buch schützen. So steht das. Aber was heisst das? «Das Buch» ist am besten geschützt in einer Folie, aber das ist vermutlich nicht gemeint. Was oder wen also will man schützen? Die Leser(innen)? Kaum, denen mutet man mit der Buchpreisbindung ja einen höheren Preis zu als nötig. Die kleinen Buchhandlungen? Das würde nur funktionieren, wenn die jungen Leute ihre Bücher künftig nicht über amazone.de bestellen würden, weil sie dort viel billiger sind und dieser Einkaufsweg eh nicht zu kontrollieren ist. Also allenfalls die Verlage? Das noch am ehesten. 80 Prozent der Bücher entstammen deutschen Grossverlagen. Die werden sich freuen.
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Es meinte Milton Friedmann, Wirtschaftsnobelpreisträger: Eine staatliche Lösung eines Problems ist meistens genauso schlimm wie das Problem selber und macht es oft noch schlimmer.
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Und das meint Walti: Unvorsichtige Elektriker werden schnell zu leitenden Angestellten.
Richard Altorfer
Was ist das eigentlich für ein Reiz, der die Leute dazu bewegt, in einer Kleinstadt von der Grösse eines aufstrebenden Schweizer Dorfs – zusammengestutzt
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Wenn wir schon mal bei medizinisch oder gesundheitspolitisch wenig rele-
ARS MEDICI 2 ■ 2012
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