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EDITORIAL
Man darf gespannt sein, wie die Ärzteschaft auf die Meldung «Apotheken testen mit Medgate
und Helsana ein integriertes Versorgungsmodell» reagiert. Denn die Medienmitteilung enthält Sprengstoff: «Der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse, das Schweizer Zentrum für Telemedizin MEDGATE und der Kranken- und Unfallversicherer Helsana starten ein Pilotprojekt mit einem zukunftsweisenden Versorgungsmodell. Unter dem Namen netCare werden ab April 2012 rund 200 Apotheken ihre Leistungspalette mit neuartigen telemedizinischen Leistungen ergänzen.» Das klingt geradezu harmlos
Die Zeit drängt. Die Ärzteschaft muss eine Antwort finden auf diesen Angriff der Apotheker und Versicherer auf die Grundversorgung. Dass die Apotheker nicht qualifiziert sind für medizinische Konsultationen, steht ausser Frage. Dass die nationale Politik in der Vergangenheit alles getan hat, um die Hausarztmedizin zu schwächen, ist sattsam bekannt. Dass wir deswegen in einen Hausärztemangel hineinlaufen ebenso. Was tun in dieser Situation? Das Feld den Nurse Practitioners überlassen, den Physician Assistants nach amerikanischem Vorbild oder eben den Apothekern? NetCare lockt mit Kosteneinsparungen und einem niederschwelligen Angebot. Dass das Modell am Ende des Tages nicht Kosten sparen wird, weil Apotheker und Videoarzt die Patienten weder untersuchen noch bei Bedarf mit Labor oder
Kümmert’s niemanden?
im Vergleich zum entscheidenden Satz: «Grundlage von netCare bildet die Tatsache, dass der Apotheker als qualifizierte und anerkannte Medizinalperson medizinische Leistungen erbringen kann.» Der nachfolgende Zwischentitel fasst die Grundversorgerzukunft zusammen: «Medizinische Konsultation in der Apotheke». Begründet wird dieser Einbruch in die Grundversorgerdomäne unter anderem mit dem Hinweis auf den «prognostizierten Rückgang bei den Hausärzten, die steigende und kostentreibende Belastung von Notfallzentren mit Bagatellfällen». Hier will netCare ja nur helfen und bietet der Bevölkerung die Möglichkeit, «unkompliziert und rasch gesundheitliche Fragen im Rahmen einer Erstkonsultation in der Apotheke beurteilen zu lassen».
Röntgen abklären können wie das der persönliche Hausarzt macht – kümmert niemanden? Dass einfach zwei weitere Akteure ohne Zusatznutzen am Patienten mitverdienen – kümmert niemanden? Dass es gescheiter wäre, mehr Hausärzte auszubilden – kümmert niemanden?
Richard Altorfer
ARS MEDICI 1 ■ 2012
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