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Rosenbergstrasse 115
Denken auch Sie ab und zu, wenn Sie gleichaltrige Leute anschauen: «Gut, dass ich nicht auch so alt aussehe?» Nun ja. Dann interessiert Sie vielleicht die Erzählung von Sonja: Sie ist, wenn auch nicht ganz neu, doch immer wieder der reine Horror – für unsereiner: «Ich sass im Wartezimmer bei meinem neuen Zahnarzt. An der Wand hing ein Diplom mit seinem vollen Namen. Plötzlich erinnerte ich mich an einen grossen, gut aussehenden, dunkelhaarigen Jungen aus meiner GymiKlasse von vor etwas mehr als 30 Jahren. Könnte das derselbe Junge sein, den ich damals so scharf fand? Ich schaute ihn genauer an – und begrub diesen Gedanken sofort wieder. Das da war ein alternder Mann mit schütteren grauen Haaren, tiefen Falten im Gesicht, viel zu alt, um mein ehemaliger Klassenkamerad zu sein. Nachdem er meine Zähne angeschaut hatte, frage ich ihn aber doch, ob er ins Gymi gegangen sei. Völlig überrascht antwortete er: ‹Ja ..., äh, ja ich war dort.› ‹Wann haben Sie denn die Matur gemacht?›, fragte ich. ‹1975. Warum fragen Sie?› ‹Ja so was, dann waren Sie ja in meiner Klasse›, sagte ich. Er schaute mich etwas verwirrt an … – und dann fragte mich dieser alte, hässliche, fast glatzköpfige, zerknitterte, fettärschige Greis doch tatsächlich: ‹Und was für ein Fach haben Sie damals unterrichtet?›»
sie auch schuld an der Misere? Mitnichten. Schulden gemacht bis an den Rand des Ruins haben die Staaten beziehungsweise deren Regierungen. Sie allein. Die Spekulanten haben diese lange verheimlichte Tatsache – wenig sympathisch, aber vielleicht notwendig – lediglich allen überdeutlich gemacht, indem sie ihren Profit daraus gezogen haben. Aber wir wissens ja: Ursache und Wirkung sind oft nicht so recht auseinanderzuhalten.
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Deutlich gemacht haben die Spekulanten damit auch, dass staatlich gelenkte Ökonomie keineswegs erfolgreicher ist als private, im Gegenteil und aller Sündenbock-Schelte der Regierungschefs der europäischen Staaten zum Trotz.
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Der Gesundheitsökonom Slembeck ist schlau, wenn er über unser Gesundheitswesen sagt: «Allein durch das Weglassen von Unnötigem und Unwirksamem könnten gut und gern 10 Milliarden Franken eingespart werden.» Ob er auch klug genug wäre, jeweils im Voraus zu bestimmen, was unnötig und unwirksam ist?
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und Prozessverbesserungen 10 bis 15 Prozent der Kosten im Gesundheitswesen eingespart werden.» Da kann man eigentlich nur anmerken: Zweifellos wärens im BAG eher gegen 20 Prozent.
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Überdies: Wer «die übereinstimmenden Meinungen von Experten» bemüht, verrät in der Regel, dass seine Behauptung hoch spekulativ ist.
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Es zeigt sich immer wieder: Auf unseren Sinn für Risiken ist kein Verlass. Beim Wandern in den Bergen (nicht etwa beim Bergsteigen oder Klettern!) sterben jedes Jahr zirka 40 Personen. Erstaunlich eigentlich: Und niemand spricht von einem Wanderverbot. Noch nicht.
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Und dies zum Schluss: Weil sich Licht 1 Million mal schneller ausbreitet als der Schall, merkt man bei schönen Menschen meist erst spät, wie dumm sie schwatzen.
Richard Altorfer
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Spekulanten, die Staaten in den Ruin treiben, sind nicht sympathisch. Aber sind
Auch unser allseits unbeliebter Thomas Zeltner hatte sich dahingehend geäussert: «Nach übereinstimmender Meinung der Experten könnten durch Management-
ARS MEDICI 13 ■ 2010 509