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Editorial
Populismus kann sparen heissen. Oder Geld ausgeben. Je nachdem. Gehts um die Ärzteeinkommen, dann ist bei vielen Politikern in Bern (angefangen beim BAG) sparen angesagt, schliesslich zählt man die Ärzte auch heute noch generell zu den Gutverdienenden (Kaufkraftklasse 1) im Land. Dabei zeigen die Zahlen etwas anderes. Die Zürcher Ärztegemeinschaft zmed jedenfalls kommt bei den ihr angeschlossenen Hausärzten auf Umsätze von durchschnittlich 291 000 Franken jährlich (Teilzeitärzte durch Hochrechnung berücksichtigt), was bei einem Unkostenanteil von – konservativ gerechnet – 55 bis 65 Prozent ein
auszulichten und die Apothekendichte zu reduzieren. Trotzdem: Sparen beim fast schon als unanständig empfundenen Verkauf von Medikamenten klingt gut und ist vermutlich populär.) Federn lassen müssen die Hausärzte auch, wenn
Je nachdem …
durchschnittliches Reineinkommen von 100 000 bis 130 000 Franken bedeutet. Natürlich, keiner bestritte das, gibt es Kollegen auf dem Land, die bedeutend mehr verdienen. Bei 60 und mehr Stunden Arbeits- und Präsenzzeit allerdings und nicht selten unter Mithilfe der Ehefrau. Und selbstverständlich gibt es Spezialistenkollegen, die locker auf das Doppelte, Dreifache oder noch mehr kommen. Wenns ans Rupfen geht, sind allerdings die Hausärzte die ersten in der Reihe. Hausärzten mit Selbstdispensation will man durch Margenreduktion den (durch tiefere Taxpunktwerte im Tarmed längst kompensierten) Verdienst aus Medikamentenverkäufen kürzen. (Wobei zu sagen ist: Die Adressaten der geplanten Margenreduktion beim Medikamentenverkauf waren nicht eigentlich die Ärzte, sondern die Apotheker, die in den offenbar lukrativen Zentren der grossen Schweizer Städte ganze Cluster bilden. Die Ärzte sind lediglich der Kollateralschaden im Rahmen des politischen Auftrags, die Innenstädte
die Entschädigung fürs Praxislabor wie vorgesehen um 20 bis 30 Prozent gesenkt wird. Sofern sie überhaupt noch Federn haben. Aber selbstverständlich klingt auch das gut: weniger Geld für technische Leistungen, dafür mehr fürs ärztliche Gespräch. Das hat «man» (inklusive FMH) schon bei der Einführung des Tarmed versprochen. Nur nachher leider vergessen. Es gibt aber auch Bereiche, in denen es populärer ist, Geld auszugeben. Nicht sinnvoller, nicht wirksamer, nicht wirtschaftlicher – aber populärer. Zum Beispiel wenns darum geht, Leistungen der Komplementärmedizin in den Grundversicherungskatalog aufzunehmen. Populär ist in der Politik eben nicht klar definiert, es kann mal dies heissen oder mal das – je nachdem.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 19 ■ 2008 825