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Langzeitbeobachtungsstudie zur Fitness:
Dank Krafttraining länger leben und weniger Krebs erleiden?
Die gesundheitlichen Vorzüge eines Ausdauertrainings zur Förderung der kardiovaskulären Fitness werden schon länger nachdrücklich propagiert, und die entsprechenden Botschaften ans Publikum können sich auf die ausgezeichnete prognostische Kraft der kardiorespiratorischen Fitness für das Gesamterkrankungsrisiko und die Mortalität bei vielen Altersgruppen stützen. Demgegenüber ist die Datenlage für das Widerstandstraining zur Förderung der Muskelkraft weniger eindeutig. Zwar gab es bisher mehrere prospektive Studien, die eine inverse Assoziation zwischen Muskelkraft und Gesamtmortalität erkennen liessen. Sie stützten sich jedoch zumeist nur auf einen einfachen Handgrifftest, der nur eine kleine Muskelgruppe erfasst, dauerten relativ kurz und betrafen bloss Erwachsene ab 65 Jahren. Einen grösseren Ansatz hatte hingegen eine prospektive Kohortenstudie (Aerobics Centre Longitudinal Study, ACLS), deren Ergebnisse soeben im «British Medical Journal» online publiziert wurden (BMJ 2008:337:a439; doi:10.1136/bmj.a349). Die Studie umfasste 8762 Männer zwischen 20 und 80 Jahren, die sich einem gründlichen medizinischen Check-up an der Cooper Cli-
nic in Dallas, Texas, unterzogen. Die Muskelkraft wurde jeweils in verschiedenen Tests an verschiedenen Muskelgruppen standardisiert erfasst und die kardiorespiratorische Fitness in einem Belastungstest auf dem Laufband bestimmt. Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 18,9 Jahren waren 503 Todesfälle eingetreten, wovon 145 an Herzkreislauferkrankungen und 199 an Krebs. Die adjustierten Todesraten über zunehmende Terzilen der Muskelkraft zeigte für alle Todesursachen, kardiovaskuläre tödliche Ereignisse und Krebstodesfälle jeweils eine signifikante inverse Korrelation. Die statistische Beziehung zwischen steigender Muskelkraft und abnehmender Mortalität blieb auch erhalten bei Korrektur für diverse Kofaktoren wie Alter, körperliche Aktivität, Rauchen, Alkohol, BMI, Grunderkrankungen oder familiäre kardiovaskuläre Belastung. Das Muster der Beziehung zwischen Muskelkraft und Gesamtmortalität sowie Krebsmortalität blieb auch nach weiterer Adjustierung für die kardiorespiratorische Fitness erhalten, die Korrelation zu kardiovaskulären Todesursachen schwächte sich jedoch ab. Die Autoren betonen die inverse
und von der kardiovaskulären Fitness und
anderen Störfaktoren unabhängige Asso-
ziation zwischen Gesamt- und Krebsmorta-
lität bei Männern von jüngeren Jahren bis
ins hohe Alter sowie bei Normal- und Über-
gewichtigen. Noch müssen die Ergebnisse
aber auch bei Frauen bestätigt werden. Sie
sollten auch nicht als Aufforderung ver-
standen werden, das aerobe kardiovasku-
läre Fitness- durch Krafttraining zu erset-
zen. Krafttraining scheint aber hinsichtlich
des Sterberisikos neben demjenigen der
kardiovaskulären Fitness einen zusätzli-
chen Schutzeffekt zu bieten.
■
H.B.
Gesundheitskosten, Qualität und Outcomes im internationalen Vergleich
Indikator
Gesundheitsausgaben pro Kopf (2005), US $** Säuglingssterblichkeit auf 1000 Geburten (2005) Krebsmortalität auf 100 000 Einw. (2004) KHK-Mortalität auf 100 000 männl. Pat. (2004) Lebenserwartung mit 65 J, 65, weibl. Pat. (2005), Jahre Spitalentlassungen auf 1000 Einw. (2005) Jährl, Arztbesuche pro Kopf (2004) Arzteinkommen Spezialisten, US $ Arzteinkommen Allgemeinpraktiker, US $ Medikamentenausgaben pro Kopf (2005), US $ Koronare Revaskularisationen pro 100 000 Einw.
USA
6401 6,8 203 170,3 20,0 121 3,8 230 000 161 000 752 579
Norwegen
4364 3,1 201 120,7 20 173 kA 77 000 kA 375 320
Schweiz
4177 4,2 186 95,2 21,0 157 3,4 130 000 116 000 424 134
Frankreich Japan
3374 3,6 244 64,2 21,4 268 6,6 149 000 92 000 559 196
2249 2,8 208 42,0 23,2 106 13,8 kA kA 425 kA
OECD*
2560 5,4 227 141,6 19,6 163 6,8 113 000 83 000 383 245
* Durchschnitt; ** kaufkraftbereinigt; kA: keine Angaben erhältlich
(Quelle: JAMA 2008; 299: 2789—2791)
644 ARS MEDICI 15 ■ 2008