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Rosenbergstrasse 115
Mutig, wirklich mutig. Bundesrat Merz schlägt eine Reduktion der Mehrwertsteuer von 7,6 auf 6,1 Prozent vor – einen Einheitssatz (fast) ohne Ausnahmen. Das trifft zwar auch das Gesundheitswesen, das bisher von der Merhwertsteuer befreit war. Die Vorteile dieser weltweit einmaligen radikalen Vereinfachung überwiegen diesen Makel allerdings bei weitem. Für allem für die Mehrwertsteuer-gebeutelten KMUs. Ob die Schweiz innovativ genug ist für diesen Schritt? Man darfs mit guten Gründen bezweifeln.
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Fazit des Gesprächs mit einem Kollegen, das mit der Frage begann: Was macht ihr eigentlich in eurer Praxis (Doppelpraxis eines hausärztlich tätigen Internisten und eines Allgemeinpraktikers), wenn die Reduktion der Analysentarife um 20 bis 30 Prozent fürs Praxislabor Realität wird? Antwort: Zwar verdienen wir heute schon fast nichts mehr am Labor. Aber ich kann ohne eigenes Labor nicht vernünftig arbeiten. Blut abnehmen, einschicken, aufs Resultat warten bis am nächsten Tag, den Patienten nochmals bestellen. Das wird teuer – für die Kassen. Aber was soll ich tun? Entweder ich lege persönlich drauf (und subventioniere damit unfreiwillig die Krankenkassen), auch wenn mir das stinkt, oder dann hör ich auf zu arbeiten – ich bin in einem Dienstalter, in dem ich mir das leisten könnte.
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Beruhigung: Die SGAM wird hoffentlich aktiv etwas gegen die Demontage des
Praxislabors unternehmen. Eigentlich, meint der Kollege – und recht hat er – sollte man das nicht den Fachgesellschaften überlassen. Für den Erhalt des Praxislabors müsste sich die FMH einsetzen. Mit allem, was sie einzusetzen hat. Wir werden sehen: was «alles» ist. Und ob sies einsetzt.
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Bundesräte zum ersten: «Frau Eveline Widmer-Schlumpf ist eine wunderbare Landesmutter» (Zitat aus einem Leserbrief). Zum zweiten: Auf der VIP-Tribüne am Fussball-EM-Final in Wien leicht zu erkennen: Pascal, unser Couchepin. Neben ihm Königin Sofía von Spanien (vordem Sophia von Schleswig- HolsteinSonderburg-Glücksburg). Wer zum Teufel aber ist der ältere Herr rechts von Sofía? Bundesräte zum Dritten: Sämi Schmids Sprecher Hueber auf die Frage, warum der Departementschef auch in den Ferien arbeite: «Ein Bundesrat ist eben 365 Tage im Jahr Bundesrat». Befürchteten wirs doch! Und zum Vierten: Moritz weiss noch nicht, was er am 1. August machen soll. Vielleicht schreibe er Nationalfeiertägliches in seinem Blog.
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Nochmals Bundesräte: Ein im Ausland engagierter Schweizer Fussballer, Mitglied der nach fünf Tagen EM bereits ausgeschiedenen Nationalmannschaft, soll auf die Quiz-Frage, wie viele Mitglieder der Schweizer Bundesrat habe, etwas unsicher geworden sein, sich letztlich aber zur Antwort entschlossen haben: «Ich tippe auf zehn.»
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In der rotgrün regierten Stadt Zürich gibt es ein «Reglement über die Organisation und Finanzierung von Schulwegerleichterungen und Personentransporten im Rahmen des Unterrichts an der Volksschule und an den Sonderschulen sowie im Rahmen des Hortbetriebs». Das Reglement ist die gesetzliche Grundlage für eine Dienstleistung, die darin besteht, rund 200 Schüler Morgen für Morgen per Taxi in ihre Schule zu fahren. Kosten pro Jahr: rund 5 Millionen Franken. Anders die Stadt Bern; sie stellt rund 150 Schülern ein Abo für öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung. Kosten jährlich: Fr. 63 000.–. Und in einem Kantonshauptort in der Ostschweiz verlangen grünrote Politiker ein Halteverbot vor Schulen. Nicht etwa aus Sicherheitsgründen, sondern um Eltern zu verunmöglichen, ihre Kinder per Auto zur Schule zu bringen. Das soll sozial ungesund sein.
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Der weitgereiste Autor Helge Timmerberg war in Belgrad (nicht etwa am Songcontest) und es hat ihm gefallen: «Die Serben verdienen eine Imagekorrektur. Sie haben die schönsten Frauen, besoffensten Dichter und freundlichsten Polizisten der Welt.»
Richard Altorfer
ARS MEDICI 14 ■ 2008 597