Transkript
Editorial
Politik, das wissen alle, die damit Erfahrung haben, heisst elend langwieriges Kämpfen für die eigenen Interessen, gegen die Interessen anderer. Mit einem erheblichen Frustpotenzial, wenn man es nicht schafft, jene Mehrheit, die vom jeweiligen Sachgeschäft keine Ahnung hat, von der Richtigkeit der eigenen Argumente zu überzeugen. Kommt hinzu: Ein politischer Sieg ist nie ein Sieg auf Dauer. Es ändern die Mitspieler, es ändern die Interessen, es ändern die Koalitionen – und schon beginnt der Kampf von Neuem. Mit den alten Argumenten – von beiden Seiten. Wiederholen, was hundertmal schon verhandelt wurde und eigentlich längst sonnenklar war – nur leider nicht den
Wohnungen mehr gebaut und vermietet werden. Dumm gelaufen, aber eben erst zehn Jahre später. Die, die den Unsinn verursacht haben, haben sich dann längst abgesetzt, in die Privatindustrie oder in die Pension. Wer das Praxislabor killt – und nichts anderes wird mit der neuerlichen Ankün-
Dummheit trägt keine Verantwortung
Neuen im Politgeschäft, die glauben, die ganze Diskussion neu erfinden und führen zu müssen. Solches erleben die Ärztinnen und Ärzte im Kanton Zürich, und mit ihnen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, die im Herbst über das neue Gesundheitsgesetz und das Recht auf Selbstdispensation abstimmen müssen. Solches erleben aber auch die Praktiker mit eigenem Labor. Schon wieder will unser Gesundheitsminister auf dem Buckel der Grundversorger sparen. In unerschütterlicher Einfalt lautet die Rechnung des BAG und seines Chefs: Analysenkosten runter – Geld gespart. Es ist, als würde man alle Wohnungsmieten staatlich administriert um 30 Prozent senken. Wunderschön für die Mieter: 30 Prozent gespart. Paradiesischer Sozialismus, bis klar wird, dass unter diesen Konditionen einfach keine
digung von 20 bis 30 Prozent Tarifreduktion angestrebt – handelt unentschuldbar dumm oder aus perfidem Eigeninteresse, sei es politisch (PC) oder wirtschaftlich (SS). Klar, die Hausärzte werden verhandeln müssen, um das Schlimmste abzuwenden. Aber eigentlich wäre etwas ganz anderes nötig und sinnvoller: ein gescheiterer Gesundheitsminister und ein BAG, das die Folgen seines Handelns auch nach mehr als drei Monaten verantworten muss.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 14 ■ 2008 593