Transkript
Editorial
Na, das tönt doch schon deutlich anders: BAGChef Thomas Zeltner, in der Vergangenheit nicht gerade aufgefallen als verständnisvoller Förderer der Hausarztmedizin (allenfalls in Worten, wie alle Gesundheitspolitiker und Gesundheitsbeamten, sicher aber nicht mit Taten), gibt sich auf einmal geradezu besorgt über die Probleme und Anliegen der Hausärzte. In einem Interview mit der «Thurgauer Zeitung» antwortet er beispielsweise auf die Frage, ob es sich bei der Kritik der Hausärzte an der Tarifpolitik beim Praxislabor nur um ein «Klagen auf hohem Niveau» handle, unmissverständlich (hoffentlich): «Nein, eindeu-
sie auch korrekt entlöhnt werden.» Nachfrage: «Was heisst das konkret?» Zeltner: «Wir gehen bei den Preisen für Laboranalysen und denjenigen der Medikamente über die Bücher.»
Gsaat isch gsaat
tig nicht.» Und weils fast zu schön ist, um wahr zu sein, dass sogar das BAG bestätigt, was zwar alle schon lange hätten wissen müssen, aber nie ganz ernst genommen haben, sei hier die ganze Antwort zitiert: «In der Tat setzt sich das Einkommen der Hausärzte aus verschiedenen Komponenten zusammen. Dazu gehören die Abrechnungen über den Tarmed-Tarif, Laboreinkünfte und dort, wo es erlaubt ist, Einkünfte über Medikamentenverkäufe. Zentral ist, dass diese verschiedenen Einkünfte in einem für die Ärzte vorteilhaften, austarierten Verhältnis zueinander stehen. Man kann also nicht auf der einen Seite Medikamentenverkäufe verbieten und damit das Einkommen der Ärzte schmälern, ohne gleichzeitig bei den Tarmed-Tarifen Änderungen vorzunehmen. Denn für uns ist es klar, dass die Hausärzte in der Grundversorgung die wichtigste Gruppe darstellen. Und in diesem Sinne sollen
Zwar befürwortet Zeltner im gleichen Interview auch die rasche Einführung von Internetanwendungen (Versichertenkarte, elektronische Patientendossiers) in der Praxis, die angeblich zu Kosteneinsparungen führen sollen und verteidigt die Praxis in anderen Ländern, «gewisse Diagnosetätigkeiten an Krankenschwestern mit Zusatzausbildung» zu delegieren, aber glauben wir ihm bis auf Weiteres mal, dass das für die Schweiz «im Moment» (aha!) kein Thema ist. Immerhin liegen die Legitimation von Einkünften aus dem Medikamentenverkauf und das Recht auf eine anständige Entschädigung fürs Praxislabor nun schwarz auf weiss vor. Nahe der Heimat der «Thurgauer Zeitung», im Schaffhausischen, heisst es: «gsaat isch gsaat». Und das gilt auch für Politiker und Beamte.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 8 ■ 2008 305