Transkript
OFFIZIELLES ORGAN
FOEDERATIO MEDICORUM PRACTICORUM FOEDERATIO MEDICARUM PRACTICARUM
Weihnachten vorbei!
Für alles ist Geld vorhanden, nur nicht für die Krankenkassenprämien
THOMAS ZÜND
Die Geschenke sind ausgepackt, die Kerzen ausgeblasen, der Kater vom Neujahr ausgeschlafen und so weiter. Die prachtvolle Weihnachtsbeleuchtung ist überall abmontiert worden. An vielen Orten wurden grossartige Feuerwerke auf privater und öffentlicher Basis veranstaltet, die allesamt sehr hohe Kosten verursachen. Die Plätze in den teuren Restaurants waren restlos ausgebucht. Die Geschäfte sind überall gelaufen wie noch nie, die Wintersportorte vermelden Rekordgewinne. Viele sind in die Schweizer Berge ausgewichen, weil die Reisebüros für die Karibik und den Fernen Osten keine Plätze mehr anbieten konnten. Die Statistiker vermelden, dass mehr als die Hälfte des Jahresbudgets der Schweizerin oder des Schweizers um diese Feiertage ausgegeben wird. Und dieses Jahr war alles viel besser, das heisst viel teurer als früher. Das freut fast alle, insbesondere die Geschäfte, aber auch Hotels und Restaurants, die selten so fette Gewinne vermelden konnten.
Allen Unkenrufen der Politiker zum Trotz muss festgestellt werden: Geld ist vorhanden in Hülle und Fülle. Die Leute kaufen sich allen Luxus, definitionsgemäss überflüssige und überteuerte Dinge, die für das Leben nicht notwendig sind. Mit grosser Mühe werden für Menschen, die schon alles haben, noch Geschenke ausgesucht, die dann dem Empfänger gar keine Freude machen. Diese Luxusgüter sind sehr oft üble Umweltsünder, nicht nur, weil sie in sich überflüssig sind. So ist die Weihnachtsbeleuchtung am Elektro- und Lichtsmog schuld, die Raketen und Feuerwerke bewirken Feinstaub, und die Geschenke tragen wesentlich zur Erhöhung des Ab-
mehr vorhanden. Diese Ausgabe wird gewissermassen als überflüssig apostrophiert, als etwas, das eigentlich gratis zu haben sein sollte. Für die Weihnachtsausgaben hingegen liegen locker Kostensteigerungen von nahezu 10 Prozent durchaus im Budget. Und bei den Prämien wird als Erfolg gefeiert, wenn die Erhöhung unter der all-
«Für Unnötiges und Ungesundes
werden hohe Zuwachsraten geschluckt,
bei den Kassenprämien wird die
Sparschraube unerbittlich angezogen.»
Aber auch die öffentliche Hand freuts, dank den grossen Profiten sind die Steuereinnahmen so hoch wie noch nie, kurzum: eine wunderbare Welt. Auch jetzt im Januar ist keine Rezession ersichtlich, die Geschäfte sind wieder voll von Schnäppchenjägern, die noch keine Ebbe im Budget verspüren und deren Kaufrausch noch nicht befriedigt ist. Von einem Januarloch ist nichts zu spüren.
fallbergs bei. Es wurde viel zu viel gegessen, zu viel getrunken, zu viel geraucht, zu viel gesessen, alles Faktoren, die zur inneren Verschmutzung beitragen. Was hat das alles mit uns praktizierenden Ärzten zu tun? Eigentlich sehr viel! Geld ist in Fülle vorhanden, gespart wird im privaten Bereich gar nicht. Gejammert wird nur, wenn die Krankenkassenrechnung kommt. Dann ist kein Geld
gemeinen Teuerung liegt, auch wenn dieser Erfolg nur durch Kostenverschiebungen erreicht wurde. Vergessen ist der Hauptzweck einer Versicherung: die Bewahrung vor finanziellem Ruin bei katastrophaler Erkrankung. Stattdessen wird die Versicherung gebraucht, um die kleinen Ausgaben im Gesundheitswesen zu finanzieren. Wenn das Budget nicht aufgebraucht ist, dann werden Wellness-
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behandlungen auf Krankenkassenkosten angestrebt und von den Kassen auch bereitwilligst bezahlt. Patienten sparen oft an den Zusatzversicherungen. Sie denken, für die kleinen normalen Bobos reicht die Grundversicherung alleweil. Verdrängt wird, dass schwere Krankheiten jeden treffen kön-
Besonders die freie Arztwahl wird von den meisten Patienten hoch eingeschätzt und mit höheren Prämien honoriert. So liegt der Gedanke nahe, die Priorität der Senkung des Teuerungszuwachses sei ausschliesslich ein Tummelfeld der Politiker, um sich zu profilieren. Es wird dadurch an den Bedürfnissen der Patienten
«Die Priorität bei der Kostensteigerung
wird von den Politikern gesetzt und nicht
von den Patienten.»
nen. Wenn dann aber so eine schwere Krankheit naht, ist nur das Beste gut genug. Speziell wenn ein komplexes Krankheitsbild auftritt, wenn eine Operation ansteht, für die ein erfahrener Chirurg mit entsprechendem Operationskatalog gesucht wird, herrscht Wehklagen. Es werden dann oft krumme Wege beschritten, um trotzdem zum Ziel einer bestmöglichen Behandlung zu kommen, oft endet diese Suche jedoch tragisch.
Viele Patienten sind sich bewusst, dass gute Medizin etwas kosten darf. Umfragen zeigen, dass ein Grossteil der Patienten eine gute Gesundheitsversorgung billigen Krankenkassenprämien vorzieht.
und damit auch den Wählern vorbeipolitisiert. Die Politiker scheinen sich ja herzlich wenig nach dem Willen der Patienten (d.h. ihrer Wähler) zu kümmern. Das erfahren wir ja in der Diskussion über die direkte Medikamentenabgabe und der zögerlichen Gesetzgebung im Kanton Zürich zur Genüge.
Aufseiten der Krankenkasse herrscht andererseits ebenfalls ein unfaires Verhalten. Stillschweigend, das heisst ohne Ankündigung und ohne Erwähnung in den Statuten, herrscht eine sture Altersgrenze von 60 Jahren. Nachher ist eine Höherversicherung nicht mehr möglich, auch wenn noch nie ein Schadenfall ein-
Präsident Dr. med. Hans-Ulrich Bürke Altstetterstrasse 150 8048 Zürich Tel. 044-431 77 87
Vizepräsident Dr. méd. Guy Evequoz Rue du Mont 16 1958 St-Leonard Tél. 027-203 41 41
Quästor Dr. med. Thomas Zünd Bahnstrasse 16 Postfach 130 8603 Schwerzenbach Tel. 044-825 36 66
Vorstandsmitglied Dr. med. Rudolf Hohendahl Zürcherstrasse 65 8406 Winterthur Tel. 052-203 04 21
FMP im Internet: www.fmp-net.ch
La version française suivra dans le prochain numéro.
getreten ist und auch keiner bevorsteht, selbst nicht zu überhöhten Prämien. Hier besteht Handlungsbedarf in unserem Gesundheitswesen. Die völlige Vogelfreiheit im Versicherungsvertragsgesetz VVG wird zunehmend von den Kassen mit undurchsichtigen Machenschaften kompliziert und verschleiert. Einheitliche Regelungen mit besserer Transparenz wären indiziert, um die Information zu verbessern. Diesem Problem schenken unsere Politiker aber keine Beachtung. ■
Thomas Zünd
Jahreskongress FMP 2007 – Donnerstag, 5. Juni 2008 im Technopark in Zürich
Gastreferent:
Fürsprecher Fritz Britt, Direktor Santésuisse «Kosten, Tarife und Einkommen – wie spielt das zusammen?»
Workshops:
– sekundäre Kopfschmerzen – rheumatologische Untersuchung
Bitte vormerken!
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