Metainformationen


Titel
10 Jahre FMP – Erinnerungen von Hans-Uli Bürke
Untertitel
Interview von Guy Evéquoz mit dem Vorstandsmitglied
Lead
Der Anfang Guy Evéquoz: Lieber Hans-Uli, wann und wie hast du begonnen, dich für die FMP einzusetzen? Hans-Uli Bürke: Der erste Kontakt mit der FMP kam durch die jetzige Präsidentin der FMP, Ingrid Wyler, zustande. Da ich mich in der PR-Gruppe einer der Präsidentin bekannten stadtzürcherischen Quartierärztevereinigung aktiv beteiligte, wurde ich angefragt, ob ich bei einem «Brainstorming» bezüglich Ausrichtung der FMP mitmachen würde.
Datum
Autoren
-
Rubrik
BERUF - PRAXIS - POLITIK - GESELLSCHAFT — FMP-Journal
Schlagworte
-
Artikel-ID
12870
Kurzlink
https://www.rosenfluh.ch/12870
Download

Transkript


OFFIZIELLES ORGAN

FOEDERATIO MEDICORUM PRACTICORUM FOEDERATIO MEDICARUM PRACTICARUM

10 Jahre FMP – Erinnerungen von Hans-Uli Bürke
Interview von Guy Evéquoz mit dem Vorstandsmitglied

Der Anfang
Guy Evéquoz: Lieber Hans-Uli, wann und wie hast du begonnen, dich für die FMP einzusetzen? Hans-Uli Bürke: Der erste Kontakt mit der FMP kam durch die jetzige Präsidentin der FMP, Ingrid Wyler, zustande. Da ich mich in der PR-Gruppe einer der Präsidentin bekannten stadtzürcherischen Quartierärztevereinigung aktiv beteiligte, wurde ich angefragt, ob ich bei einem «Brainstorming» bezüglich Ausrichtung der FMP mitmachen würde. Bei dieser ersten Kontaktnahme mit dem Vorstand der FMP wurde ich mit den Zielen, den Gedanken und den Vorstellungen der FMP so richtig konfrontiert. Diese Auseinandersetzung hat mich nicht mehr losgelassen und motiviert mich bis heute, das Engagement für die FMP aufrechtzuhalten.
Hattest du selbst schon einen Titel? Ja, ich hatte schon zu Beginn meiner Praxistätigkeit im Jahre 1984 den FMHFacharzttitel für Allgemeinmedizin.
Welches sind und waren deine Beziehungen zur SGAM? Seit der Aufnahme meiner Praxistätigkeit bin ich Mitglied der SGAM.
Du bist der FMP beigetreten und wurdest direkt in den Vorstand gewählt. Aber du hattest schon mit Ingrid Wyler in Quartiergruppierungen zusammengearbeitet. Was waren die anfänglichen Beweggründe? Wie habt ihr angefangen?

Die ersten konkreten Kontakte mit dem FMP-Vorstand waren Beweggrund genug, mich für die FMP zu interessieren und meine Hilfe im Vorstand anzubieten, zumal ich als Delegierter der FMP in der Delegiertenversammlung der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich Einsitz nehmen konnte. Damit habe ich die Möglichkeit, direkt Informationen von der standespolitischen Bühne zu erhalten und auf kantonaler Ebene unmittelbar bei den Entscheidungsprozessen mitzuwirken. Während meiner langjährigen Praxistätigkeit war mir nämlich immer mehr bewusst geworden, dass es nicht mit der «Faust im Sack» getan ist, sondern die eigene Aktivität gefragt ist.
Die Abenteuer des Vereins Quartierärzte Kreis 9
Ihr hattet mehrere grosse politische Auseinandersetzungen und habt Erfolge verbuchen können. Kannst du uns davon erzählen? Die Quartierärzte Kreis 9 in Zürich haben sich zum Beispiel aktiv bei den bisherigen zwei Abstimmungen im Kanton Zürich eingemischt, welche die direkte Medikamentenabgabe in der Praxis betrafen. Wir haben damit immerhin erreicht, dass der Kreis 9 in der Stadt Zürich im Gegensatz zu den anderen Wahlkreisen für unser Anliegen gestimmt hat. Das heisst, das Engagement der Quartierärzte Kreis 9 hat sich direkt auf die Stimmzettel ausgewirkt und liess sich an der Urne konkret messen.

Dr. med. Hans-Ulrich Bürke Facharzt FMH für Allgemeinmedizin
Welches ist deine stärkste Erinnerung? Das oben beschriebene Abschneiden des Kreises 9 in Zürich bei der erwähnten Abstimmung hat mich sehr beeindruckt. Ich habe vorher nicht geglaubt, dass das Engagement einer einzelnen Ärztegruppierung so viel bewirken kann.
War dir deine Erfahrung mit dem Verein Quartierärzte Kreis 9 für die Arbeit bei der FMP nützlich? Ohne die praktische Erfahrung bei den Quartierärzten Kreis 9 hätte ich die Herausforderung im FMP-Vorstand sicher nie angenommen.
Deine Aktivität bei der FMP
Seit du bei der FMP bist, weht ein neuer Wind. Was war deine Rolle bei der Schaffung der FMP-eigenen Homepage?

1056 ARS MEDICI 22 ■ 2006

FOEDERATIO MEDICORUM PRACTICORUM FOEDERATIO MEDICARUM PRACTICARUM

OFFIZIELLES ORGAN

Da ich bereits bei den Quartierärzten Kreis 9 die treibende Kraft hinter der Einführung einer eigenen Homepage war, war es für mich nur selbstverständlich, dafür zu sorgen, dass auch die FMP eine eigene Internetplattform erhält.
Seit wann bist du Präsident der Sektion Zürich der FMP? An der GV der FMP im Jahre 2005 wurde ich als Präsident der Sektion Zürich der FMP offiziell gewählt, nachdem ich bereits interimsweise auf Wunsch des FMP-Vorstands die Geschäfte und Aufgaben meines vorzeitig zurücktretenden Vorgängers übernommen hatte.
Bist du auch bei der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich aktiv? Nein.
Hast du irgendwelche Kommentare dazu? Die Ärztegesellschaft des Kantons Zürich war mir bisher nur als Adressat einer nicht unerheblichen Summe Geldes bewusst, welche ich jährlich zu entrichten habe. Mir war aber nicht klar, was mit dem Geld konkret geschieht und inwiefern diese Gesellschaft sich überhaupt für mich einsetzt. Seit ich in der Delegiertenversammlung und der Präsidentenkonferenz im Kanton Zürich Einsitz habe, habe ich einen anderen Einblick in die praktischen Geschehnisse.
Die eigentliche politische Debatte
Du selbst hattest die FMP nie nötig, welches waren denn deine tieferen Beweggründe für den Einsatz bei der FMP? Mir hat imponiert, dass eine scheinbar «kleine» Ärztegruppierung bei der Titelfrage etwas erreichen und konkret die Titelverleihung in erheblichem Ausmasse beeinflussen konnte. Der

etwas abgedroschen tönende Vergleich von David und Goliath möge an dieser Stelle erwähnt sein. Mich fasziniert die Möglichkeit, etwas erreichen zu können, auch gegen den Mainstream. Zwar bin ich Mitglied verschiedenster Ärztegruppierungen, aber vor allem bei der FMP habe ich das Gefühl, mit Interventionen etwas zu bewirken, das für meine praktische Arbeit einen direkten Nutzen hat. Wir haben auch eine äusserst effiziente Publikationsplattform und können uns so direkt Gehör verschaffen.
Welches ist die Zukunft deiner Praxis in den nächsten 10, 15 Jahren? Meine Praxiszukunft steht für mich glücklicherweise unter einem guten Stern, das heisst, ich blicke mit grosser Zuversicht in die Zukunft. Natürlich sehe auch ich die immer wieder aufziehenden dunklen Wolken am Horizont, aber als Optimist packe ich den Stier an den Hörnern, ich kann mit den Feindbildern leben, ohne mich unterkriegen zu lassen.
Ein Dichterwort spricht davon, dass «nicht die Zeit vergeht, sondern wir vergehen». Kannst du dir die (Allgemein-)Medizin in 30 oder 40 Jahren vorstellen? Da die Allgemeinmedizin von der ArztPatienten-Beziehung lebt, wird sie auch in Zukunft nicht untergehen beziehungsweise ihre Existenzberechtigung behalten und für die Bevölkerung wichtig bleiben, auch wenn die Form der Einzelpraxis wahrscheinlich zu den Auslaufmodellen zählt. Ich bin davon überzeugt, dass der direkte Arzt-Patienten-Kontakt auch in Zukunft die Basis der Medizin darstellen wird und niemals durch Apparate – in welcher Form auch immer – ersetzt werden kann.
Welches sind nach deiner Ansicht die Hauptpunkte der Aktivität der FMP in den nächsten Monaten und Jahren?

FMP im Internet: www.fmp-net.ch
Die FMP wird sich weiterhin für eine freiheitliche, praxisorientierte Medizinpolitik engagieren und die Beschneidungen in der praktischen Berufausübung an den Pranger stellen. Wenn die FMP auch in Zukunft erreichen kann, dass die wunden Punkte der Standespolitik diskutiert und nicht einfach von Interessensgruppen – welcher Art auch immer – klammheimlich diktiert oder unter den Tisch gekehrt werden, so hat sie ihre Aufgaben gemacht.
Der Kongress 2006
Wie kam es zur Idee für den FMPKongress? Die Forderung nach einem Fortbildungsnachweis im Rahmen des Dignitätskonzepts stand im Raum, und entsprechende Arbeiten wurden vom FMP-Vorstand unverzüglich an die Hand genommen, nachdem uns die tatkräftige Unterstützung durch unseren Publikationspartner zugesichert worden war. Da der FMPVorstand gesehen hat, dass es bis anhin keine diesbezüglichen Fortbildungsangebote gibt, haben wir die uns in der Praxis betreffenden Themen selbst gewählt und konkretisiert.
Wie verlief der Kongress? Die Zahl der angemeldeten Teilnehmer (über 100) übertraf deutlich die Erwartungen. Wir haben bis heute ein überaus positives Feedback erhalten sowohl vonseiten der Teilnehmer wie auch der Referenten. Dies hat uns dazu bewogen, eine Fortsetzung des Kongresses ins Auge zu fassen, konkret haben wir bereits für das Jahr 2007 den neuen Kongresstermin festgelegt: am 31. Mai, wiederum im Hotel Arte in Olten.

ARS MEDICI 22 ■ 2006 1057

OFFIZIELLES ORGAN

FOEDERATIO MEDICORUM PRACTICORUM FOEDERATIO MEDICARUM PRACTICARUM

Bist du mit dem Ablauf und der Teilnahme zufrieden? Der Kongress war bestens organisiert und verlief dementsprechend reibungslos, die erfreulich grosse Teilnehmerzahl bestärkte den Erfolg.
Wie mir scheint, hast du für diesen Kongress in den letzten Monaten viel Arbeit gehabt. Was war das Schwierigste? Die Arbeit für diesen Kongress hat mir, bedingt durch die sehr gut und angenehm ablaufende Zusammenarbeit mit unserem Publikationspartner, auch viel Freude gemacht, sodass mir die Arbeit nicht nur als Last vorkam. Mit grosser Genugtuung erfüllt mich auch, dass wir potente Sponsoren für den Kongress gewinnen konnten. Im Nachhinein war für mich das Schwierigste, dass ich mich bezüglich Zuversicht im Hinblick auf das Gelingen des Kongresses häufig etwas alleingelassen fühlte.
Gibt es eine Anekdote zu erzählen? Ein nicht genannter potenzieller Sponsor hat bei den Vorbesprechungen ein reges Interesse angemeldet, und es hat sowohl ein persönliches Gespräch wie auch eine E-Mail-Korrespondenz stattgefunden, dann war aber plötzlich Funkstille. Auch der persönliche Einsatz eines Aussendienstmitarbeiters der

Firma hat nichts mehr in Bewegung gebracht. Wie ich später in Erfahrung brachte, gab es ausserordentliche Turbulenzen in der internen Firmenpersonalpolitik. Wie man sich leicht vorstellen kann, hat die beschriebene Problematik etwas mit der grassierenden «Fusionitis» zu tun, das heisst es ging um ganz andere Gelddimensionen.
Du selbst und deine Perspektiven
Wie bringst du dein Familienleben, deine Praxistätigkeit und all die Stunden, die du der Standespolitik widmest, unter einen Hut? Da ich glücklicherweise eine sehr familienliebende und verständnisvolle Ehefrau und Partnerin habe und zwei ebenso die Familiengemeinschaft schätzende Söhne, kann ich mich den vielfältigen Aufgaben widmen und immer wieder zu Hause auftanken. Die Tätigkeit in der Allgemeinpraxis mit komplementärmedizinischer und psychosomatischer Ausrichtung gibt mir sehr viel Befriedigung und bewahrt mich vor einem Burnout.
Hast du noch andere Leidenschaften oder Hobbys? Meine Leidenschaften sind auch meine

La version française suivra dans le prochain numéro.

Hobbys. So oft es geht, versuche ich am Wochenende mit dem Gleitschirm abzuheben oder mit dem Tauchanzug in die Tiefe zu gehen. Wenn ich meinen Hobbys frönen kann, dann sehe ich jeweils gelassen den kommenden Arbeitstagen entgegen.

Was liegt dir für die unmittelbare Zukunft am meisten am Herzen? Dass Zuversicht und Optimismus weiterhin die treuesten Begleiter bleiben.

Welche Botschaft hast du für unsere Mitglieder? Lasst euch nicht unterkriegen, Leben heisst Veränderung, verloren ist nur das, was man selbst aufgegeben hat. Es lohnt sich immer, sich für etwas einzusetzen.

Und für die zukünftigen Ärztinnen und

Ärzte?

Die Zukunft wird durch uns selbst

bestimmt, das heisst: Organisiert

euch und gestaltet mit. Behaltet die

Freude am Beruf, es gibt keinen

schöneren!

1058 ARS MEDICI 22 ■ 2006