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EDITORIAL q ÉDITORIAL
«E s darf also geforscht werden. Die Stimmbürgerinnen und -bürger haben das Stammzellforschungsgesetz angenommen, mit recht komfortabler Mehrheit, wenn auch bei schwacher Stimmbeteiligung. Eine Minderheit durfte die Stimme erheben, drang aber mit ihren Argumenten nicht durch. Ausschlaggebend dürfte das Vertrauen in die Forschung, auch in die Forschenden und ihre Geldgeber, gewesen sein. Und die Hoffnung. Hoffnung auf Therapien für «grosse», gefürchtete Krankheiten, Diabetes, Krebs, Parkinson, Multiple Sklerose und andere.
Darstellung von Forschungsergebnissen in den Medien unterschätzen hingegen die meisten jetzigen und zukünftigen Patienten die Wegstrecke von der Theorie zur Praxis gleich um Potenzen. Inzwischen werden wir somit vielen Patienten
Irgendwann dann Stammzellen
Das Vertrauen ehrt die Medizin, auch wenn es einem gewissen Mass an Eigennutz entspringt, denn schliesslich könnte es jeden einmal treffen, und dann wären die Forschungsergebnisse eine willkommene Hilfe. So sie bis dahin vorliegen und für die Betroffenen auch erschwinglich sind. Denn die Zukunft wird nicht nur neue Forschungsergebnisse bringen, sondern auch die alten Rationierungsdiskussionen. Fachleuten ist wohl klar, dass die Stammzellenforschung nicht mehr ist als ein Versprechen für eine bestensfalls mittelfristige Zukunft. Die «Medizin» ist ja keinesfalls eine Einheit, sondern zerfällt im Alltag in die Theorie (Forschung) und die Praxis (Dienstleistung am Patienten). Unter dem Einfluss des Hoffnungsprinzips und der in sehr vielen Fällen überaus euphorischen
begegnen, die trotz allerhand Widerständen gegen die derzeitige Schulmedizin zukunftsgläubig sind und die Hände vorerst einmal in den Schoss legen angesichts zukünftiger möglicher Gesundheitsprobleme, die ihnen der medizinische Dienstleister anhand des Konzepts der Risikofaktoren nahezubringen versucht. In solchen Fällen wird es bei Gelegenheit sicher sinnvoll sein, auf die erwähnte Wegstrecke von der Forschung in die Praxis im Arzt-Patientgespräch einzugehen. Vorbeugende Massnahmen wirken übrigens in vielen Fällen, anders als die Ergebnisse der zukünftigen Forschung an embryonalen und adulten Stammzellen, schon jetzt – und sogar noch bei Erwachsenen.
Halid Bas
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