Transkript
FMP-Journal
FOEDERATIO MEDICORUM PRACTICORUM q FOEDERATIO MEDICARUM PRACTICARUM
Schwanengesang
Immer derselbe Artikel?
GUY EVÉQUOZ
FMP: QUO VADIS?
Die FMP entdeckt, dass die Prinzipien, die sie verteidigt, im hippokratischen Eid wurzeln.
Das manipulierte Laufband
Das Wesentliche in der Medizin lässt sich nicht aussprechen: Sie lebt durch die Arbeit im Alltag Wir leben in einer kranken Gesellschaft, die besessen ist vom Wunsch, sich die Ärzteschaft gefügig zu machen oder sie auszuschalten. Auch die Ärzteschaft hätte sich darob beinahe aufspalten lassen. Doch so weit sollte es nicht kommen. Einige ihrer Mitglieder, deren Existenz in Frage gestellt war, haben sich dagegen erhoben. Wir sind die Ersten, die dieser Entwicklung Widerstand entgegensetzen. Alle anderen rufen wir auf, sich unserem Protest anzuschliessen. Denn dies ist erst der Anfang. Vielleicht ist es an uns Ärzten mit unserer hippokratischen Tradition, die Gesellschaft zu erneuern. Denn in den Herzen verändert sich die Welt.
– Alle diese Artikel greifen ja in
alle möglichen Richtungen aus, nicht wahr? – Vielleicht, aber im Grund ist es immer derselbe Artikel. – Ach, wirklich? – Ja. Es ist die Geschichte eines Vaters, der sich auf dem Sterbebett an seine Kinder wendet … – Um ihnen zu sagen, dass sie die Felder gut umpflügen sollen, oder um sie zu fragen, ob jemand im Laden sei. Wie abgedroschen! – Nein, überhaupt nicht! «Meine Kinder», sagt er, «ich liebe euch. Dank euch kann ich in Frieden sterben. Ich konnte euch das noch nie sagen, weil es nicht der richtige Moment war.» – Warum war es nicht der richtige Moment? – Weil er nicht im Sterben lag.
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Schwanengesang
Ein gutes Jahr 2002
Symmetrisches Jahr und Wende in unserer Sichtweise
Haben Sie schon an die sagenhafte Menge von Energie gedacht, zu deren Erschaffung Sie dank der Medizin jeden Tag beitragen? 2002 möge das Jahr sein, in dem unsere Augen sich vom Dunkel unserer Fortschritte abwenden und unsere ärztliche Tätigkeit im neuen Licht erstrahlen sehen!
Wer hat denn Angst, eines Tages zu verschwinden?
Was für ein schönes Abenteuer ist sie doch, die FMP. Wir stehen an vorderster Front, um unseren Beruf, so wie wir ihn ausgeübt haben, verschwinden zu sehen. Was sollen wir den Jungen sagen, denen, die auf uns folgen? Dass sie sich um unser Verschwinden keine Sorge machen sollen. Nichts an der Medizin gehört uns, wir gehören ihr. Und was sie morgen brauchen werden, um weiterzumachen, halten sie schon in den Händen. Man wird sehen!
Tarmed
Die FMP ermahnt von jetzt an die Ärzteschaft, nicht mehr so viel Energie darauf zu verwenden, das Unmögliche zu erreichen, nämlich einen Tarif, der konzeptuell, in der Umsetzung und im Gebrauch perfekt ist. Das ist nicht nur unnütz, sondern ungesund für die medizinische Praxis.
Fasnacht 2002
In der FMP haben wir das Inakzeptable demaskiert und eben nicht akzeptiert. Die FMP kämpft nicht für ihr eigenes Überleben, sondern für das Weiterbestehen unserer Praxis. Und unser Kampf betrifft schlussendlich alle Ärztinnen und Ärzte. Seit sieben Jahren werden wir aus der Ärzteschaft heraus bedroht. Aber wer von den Kollegen mit Titel fühlt sich heute nicht seinerseits von aussen bedroht?
– Was hat das mit den Artikeln zu tun?
– Die FMP ist in einem bestimmten Moment in Erscheinung getreten …
– Um ihren Kindern zu sagen, dass sie sie liebe?
– Auf eine gewisse Weise. Etwas, vielleicht die Gesellschaft selbst, ist daran zu sterben, zu verschwinden …
– Was für eine pessimistische Sicht unserer lebhaften Epoche in vollem Wandel!
– Irrtum! Versuchen Sie sich vorzustellen, dass alle Übel, an denen die heutige Menschheit leidet, nicht durch ihre
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Schwanengesang
Französische Präsidentenwahlen und Facharzttitel: für oder gegen Ausgrenzung?
Jenseits der Intrigen und Manipulationen geht das französische Volk als Sieger aus den Präsidentschaftswahlen hervor: angesichts des Fehlens einer echten Debatte hat es für die Solidarität gestimmt. Dank der Entschiedenheit der FMP hat die Schweizer Ärzteschaft mit der Verleihung des eidgenössischen Facharzttitels einen Beweis der Solidarität erbracht. Die FMP wird über diese Solidarität wachen. Werden die Wechselfälle der Zukunft sie dazu aufrufen, den Kampf viel länger als vorgesehen und für die ganze Medizin fortzusetzen?
Es lebe die Freiheit!
Nach der Rückkehr aus den Ferien: Geniessen wir die wahre Freiheit, lernen wir zu teilen!
Damit die Qualität nicht zur Legende wird
Ärztestopp: Überschreiten wir die Krise!
Einige unter Ihnen müssen wohl denken, dass ich noch an Wunder glaube. Meine Antwort ist ja. Aufgrund meines Berufs – wenn die Heilung eintritt, ist sie immer ein Wunder, etwas Wunderbares. Und aufgrund der schieren Existenz der FMP. Ich danke aus vollem Herzen den über tausend Kolleginnen und Kollegen, die unserer Bewegung bisher angehören, und all jenen, die sich uns noch anschliessen werden.
Bewegung, sondern durch ihre Trägheit verursacht sind. – Das ist allerdings wahr. – Es gibt eine Bewegung, aber sie bleibt äusserlich. Wir spüren, dass uns etwas entgeht. – Trotzdem versuchen wir alle, in Bewegung zu sein. – Genau! Aber dies ist einzig zu erreichen, wenn man Herz und Geist öffnet. – Anstatt dessen tut man alles, um «zeitgemäss» zu sein. – Und das führt nur zu viel Wirbel.
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Schwanengesang
Was wird nur aus uns werden?
Vergessen wir die Vorstellung, die Zukunft reglementieren zu wollen, alles wird ins Wanken geraten! Akzeptieren wir es, in unser Portemonnaie zu greifen für die Jungen, die uns folgen. Schon bald werden wir wissen, was für eine Chance wir hatten, dazu in der Lage zu sein.
Moratorium: Die FMP schlägt eine praktische Lösung vor: «Ein Prozent für die ärztliche Kunst»
Rudolf Hohendahl befragt Guy Evéquoz: Die FMP möchte mit diesem Vorschlag eine Debatte lancieren und erhofft sich Fragen und Kritiken aus der gesammelten Ärzteschaft.
Neotopia – Es lebe das Jahr 2003
Ich träume von einer grossen Jahrtausendbewegung der Völker dieser Erde in Richtung Menschlichkeit. Deren Mass sind gerade die Grausamkeiten. Je höher man steigt, desto tiefer fällt man. Irren ist unvermeidlich, aber die Bewegung gelangt doch zum Ziel. Jedes Jahrhundert und jede Ära muss eine neue Geburt oder Wiedergeburt durchmachen. Welche wird unsere oder die unserer Nachkommen sein? Eine neue Trennung zwischen Ökonomie und dem Heiligen. Das Heilige lässt sich nicht auf die bekannten Modelle reduzieren, es erschafft sich im Lebenszentrum der Menschen selbst.
Es lebe die Praxis der Medizin!
Bei Ebbe sind die Kinder klüger als die Erwachsenen. Anstatt auf die Rückkehr des Meeres zu warten, finden sie Freude beim Einsammeln von Muscheln.
– Also der Moment der FMP? – Der Moment der Wahrheit. Eine
Begegnung. Eine schöne Überraschung. – Warum? – Dass man sagen konnte, was sonst nicht erwähnt wird. – Aus Scham? – Ja, aber vor allem weil Worte gewisse Dinge nicht ausdrücken können. – Während die Bedrohung unserer ärztlichen Praxis ein gewisses Absolutes hat sichtbar werden lassen, im Gegensatz zum Schatten und grellen Licht … – Wir glauben daran, weil wir in der Tiefe ein Echo vernehmen … – Wird das Bestand haben?
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Schwanengesang
Unnütze Arbeit?
Die endlosen Diskussionen über die aktuellen Gesetze sind nichts als die Balgereien zunehmend ausgehungerter Hunde um die hypothetischen Überreste des grossen Opferbanketts der Jahre 39 bis 45.
Dieselbe Gerechtigkeit für alle – Es lebe die Solidarität!
Werden wir endlich aufwachen?
Wenn die Welt nicht mehr lebenswert wird, erwachen Sie! Sonst wird der Albtraum Realität. Wie hat die FMP mit offenen Augen standhalten können? War es nicht dank dem gesunden Menschenverstand? Und dem guten Willen. Wir behalten den Glauben an unser Handeln, das nicht nur der gesamten Ärzteschaft, sondern auch der ganzen Gesellschaft dient. In einem Wort: Wir haben bei unserem Kampf seit Beginn an unsere Patienten, aber auch an die zukünftigen Kinder gedacht.
Tarmaid, die magische Puppe
– Also Schatz, war es gut? – 00.0000
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Um jeden Preis
Was für eine Epoche! Was für ein Fortschritt! Helldunkel! Sigmund wenn du uns hältst! Schall und Rauch! Und die FMP macht weiter!
Halten Sie durch!
– Ist womöglich die Wissenschaft der Ursprung des Zusammenbruchs der Medizin ? – Ja, aber im Sinn eines (Neu-)Beginns. Befruchtet durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse kriegt die Medizin überall Risse, wie eine Frucht, die sich öffnet, um ihre Samenkörner freizusetzen. In jeder Disziplin ist die ganze Berufung enthalten.
– Das ist nicht dazu da, ewig zu dauern.
– Was dann? – Etwas Neues muss entstehen!
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Guy Evéquoz
(Übersetzung: H.B.)
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