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Rosenbergstrasse 115
Auch in Arztpraxen ist es so: Zahlt ein Patient seine Rechnung nicht, geht sie normalerweise an ein Inkassobüro. Wenn Sie das tun, kann das ganz schief herauskommen, weil Sie damit den Datenschutz verletzen. Der Inkassobeauftragte erfährt nämlich nicht nur, dass der Herr Schlau-Meier seine Rechnung nicht bezahlt hat, sondern auch, dass er beim Arzt war. Und das ist eine Verletzung der Rechte von Schlau-Meier auf Verschwiegenheit. Der gute Arzt also schweigt und verzichtet. Oder aber er lässt alle seine Patienten bereits bei der Anmeldung eine Erklärung unterzeichnen, in welcher der Arzt gegenüber dem Inkassobüro vom Arztgeheimnis entbunden wird.
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Ein Kantonalpräsident: «Der Ärztemangel steht nicht vor der Tür. Er steht bereits im Entrée.» Zugegeben, das Bild ist nicht grad stimmig. Richtig ist aber: Wenn Sie einen Arzt brauchen (als Nachfolger für Ihre Praxis, als Angehöriger oder als selber Kranker), dann steht der eben grad nicht vor der Tür und schon gar nicht im Entrée. Er wird vielmehr von Kassen und Politikern mit allen Mitteln daran gehindert, sich überhaupt dorthin in Bewegung zu setzen.
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Bemerkenswerte Worte der Editorialschreiberin in der SAeZ, die wie viele andere am Tarmed leidet, vor allem nachts, wenn der Notfalltarif die ärztliche Hilfe dominiert: «Es geht um die Entwürdigung der Zeit dadurch, dass sie gemessen wird. Es ist die Minute, die zählt, nicht die Tat. Das Gefühl, eine Tat der Menschlichkeit für Geld zu verrichten.»
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Leider gibt es sie noch nicht: die evidenzbasierte Politik (EBP). Dabei würde sie mindestens so viele Probleme besser lösen und ebenso viele Scheinprobleme als solche entlarven wie das die evidenzbasierte Medizin (EBM) tut. Stattdessen: Die Politik hält sich lieber an Ideologien und Mutmassungen als an Fakten. Beispiel Zulassungsbeschränkung für Ärzte. Kaum einer hinterfragte die Behauptung, die Kosten im Gesundheitswesen stiegen proportional zur Zahl der Leistungserbringer – und das ganz klar in einem kausalen Zusammenhang. Bis endlich der Zusammenhang mit objektiven Methoden untersucht wurde (SAeZ Nr. 17). Und siehe da: «Zwischen dem Anstieg der Grundversicherungsprämien von 1999 bis 2002 und den Ärztedichten 1999 oder mit deren Veränderungen 1999 bis 2002 besteht statistisch kein signifikanter Zusammenhang.» Mit andern Worten: «Die Aussage, dass eine zu hohe Ärztedichte die Leistungen der Krankenversicherer oder die Prämien 1999 bis 2002 in die Höhe getrieben habe, lässt sich nicht belegen.» Was die Politik, auch die bürgerliche, leider, nicht davon abhalten wird, das Gegenteil zu behaupten.
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Das Schlimme am Tarmed: Unsere FMH hätte ihre Kräfte seit Jahren auf Wichtiges (siehe oben) konzentrieren und mithelfen können, für Ärzte und Gesellschaft gescheite Entwicklungen in Gang zu bringen. Hat sie nicht getan. Am Verpassten sollte man die Leute messen. Auch die, die gegangen sind.
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Zitate aus Schulaufsätzen (2. Klasse). Immer wieder ein Schmunzeln wert – e se non è vero …:
Unbedarft weise: • Bei uns dürfen Männer nur eine Frau heiraten. Das nennt man Monotonie. • Eine Lebensversicherung ist das Geld, das man bekommt, wenn man einen tödlichen Unfall überlebt. • Ein Pfirsich ist wie ein Apfel mit Teppich drauf. • Als unser Hund nachts zu bellen anfing, ging meine Mutter hinaus und stillte ihn. Die Nachbarn hätten sich sonst aufgeregt. • Am Teich sass eine Magd und melkte eine Kuh. Im Wasser war es umgekehrt.
Und manchmal ist auch für den Mediziner etwas dabei: • Ich bin zwar nicht getauft, dafür aber geimpft. • Wenn man kranke Kühe isst, kriegt man ISDN. • Alle Welt horchte auf, als Luther 1642 seine 95 Prothesen an die Schlosskirche zu Wittenberg schlug. • Meine Tante hatte so starke Gelenkschmerzen, dass sie die Arme kaum über den Kopf heben konnte. Mit den Beinen ging es ihr ebenso.
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Es gibt ihre Läden überall in den USA. Und spätestens wenn der Kongress (in New Orleans oder Chicago oder Atlanta) nichts Neues mehr hergibt, lohnt sich ein Ausflug in die Shopping Mall – zu den (wenn wir Prada mal übergehen, weil wir uns die eh nicht leisten können) vielleicht besten Shoemakers der Welt: Johnston & Murphy (johnstonmurphy.com).
Richard Altorfer
A R S M E D I C I 1 1 q 2 0 0 4 525