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Rosenbergstrasse 115
Wenn der palästinensische Ministerpräsident mit dem Regierungschef von Mauritius zusammensitzt und die beiden bestimmen, dass ein Teil von Texas an Russland abzutreten sei – dann entspricht das etwa dem Rechts- und Demokratieverständnis der Herren Bush und Sharon bei ihren Abmachungen über palästinensisches Gebiet. Als Schweizer, umgeben von meist versteckt neidischen EUlern, hat man Verständnis für diesen Vergleich.
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Es gibt überhaupt nie «good feelings», wenn andere über das Schicksal von einem selbst bestimmen und seis auch «nur» über das berufliche. Genau das aber passiert uns Ärzten fast täglich. Die glauben, bestimmen zu müssen, sind meist Politiker, Standes- und gewöhnliche.
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Wenn Fadenwürmer nach einem gezielten Eingriff an ihrem genetischen Material auf einmal fast doppelt so lang leben wie bisher, kann man nicht umhin, zu spekulieren, dass so ein Kniff beim Menschen eines Tages auch gelingt. Und man beginnt zu rechnen. Lohnt sich so ein Eingriff mit 75 überhaupt noch? Und wenn ja, schaffen «die» das in der kurzen einem noch verbleibenden Zeit? Und insgeheim hofft man, sie möchten fallieren. Das würde einem das Los ersparen, zu jener unglücklichsten aller Generationen zu gehören, für
dies grad nicht mehr gereicht hat. Hoffnung gibt die Tatsache, dass «doppelt so lange» bei den methusalemischen Fadenwürmern gerade mal 35 Tage bedeutet.
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Obschon, spannend wärs schon, zu erleben, wie der Verteilkampf zwischen den zahlenmässig dominierenden Alten (uns!) und den immer weniger werdenden Jungen, die für unsere Renten, unsere Altersheim- und Pflegeplätze und den anhaltenden Wohlstand aller, mehrheitlich aber der Alten, arbeiten und die das notwendige Personal uns zu pflegen und zu betreuen stellen müssen, sich entwickelt. Die paar jungen Ärzte, dies dann noch gibt, werden sich während ihrer 40-Stunden-Woche kaum um die Millionen kranken Alten kümmern können. Es ist gar nicht so sicher, dass nicht auch Herr Couchepin dereinst vergebens nach einem Arzt ruft.
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In diesem Zusammenhang: Die neue KVG-Revision ist in der Vernehmlassung. Kein Zweifel: Die Ärzte werden sich vernehmen lassen müssen. Oder sie können sich bei den Krankenkassen gleich um einen Job bewerben.
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Schlimmer gehts den Ärzten eigentlich nur noch im sozialistischen Deutschland (zugegeben: in einem unionistischen
ginge es ihnen kaum besser). Vorwürfe des deutschen Bundesministeriums für Gesundheit an die Adresse der Ärzte: «gezielte Verunsicherung», «Dreistigkeit», «kriminelle Energie». Wohlverstanden: nicht an die Adresse einzelner Ärzte!
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In der SAeZ werden die Töne immer schriller: «Die FMH hat sich nie besonders für Vorschläge und Meinungen ihrer Mitglieder (…) interessiert.» «Wut ist das aufkommende Gefühl.» «Ist für die (…) so arrogant aufgetretene FMH die Zeit der Gewissensbisse gekommen?» Zum TarMed: «Dieser Tarif weist eine so ins Absurde gehende Komplexizität auf, dass ihn ein durchschnittlicher Arzt nicht für die tägliche Anwendung erlernen kann.» Und schliesslich: «Wenn unser Präsident Angst hat, so hat er allen Grund dazu (…).»
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Ach ja, und dann wäre da noch Frau Diener. Wie prophezeit, scheint die clevere Politikerin einen Dreh gefunden zu haben, der Demokratie ein Schnippchen zu schlagen und die Erteilung von Bewilligungen an selbstdispensierwillige Kollegen in Zürich und Winterthur so lange hinauszuzögern (besser: zögern zu lassen), bis sogar Sankt Nimmerlein an Demenz erkrankt ist und seinen Namenstag vergessen hat.
Richard Altorfer
A R S M E D I C I 9 q 2 0 0 4 413