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166 ars medici 5 | 2025
Swiss TPH
Lärm beeinträchtigt Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
Eine neue Studie des Swiss Tropical and Public Health Institute (Swiss TPH) zeigt, dass Verkehrslärm die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Europa negativ beeinflusst. Lärm in Schulen und zu Hause hemmt demnach die kognitive Entwicklung, fördert ungesundes Verhalten und beeinträchtigt das körperliche Wohlbefinden.
Verkehrslärm gilt als anerkannter Risikofaktor für kardiometabolische und psychische Erkrankungen bei Erwachsenen. Da die Auswirkungen auf Kinder bisher weniger erforscht sind, wurde das Swiss TPH von der Europäischen Umweltagentur (EUA) beauftragt, die gesundheitlichen Folgen von Lärmbelastung im Kindes- und Jugendalter auf europäischer Ebene zu analysieren. Dabei wurde sowohl die Lärmbelastung am Wohnort als auch in Schulen berücksichtigt. Bei einem Schwellenwert von 55 Dezibel sind laut Schätzungen europaweit zahlreiche Kinder betroffen. Konkret nennt die Studie 564 000 Kinder mit Leseschwierigkeiten, 63 000 mit Verhaltensauffälligkeiten sowie 272 000 Kinder mit Übergewicht, deren Beeinträchigungen auf Lärmeinwirkung zurückzuführen seien.
Die Studie basiert auf einer systematischen Auswertung der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur und einer modellgestützten Berechnung der Krankheitslast. Studienleiter Martin Röösli, Leiter der Abteilung für Umweltexposition und Gesundheit am Swiss TPH, weist darauf hin, dass die tatsächliche Belastung noch höher sein könnte, da die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von tieferen Lärmpegeln ausgehen. Er weist darauf hin, dass Entwicklungsbeeinträchtigungen im Kindes- und Jugendalter potenziell langfristige Folgen haben können, etwa hinsichtlich Bildungs- und Erwerbsbiografien sowie eines erhöhten Krankheitsrisikos im späteren Leben. Besonders betroffen seien Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Haushalten, was bestehende gesellschaftliche Ungleichheiten weiter verschärfen könne.
Da der Strassenverkehr die Hauptquelle für Lärmbelastung in Europa darstellt, plädieren die Autoren der Studie für gezielte Massnahmen zur Lärmminderung. Genannt werden unter anderem eine stärkere Elektrifizierung des Verkehrs, die Einführung niedrigerer Tempolimits sowie der Einsatz lärmarmer Fahrbahnbeläge und Reifen. Mü
Mitteilung unter www.swisstph.ch/de/news vom 21.02.2025
Zur Originalpublikation: Engelmann N et al.: Health effects of transportation noise for children and adolescents: an umbrella review and burden of disease estimation. (Eionet Report – _ETC HE 2024/11). European Topic Centre on Human Health and the Environment. Publiziert am 19. Februar 2025 unter https://www.eionet.europa.eu/ etcs/all-etc-reports