Transkript
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Rosenbergstrasse
Schwarzer Humor: Mein Onkel ist friedlich im Schlaf gestorben. Ganz im Gegensatz zu seinen drei Beifahrern.
Die Un-Frage des Monats: «Why don’t you wear a suit?»
Und das Meeting des Monats: It was a meeting between a man without a suit and a suit without a man.
Die Metapher «David gegen Goliath», bei der immer klar war, dass man den Kleinen gegen den Grossen unterstützt, und die wir für universell hielten, erwartend, die Reaktion sei überall auf der Welt die gleiche, nämlich ein Solidaritäts- und Hilfereflex gegen auf roher Gewalt und Übermacht basierendes Unrecht, hat ihre Bedeutung verloren. Trump 2025 tickt anders. Man hilft David nur, wenn er bereit ist, zuvor seine Schleuder als Pfand zu hinterlegen.
Die Zukunft der Feuerwehr 2025 – american (beziehungsweise, um nicht ungerecht zu sein: Trump-)style: Die Feuerwehr rückt nur noch aus gegen Vorkasse und eine vertragliche Zusicherung, dass die Hälfte des brennenden Hauses nach Wiederaufbau dem Feuerwehrkommandanten überschrieben wird.
Alt oder allein oder beides ist man erst, wenn die Frage «Weisch no?» niemanden mehr erreicht. «Weisch no, wo du Angscht gha hesch, mer stürze’n ab ins Meer mit der Cessna, nur will de Pilot hektisch worde’n’isch?» – «Jo und weisch no, wie du i der Südsee, uf Aitutaki, der Inselkoller übercho hesch?» «Weisch no?» Geniessen Sie diese Frage, solange und so oft wie möglich. Sie wird von Jahr zu Jahr wichtiger als die Frage «Wohi gömmer negscht Joor i d’Ferie?»
Erinnern Sie sich? In Bern wurde in einer Brasserie ein Konzert abgebrochen und die Musiker wurden nach Hause geschickt, nachdem sich eine Gästin darüber beschwert hatte, dass weisse Menschen Musik aus der Karibik (Reggae) spielten und dabei erst noch Dreadlocks oder Rastazöpfe trugen. Die Leiter der Brasserie fanden: Stimmt, das ist «kulturelle Aneignung» und damit eine Form von Rassismus. Geht gar nicht – Ende Musik im Lokal. Das wiederum ärgerte junge «Konservative», die fanden, es gehe nicht,
dass man weissen Jugendlichen das Musizieren verbiete, nur weil die Musik nicht aus den Alpen komme. Was, so fragten sie, wäre wohl passiert, wenn eine schwarze Frau Schweizer Volkslieder gesungen hätte? Hätte man ihr das auch verboten? Kurz, es liege, fanden sie, tatsächlich ein Fall von Rassismus vor, aber eben gegen Weisse. Sie klagten und der Fall landete vor dem Kadi. Doch was soll der tun? Die dreiste Dummheit von Gästin und Beizern mit 3000 Franken Busse bestrafen, wie vom Staatsanwalt gefordert? Tja, sagen wir mal so: schaden würd’s nicht. Man könnte den Betrag ja Ukrainerinnen zukommen lassen, die es wagen, brasilianischen Samba zu tanzen.
Deutschland hat verschiedene Probleme und Lösungen dafür. Zum Beispiel das Problem Claudia Roth, in die Kultur abgeschobene, gut dotierte grüne (bald Ex-)Staatsministerin für Kultur. Sie hat Filmförderungsrichtlinien erlassen. Zu den Vorschriften gehört u.a., dass das Toilettenpapier an den Drehorten einen Altfaseranteil von 90% haben muss. Die Lösung: Die Vorschrift muss überprüft werden vom Green-Consultant. (Hinweis: Es gibt gemäss Liste des Berufsverbands BVGCD in Deutschland mehr als 120 GreenConsultants, zu deren Aufgaben es wie gesagt gehört, den – man muss es wiederholen – Altfaseranteil des Toilettenpapiers vor Ort zu kontrollieren.) Inzwischen hat Deutschland gewählt. Ob das gut kommt fürs Toilettenpapier?
Was Schrödinger uns mit seinem Katzenexperiment sagen wollte: Die Quantenmechanik eignet sich nicht für Erklärungen in der uns geläufigen physikalischen Welt. Und doch, meint Onkel Hugo, zwar habe Denken nicht direkt etwas mit Physik zu tun, aber … man solle es doch mal mit folgendem Satz versuchen: «Mit dem Rassismus ist es wie mit Schrödingers Katze.» Das heisse, dass er (der Rassismus) genau wie sie (die Katze) sowohl tot als auch gleichzeitig lebendig sei. Erst beim Nachforschen falle – genau in dem Augenblick – der Entscheid über wahr oder nicht wahr, sein oder nicht sein, lebend oder tot. Onkel Hugo erzählt von seinem guten Freund A. «Bin ich ein Rassist?», habe A. gefragt. – «Soll ich dich fragen?», habe Freund B. gefragt. – «Lieber nicht!», habe A. gesagt.
Und das meint Walti: Mein Hund ist sehr klug. Wenn ich zu ihm sage «Komm oder komm nicht!», dann kommt er oder er kommt nicht.
Richard Altorfer
88 ars medici 3 | 2025