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BERICHT
Nur wenige Gelenke betroffen
Auch oligoartikuläre Psoriasisarthritis effektiv behandeln
Neue Real-World-Daten, eine Studie zur Sicherheit der Behandlung älterer Psoriasisarthritis-(PsA-) Patienten, eine Therapiealternative nach einer gescheiterten Anti-TNF-Behandlung und die frühe Therapie der oligoartikulären PsA – das ist eine kleine Auswahl neuer Studien zur PsA, die am diesjährigen Jahrestreffen der European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) vorgestellt wurden.
Wenn nur wenige Gelenke betroffen sind, heisst das nicht, dass eine PsA weniger schlimm ist. Eine oligoartikuläre PsA liegt dann vor, wenn maximal vier (zumeist kleine) Gelenke betroffen sind. Ist bei der Behandlung der PsA mindestens ein konventionelles DMARD («disease-modifying anti-rheumatic drug») bereits gescheitert, kann ein Biologikum (bDMARD) eingesetzt werden. Liegt eine stärkere Hautbeteiligung vor, kann ein Interleukin-(IL-)Inhibitor von Vorteil sein. Auch Januskinase-(JAK-)Inhibitoren sind eine Alternative. Vor allem bei leichteren bis moderaten Fällen kann auch der Phosphodiesterase-(PDE-)4-Inhibitor Apremilast (Otezla®) gute Ergebnisse vorweisen.
Apremilast bei oligoartikulärer Psoriasisarthritis
Ein grosses internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Prof. Dr. Laure Gossec aus Paris untersuchte in der randomisierten, plazebokontrollierten FOREMOST-Studie die Wirksamkeit und Sicherheit des PDE-4-Hemmers Apremilast bei 308 Patienten mit früher oligoartikulärer PsA (1). Die Teilnehmer erhielten über 24 Wochen zunächst entweder Apremilast (30 mg BID) oder Plazebo. Nach Ende dieser ersten Studienphase wurden in den darauffolgenden 24 Wochen auch die Plazebopatienten mit dem PDE-4-Inhibitor behandelt. Ergebnis: Nach 16 Wochen hatten signifikant mehr Verumpatienten den primären Endpunkt erreicht (minimale Krankheitsaktivität; «MDA-Joints») als unter Plazebo (33,9 vs. 16,0%; p = 0,0008). 46,2 Prozent derjenigen, die von Anfang an mit Apremilast behandelt worden waren, und 50 Prozent derjenigen, die von Plazebo darauf gewechselt hatten, zeigten nach 48 Wochen eine minimale Krankheitsaktivität, und zwar über alle Gelenke hinweg. Es traten keine neuen Sicherheitssignale auf.
Guselkumab nach gescheiterter Anti-TNF-Therapie
Was tun, wenn bei Patienten mit aktiver PsA eine erste Behandlung mit TNF-Inhibitoren gescheitert ist? In der PhaseIII-Studie COSMOS wollte man dieser Frage nachgehen, indem 285 PsA-Patienten entweder mit dem IL-23p19-Inhibitor Guselkumab (Tremfya®) 100 mg alle 8 Wochen (Q8W) oder mit Plazebo behandelt wurden (2). Am EULAR-Kongress in Kopenhagen präsentierten die Wissenschaftler dazu nun neue Resultate. Tatsächlich war die Behandlung mit
Guselkumab gegenüber Plazebo mit besseren «patient-reported outcomes» (PRO) zu den Zeitpunkten W8, W16 und W24 assoziiert. Auch die Einschätzung der Patienten hinsichtlich Schmerzen, Lebensqualität, Funktionalität, Haut, Behinderung im Alltag, Müdigkeit (Pt Pain, HAQ-DI, DLQI, SF-36 u.a.) zeigte sich in der Verumgruppe im Vergleich zu Plazebo signifikant verbessert. Man sehe bei PsA-Patienten, die zuvor vergeblich mit TNF-Inhibitoren behandelt worden seien, einen schnellen Effekt durch die Behandlung mit Guselkumab, so die Forscher. Gelenksymptome, Hautbeschwerden, Schmerzen, Müdigkeit, Funktionalität und Lebensqualität hätten sich gemäss der Selbsteinschätzung der Betroffenen bis zum Studienende in Woche 48 weiter verbessert.
Secukinumab unter Real-World-Bedingungen
Ein weiterer IL-Inhibitor ist Secukinumab (Cosentyx®), ein
monoklonaler Antikörper, der selektiv das für die PsA-Patho-
genese wichtige Zytokin IL-17A hemmt. In der deutschen
Studie AQUILA wollte man die therapeutische Effektivität
dieses Medikaments unter Real-World-Bedingungen unter-
suchen (3). Eingeschlossen waren mehr als 3000 Patienten
mit PsA oder ankylosierender Spondylitis; einige davon hat-
ten zuvor Biologika erhalten. Sie wurden im Rahmen der
normalen klinischen Praxis mit Secukinumab behandelt.
Mehr als die Hälfte (54–58%) von ihnen litten zum Aus-
gangszeitpunkt unter 2 bis 5 geschwollenen Gelenken
(«swollen joint count», [SJC]), 42 bis 46 Prozent unter mehr
als 5. Dies änderte sich im Lauf der Behandlung deutlich:
Nach 52 Wochen sei die Zahl an PsA-Patienten mit ≤ 1 SJC
auf 76,9 Prozent (bis dahin ohne Biologika) respektive 79,3
Prozent (mit Biologikum vorbehandelt) gestiegen, berichte-
ten die Autoren um PD Dr. Uta Kiltz vom Rheumazentrum
Ruhrgebiet/Herne. Insgesamt zeigten bis Woche 52 rund 90
Prozent der PsA-Patienten eine Reduktion des SJC um min-
destens 50 Prozent. Die Studie zeige zudem, dass Secukinu-
mab bei älteren PsA- und axSpA(axiale Spondyloarthri-
tis)-Patienten sicher sei, so die Autoren (4).
s
Klaus Duffner
Quelle: EULAR 2024, vom 12. bis 15. Juni in Wien.
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BERICHT
Referenzen: 1. Gossec L et al.: Apremilast treatment in early oligoarticular psoriatic
arthritis (psa) improves clinical and patient-reported outcomes for up to 48 weeks - data from the FOREMOST study. Ann Rheum Dis 2024;83(1):692. EULAR 2024, POS0976. 2. Sharaf M et al.: Guselkumab provides clinically meaningful improvements in patient-reported outcomes in patients with active psoriatic arthritis who are inadequate responders to tumour necrosis factor inhibitors: Results through one year of a phase 3b, randomized, controlled study (COSMOS) Ann Rheum Dis 2024; 83 (1):1456. EULAR 2024:AB0412. 3. Kiltz U et al.: Real world data on the effectiveness of secukinumab on joints, pain, and disease activity in psoriatic arthritis patients – results from the german AQUILA study. Ann Rheum Dis 2024; 83 (1):1449. EULAR 2024: AB0404. 4. Brandt-Juergens J et al.: How does age affect the safety profile in spondyloarthritis patients treated with secukinumab in real world? Data from the german AQUILA study. Ann Rheum Dis. 2024; 83 (1):347. EULAR 2024: POS0199.
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