Transkript
POLITFORUM
Xundheit in Bärn
Die der Geschäftsdatenbank des Parlaments Curia Vista entnommenen Texte von Vorstössen und Antworten werden teilweise leicht gekürzt und grundsätzlich in unveränderter Schreibweise wiedergegeben. Unterschiede zur üblichen Schreibweise des Verlags können vorkommen.
Motion vom 16.3.2023
Die Schweiz braucht einen nationalen Krebs- und Kontrollplan. Gleiche Versorgungs- und Überlebenschancen für alle Krebspatientinnen und -patienten in der Schweiz. Mehr Koordination lohnt sich
Doris Fiala Nationalrätin, FDP-Liberale, Kanton Zürich
Motion und Stellungnahme des Bundesrates
Motion vom 15.2.2023
Nationaler Krebsplan
Motion und Stellungnahme des Bundesrates
Erich Ettlin Ständerat, Die Mitte, Kanton Obwalden Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit SR Berichterstattung: Erich Ettlin
Früherkennung und Prävention – wichtige Pfeiler einer nationalen Krebsstrategie
Die Daten einer aktuellen Umfrage zeigen, dass die Schweizer Bevölkerung weiterhin sehr zufrieden mit ihrer Krebsversorgung ist und die neue nationale Krebsstrategie begrüsst. Die konkrete Umsetzung dieser Strategie bleibt jedoch ein kontrovers diskutiertes Thema.
Seit 2021 wird die Schweizer Bevölkerung jährlich zur Qualität der Krebsversorgung befragt. Auch im Jahr 2023 führte das Forschungsinstitut gfs. bern im Auftrag von MSD Schweiz eine repräsentative Umfrage durch, bei der rund 1500 Personen telefonisch oder online befragt wurden. Die Ergebnisse der dritten Befragung zeigen ein grosses Interesse an gesundheitspolitischen Themen. Für etwa 80 Prozent der Befragten aus allen Sprachregionen sind vor allem die Früherkennung und Therapie von Krebs wichtig. Sieben Prozent haben eigene Erfahrung. Erfreulicherweise fühlen sich 86 Prozent der Befragten gut oder sehr gut versorgt, bei den direkt Betroffenen sind es sogar 96 Prozent. Besonders gut schneiden dabei die ärztliche Betreuung und die Pflege im Spital ab.
Herausforderungen in der Krebsversorgung Allerdings gibt es auch noch Schwächen. Nur die Hälfte der Befragten fand die Wartezeiten auf Termine bei Spezialisten oder auf Rehabilitationsplätze akzeptabel, 21 Prozent waren damit sogar
unzufrieden. Einem Viertel dauerte es bis zur korrekten Diagnose zu lange. Und auch die Nachversorgung und die psychologische Unterstützung werden von 25 Prozent als «nicht gut» eingestuft. Dass bei der Hälfte der direkt Betroffenen die Krebserkrankung oft als Zufallsbefund erkannt wurde, unterstreicht die Bedeutung der Früherkennung, aber auch eines frühen Behandlungsbeginns. Gewünscht wurden zudem umfassendere Präventionsmassnahmen und eine bessere Unterstützung der Angehörigen.
Unterstützung für nationale Krebsstrategie Auf politischer Ebene wird zurzeit über die Fortführung der «Nationalen Strategie gegen Krebs» (NSK) diskutiert. Motionen von Nationalrätin Doris Fiala, Zürich, und Ständerat Erich Ettlin, Obwalden, verlangen vom Bundesrat, auf Basis der NSK 2014–2020, die 2021 sistiert wurde, einen «Nationalen Krebsplan» zu erarbeiten und so mit anderen Ländern gleichzuziehen. Die WHO forderte in ihrer Resolution «Cancer prevention and control in the context of an integrated approach» bereits 2017 dazu auf, einen Krebsplan zu entwickeln. Deutschland und Frankreich haben ihn bereits. Auf europäischer Ebene wurde der «Europe Beating Cancer Plan» erarbeitet. In der Schweiz führt das Oncosuisse Forum die Arbeit der NSK weiter und koordiniert die nach Ansicht der Motionäre
nicht immer optimal kooperierenden Akteure, insbesondere die Krebsorganisation. Oncsuisse bietet Themenplattformen an, organisiert nationale Netzwerkanlässe und arbeitet am Masterplan 2030, der eine Bestandsaufnahme der Aktivitäten und Herausforderungen im Bereich Krebs in der Schweiz beinhalten und als Diskussions- und Handlungsgrundlage für zukünftige Aktivitäten dienen soll. Ziel ist es, durch eine aktive und zentrale Steuerung Ineffizienzen, Fehl- und Unterversorgung und letztlich ungleiche Versorgungs- und Überlebenschancen zu eliminieren. Gefordert wird die Umsetzung eines «Nationalen Krebsplans». Er soll eine bessere Koordination der Krebsvorsorge, Therapie und Nachbetreuung erlauben und die Forschung effizienter vernetzen, um Ressourcen zu sparen. Die Krebspläne in den Nachbarländern fördern unter anderem die Kooperationen zwischen Staat und Privatwirtschaft bei Krebsforschung und Prävention. Auch in der Schweiz halten Politik wie auch Pharmaindustrie eine koordinierte Strategie für notwendig, um eine gleichbleibend hohe Qualität der Krebsversorgung unabhängig vom Wohnort zu gewährleisten und Kosten zu sparen.
Richard Altorfer
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ARS MEDICI 13 | 2024