Transkript
KONGRESSBERICHT
EADV 2023
Lebensqualität bei Hautkranken
Gestörter Schlaf führt zu reduzierter Arbeitsleistung
Unter welchen Beeinträchtigungen leiden dermatologische Patienten (u. a. bei atopischer Dermatitis, Akne, Psoriasis, Hidradenitis suppurativa) jenseits ihrer Hautläsionen? Das hat das ALL PROJECT bei über 50 000 hautgesunden und hautkranken Personen untersucht. Eines der Ergebnisse: Am häufigsten wurden der gestörte Schlaf und seine Folgen wie geminderte Arbeitsproduktivität genannt.
Keine Frage: Wenn die Haut juckt, brennt oder kribbelt, hat dies Auswirkungen auf das ganze Leben. Welche das nun genau sind – unabhängig von der jeweiligen Haut-Diagnose – wollte die internationale Forschungsinitiative ALL PROJECT herausfinden (1). Für die auch «all skin, all colour, all dermatoses study» genannte Untersuchung wurden 50 552 Personen in 20 Ländern zu verschiedenen Bereichen der Lebensqualität befragt. Die erhobenen Antworten von Hautpatienten mit Psoriasis, atopischer Dermatitis, Hidradenitis suppurativa, Rosazea, Vitiligo und Akne wurden denen der hautgesunden Kontrollpersonen gegenübergestellt.
Frauen besonders von Schlafstörungen betroffen
Was alle Hautpatienten am meisten belastet, sind Schlafstörungen: 42 Prozent klagen darüber, wobei Frauen mit 43,5 Prozent etwas häufiger betroffen sind als Männer (40,8%). Als stärkster Störfaktor wurde von 60 Prozent der Hautkranken Juckreiz angegeben, gefolgt von Brennen und Kribbeln (17%). Auf die einzelnen Diagnosen bezogen, leiden vor allem die Patienten mit Hidradenitis suppurativa am häufigsten unter Schlafstörungen (64%), aber auch Patienten mit Vitiligo (57,5%) und Rosazea (55,3%) schlafen besonders schlecht.
Müdigkeit mindert Arbeitsleistung
Bei den direkten Folgen der Schlafstörungen ergab sich, dass Hautpatienten sich nach dem Aufwachen häufiger müde fühlen (81%) als die Kontrollpersonen (64%). Schläfrigkeit während des Tages (83% vs. 71%), Kribbeln in den Augen (58% vs. 42%) und wiederholtes Gähnen (72% vs. 58%) waren weitere Folgen der gestörten Nachtruhe. Und das hat enorme Auswirkungen, beispielsweise auf das Berufsleben, wie Co-Autor Dr. Bruno Halioua aus Paris (F) auf der Pressekonferenz zum EADV in Berlin berichtete. So klagt annähernd jeder zweite Hautkranke (49%) über verminderte Produktivität am Arbeitsplatz, im Gegensatz zu 19 Prozent der Hautgesunden.
Behandlungsziel Schlafverbesserung
Nach Ansicht von Halioua sollte die Behandlung von Schlafstörungen zum Management von Hautpatienten dazugehören, um bei ihnen langfristig auch diesen Aspekt der Lebensqualität zu verbessern. s
Angelika Ramm-Fischer
Quelle: Pressekonferenz beim Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) am 6. Oktober 2023 in Berlin.
Referenz: 1. Halioua B et al.: Prevalence and impact on professional life of sleep disturbance in
patients with cutaneous disorders: A study of 17627 subjects data from the all skinsall colors-all dermatoses: The ALL PROJECT. EADV-Congress 2023; Abstract Nr. 348.
SZD 1/2024
11