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AKTUELLES AUS FACHZEITSCHRIFTEN
Allergische Kontaktekzeme bei Kindern
Wichtige Faktoren bei Kontaktsensibilisierungen im Kindesalter
Allergische Kontaktekzeme kommen bei Kindern immer häufiger vor. Bereits in der frühen Kindheit sind Kontaktsensibilisierungen keine Seltenheit. Bei jedem Kind mit chronisch-rezidivierendem oder therapieresistentem Ekzem sollten deshalb Patchtests durchgeführt werden, fordert ein internationales Autorenteam namhafter Experten – darunter Prof. Dr. Peter Schmid-Grendelmeier, Allergiestation, Dermatologische Klinik, Universitätsspital Zürich – in einem Reviewartikel.
ALFRED LIENHARD
Die Frage, ob Kinder mit atopischer Dermatitis mehr zu allergischen Kontaktekzemen neigen als Kinder ohne Atopie, lässt sich derzeit nicht klar beantworten, schreiben die Autoren des Reviewartikels (1). Allergische Kontaktekzeme kommen jedenfalls bei Kindern mit atopischer Dermatitis sicher nicht selten vor. Aufgrund der gestörten Hautbarrierefunktion und der Überempfindlichkeit auf irritative Einflüsse reagieren sensibilisierte Atopiker bereits auf sehr geringe Konzentrationen von Kontaktallergenen. Präventiv sollte bei Kindern mit atopischer Dermatitis bereits früh im Leben darauf geachtet werden, dass der Kontakt mit nickelhaltigen Gegenständen, parfümierten Kosmetika und topischen Präparaten, die Lanolin und Neomycin enthalten, vermieden wird. Wenn Kinder mit mittelschwerer oder schwerer atopischer Dermatitis nicht genügend auf die Behandlung ansprechen oder wenn die Anamnese auf eine allergische Kontaktdermatitis hindeutet, sollten systematische Patchtests durchgeführt werden.
Risiken von Hautpflegemitteln und Biokosmetika Gewisse Inhaltsstoffe von Emollienzien, die beispielsweise zur Basisbehandlung bei atopischer Dermatitis eingesetzt werden, können Kontaktdermatitisprobleme auslösen. Beispielsweise kann es bei Verwendung von Produkten mit hohem Gehalt an Propylenglykol zu irritativer
oder allergischer Kontaktdermatitis kommen. Solche Produkte sollten bei Kindern unter 2 Jahren nicht verwendet werden. Auch manche Emulgatoren, Konservierungsmittel und Duftstoffe bilden ein Risiko im Hinblick auf Kontaktsensibilisierungen. Naturkosmetika können ebenfalls eine allergische Kontaktdermatitis auslösen. Die sensibilisierenden Eigenschaften von Perubalsam sind schon lange bekannt. Bei Verwendung von Propolis kommen Kontaktallergien immer häufiger vor. Auch bei Kindern, die mit Calendula officinalis oder mit CarnaubaWachs (Copernicia prunifera) behandelt wurden, ist es zu allergischen Kontaktdermatitiden gekommen.
Risiken von Schienbeinschonern, temporären Hennatattoos und Spielzeugkosmetika Bei jungen Fussballspielern, die Schienbeinschoner verwenden, kann es durch Gummikomponenten und Thioureaderivate zu Sensibilisierungen und scharf begrenzten allergischen Kontaktekzemen der Unterschenkel kommen. Bei Betroffenen mit negativem Patchtest handelt es sich dagegen meist um eine irritative Kontaktdermatitis, ausgelöst durch Schwitzen und Reibung. Die Experten warnen eindringlich vor temporären Hennatattoos, die bei Kindern in Mode gekommen sind. Zwar verursacht Henna selbst nur selten allergische Kontaktekzeme, aber das für
schwarze Hennatattoos zur Farbverstär-
kung beigefügte PPD (p-Phenyldiamin) ist
eine allergene Chemikalie. PPD-Sensibi-
lisierungen im Kindesalter können später
im Leben schwerwiegende Konsequen-
zen haben, zum Beispiel schwere allergi-
sche Kontaktdermatitiden, ausgelöst durch
Haarfärbemittel oder durch kreuzreagie-
rende Chemikalien wie Azofarbstoffe,
Sulfonamide, Lokalanästhetika (Benzo-
cain, Procain) oder p-Aminobenzoesäure
in Sonnenschutzpräparaten. Spielzeug-
kosmetika (z.B. Parfüms, Lippenstifte,
Lidschatten) sind eine weitere wichtige
Haptenquelle und können zu allergi-
schen Sensibilisierungen und Kontakt-
dermatitiden führen.
L
Alfred Lienhard
Referenz:
1. de Waard-van der Spek FB et al. Allergic contact dermatitis in children: which factors are relevant? Pediatr Allergy Immunol 2013; 24: 321–329.
SZD 1/2014
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