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AKTUELLES AUS FACHZEITSCHRIFTEN
Was ist neu bei der Aknetherapie?
Aktuelle Entwicklungen bei der topischen Behandlung
Die Akne betrifft insgesamt fast 90 Prozent der Bevölkerung im Lauf des Lebens, zumeist in der Pubertät. Genetische Faktoren, Hormone, Seborrhö, follikuläre Verhornungsstörungen und Propionibakterien spielen bei der Akne pathogenetisch eine Rolle. Durch Verstopfung des Eingangs der Talgdrüsenfollikel entstehen zunächst Mikro-, dann Makrokomedonen und durch zusätzliche Entzündung auch Papeln und Pusteln. Die Wahl der Therapie richtet sich nach dem Akneschweregrad und dem Läsionstyp. Neue Entwicklungen bei der topischen Aknetherapie werden in einem aktuellen Reviewartikel beleuchtet.
ALFRED LIENHARD
Abbildung: Acne papulosa (Foto: Dr. Marguerite Krasovec Rahmann, Schlieren ZH)
Für die topischen Aknetherapie stehen antibakteriell wirksame Substanzen (Antibiotika, Benzoylperoxid = BPO) und Retinoide (Adapalen, Isotretinoin, Tretinoin) zur Verfügung. Zu den neuen Entwicklungen bei den topischen Therapien gehören Kombinationen konventioneller Therapien, neue Formulierungen sowie innovative Ansätze für die topische Behandlung (1). Topische Kombinationsprodukte mit synergistischem Effekt und beschleunigtem Wirkungseintritt verbessern die Compliance der Patienten und reduzieren das Risiko von Resistenzentwicklungen. Die Kombination von BPO
(2,5% oder 5%) mit Clindamycin hat sich bei der Behandlung entzündlicher Läsionen als wirksamer erwiesen als jeder der beiden Wirkstoffe in Monotherapie. Die beste Möglichkeit, um Antibiotikaresistenzentwicklungen bei Propionibacterium acnes zu vermeiden, besteht darin, BPO in Kombination mit einem topischen Retinoid (z.B. Adapalen 0,1%) einzusetzen. Adapalen 0,1% zusammen mit BPO 2,5% in Gelform erwies sich als gleich wirksam wie Clindamycin 1% zusammen mit BPO 5% in Gelform. Die Kombination von Azelainsäure 5% mit Clindamycin 2% ist wirksamer und besser verträglich als die Monotherapie. Kombinationen von topischem Dapson 5% mit Adapalen 0,1% oder mit BPO 4% in Gelform sind gut verträglich und sicher.
Neuartige topische Aknetherapien Aus aktuellen Forschungsergebnissen zur Pathogenese der Akne lassen sich innovative topische Aknetherapien ableiten. Topisches Dapson 5% in Gelform erwies sich als wirksam zur Reduktion entzündlicher Läsionen bei leichter bis mittelschwerer Akne, speziell wenn Patienten konventionelle Anti-Akne-Wirkstoffe schlecht vertrugen. Das topische Retinoid Retinol ist besser verträglich als Tretinoin, weist aber nur eine geringe biologische Aktivität auf und findet deshalb nur in Kosmetika Verwendung. Ein Kombinationsprodukt aus Retinol, Hexamidin-Diisothionat (mit antibakterieller
Aktivität) und Rosenextrakt (mit anti-
inflammatorischer Aktivität) wurde als
wirksame alternative Behandlung von
leichter bis mittelschwerer Akne vorge-
schlagen.
Das Biofilmmodell von P. acnes gibt eine
einleuchtende Erklärung für die Resis-
tenzentwicklung bei Akne. Der Biofilm,
der aus einem Glycocalyxpolymer be-
steht, bildet einen biologischen Kleb-
stoff zwischen den Keratinozyten und be-
günstigt die Komedogenese. Ausserdem
bildet er eine Barriere, die verhindert,
dass innerhalb des Biofilms antimikro-
biell wirksame Wirkstoffkonzentrationen
erreicht werden. Durch Produktion ge-
wisser Proteine wird zudem die Antibioti-
karesistenz der Kolonien von P. acnes
begünstigt. Im Rahmen einer vehikelkon-
trollierten Pilotstudie konnte mit Resve-
ratrol, einem aus Trauben und anderen
Pflanzen produzierten natürlichen Phyto-
alexin, das antientzündliche und Anti-
Biofilm-Aktivitäten entfaltet, eine gute the-
rapeutische Wirksamkeit erreicht werden.
Ein stabiles Vitamin-C-Derivat (Natrium-
L-Ascorbyl-2-Phosphat) mit bekannter
antientzündlicher und antioxidativer Wir-
kung erwies sich in Form einer 5-prozen-
tigen Lotion in einer randomisierten,
vehikelkontrollierten Doppelblindstudie
als wirksam und gut verträglich. Eine ex-
perimentelle Studie aus Japan zeigte,
dass ein häufig verwendetes Antiseptikum
(Chlorhexidinglukonatsalbe) präventiv
und therapeutisch in die Komedonen-
bildung eingreift.
L
Alfred Lienhard
Referenz: 1. Arshdeep De D: What's new in the management
of acne? Indian J Dermatol Venereol Leprol 2013; 79: 279–287.
28 SZD 1/2014