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MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Neue Bluttests zur Krebsfrüherkennung
Warnung vor falschen Erwartungen
Neue Bluttests zur Früherkennung von Krebs werden derzeit intensiv beworben. Diese Tests seien zwar vielversprechend, aber bis anhin fehlten belastbare Daten über ihren tatsächlichen Nutzen. Onkologen und Selbsthilfegruppen aus Deutschland warnen deshalb vor falschen Erwartungen und plädieren gleichzeitig dafür, die konventionellen Früherkennungsmassnahmen konsequenter zu nutzen. Im Blut nachweisbare Tumormarker werden schon seit mehreren Jahrzehnten eingesetzt. Allerdings war ihre Sensitivität und Spezifität bisher begrenzt, so dass sie zwar zur Verlaufsbeobach-
tung bei bereits an Krebs erkrankten Patienten, aber nur sehr eingeschränkt zur Krebsfrüherkennung geeignet waren. Das könnte sich in der Zukunft ändern: In grossen, prospektiven Studien werden neue Marker und neue Methoden getestet. Zum jetzigen Zeitpunkt warnen Krebsspezialisten allerdings vor falschen Erwartungen. Wie wichtig seriöse Studien seien, unterstreicht Prof. Hermann Einsele, Geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. (DGHO): «Die Krebsfrüherkennung findet in einem wissenschaftlich sehr dynamischen
Umfeld statt. So haben wir in den letzten
Jahren gelernt, dass viele ältere Men-
schen im Blut Hinweise auf Erkrankun-
gen wie eine chronische lymphatische
Leukämie oder ein Multiples Myelom
zeigen, sich diese Erkrankungen aber nie
entwickeln. Solche Testergebnisse kön-
nen daher zu grossen Ängsten und mas-
siver Verunsicherung führen. Sie müssen
immer ganzheitlich und individuell be-
wertet werden.» Man warne deshalb
nachdrücklich vor Angeboten, die vor
allem auf einem Geschäft mit der Angst
beruhten.
DGHO/RBO s
Medienmitteilung der DGHO vom 7. September 2023.
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ARS MEDICI 19 | 2023