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EDITORIAL
G ute Nachrichten: 2011 wurden gemäss Bundesamt für Statistik 80 808 Kinder geboren. Die Geburtenrate steigt in der Schweiz seit Jahren stetig an. Mehr Geburten gab es zuletzt 1996. Die erfreuliche Geburtenzahl trägt neben dem positiven Migrationssaldo zu einem vielfach geforderten Zuwachs der Bevölkerung in der Schweiz bei, deren Anzahl von 2007 bis 2011 um 5% gestiegen ist.
Jährlich rund 15 000 Aborte und EUG Für uns Gynäkologen bedeutet dies ausgelastete Sprechstunden und vielleicht auch Geburtenrekorde. Dazu die Kehrseite: Die Zahl der Aborte und Extrauteringraviditäten (EUG) nimmt gleichzeitig zu. 15% der Schwangerschaften en-
Geburtenrekorde und die Kehrseiten
den als Abort, 1% der Paare leiden unter habituellen Aborten. 1 bis 2% der Schwangerschaften führen zu Extrauteringraviditäten und 1 bis 2% zu Spätaborten. Rechnerisch entspricht dies der stolzen Zahl von jährlich rund 15 000 Aborten und Extrauteringraviditäten in der Schweiz. Da das Alter der Schwangeren in den letzten 35 Jahren von knapp 28 Jahren auf gut 31 Jahre zugenommen hat und noch steigen dürfte, ist auch altersbedingt mit einer weiteren Zunahme zu rechnen.
Ambulante Therapien künftig vermehrt angesagt Somit ist die Thematik der Diagnostik und Therapie von Aborten und Extrauteringraviditäten quantitativ ein zunehmend relevantes Thema, mit dem sich jeder Gynäkologe auseinandersetzen muss. Aber nicht nur quantitativ. Der zunehmende Kostendruck, das Internet und neue wissenschaftliche Erkenntnisse fordern eine Hinterfragung der diagnostischen und therapeutischen Vorgehensweise von uns Gynäkologen und Geburtshelfern, um die Gesundheit unserer Patientinnen, aber auch jene unseres Gesundheitssystems zu schonen.
Dies bedeutet, dass ambulante Therapien bei Aborten und Extrauteringraviditäten zunehmend an Bedeutung gewinnen: Zum einen sind sie für das Gesundheitssystem kostengünstiger und zum anderen – wie die Artikel in dieser GYNÄKOLOGIE-Ausgabe aufzeigen – stellen sie eine schonende Alternative zur operativen Intervention dar.
Verwirrendes Internet – hier evidenzbasiertes Wissen So segensreich es grundsätzlich ist – das Internet ist für unsere Patientinnen eine schier endlose Quelle von leider oft wenig hilfreichen und vielmehr verwirrenden Informationen, ganz besonders bei habituellen Aborten. Diese Unsicherheit, die teilweise auch auf Ärzteseite festzustellen ist, soll der Artikel über habituelle Aborte (Michael v. Wolff) verringern. Aus dem Dschungel an diagnostischen und therapeutischen Optionen werden hier die wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse herausgefiltert. Eine wissenschaftlich fundierte Diagnostik und Therapie erfordert auch der drohende oder wiederholte Spätabort. Die Optionen, die viel Fingerspitzengefühl, Erfahrung, aber auch eine besondere Expertise erfordern, werden in dem Artikel (Katrin Scheibner) zum Thema dargestellt.
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre und einen guten Start in das Jahr 2013.
Michael von Wolff Herausgeber
GYNÄKOLOGIE 1/2013
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