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EDITORIAL
Klinische Forschung in der Phytotherapie auf der Höhe der Zeit
Dass die klinische Forschung vor der Phytotherapie nicht halt macht, war nicht unbekannt. Dass aber viele Referierende an der Tagung «Evidence-based Medicine und pragmatische Forschung in der Phytotherapie» von höchsten Evidenzlevels berichten konnten, erstaunte. Reinhard Saller bemerkte, dass gemäss seinen Recherchen mehr als 100 Pflanzen auf klinische Dokumentationen mit adäquatem Studiendesign verweisen können. Es wurden also nicht nur die Ausnahmen ins Rampenlicht gestellt. Herausgearbeitet wurde die derzeit in Deutschland und der Schweiz zu einseitige Fokussierung auf die randomisierte, klinische Studie. Dabei geht der Trend in eine andere Richtung:Versorgungsforschung und Kohortenstudien führen zu praxisbezogeneren Ergebnissen. So konnte Reinhard Rychlik zeigen, dass mit Johanniskraut ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis resultiert als mit synthetischen Arzneimitteln, weil die Patienten mit dem pflanzlichen Arzneimittel weniger Arbeitsausfälle haben. Rychlik beklagte, dass diese Gesamtbetrachtungen bei den Versicherern in Europa noch nicht im Fokus ständen. Da interessierten nur die direkten Kosten. Die Versorgungsforschung ist in Europa noch nicht angekommen. Immerhin: Die Phytotherapie beschäftigt sich damit. Das von der Kooperation Phytopharmaka mit teilweiser Unterstützung der SMGP aufgebaute Versorgungsforschungsmodell mithilfe eines Onlinefragebogens ergab für vom Arzt oder der Apotheke
empfohlene pflanzliche Arzneimittel einen ClinicalGlobal-Impression-Efficacy-Index, der über 3 lag, bei einem Maximum von 4. Dies bedeutet eine gute Wirksamkeit bei wenig Nebenwirkungen. Allerdings fiel es schwer, die Praktiker vom Wert solcher Untersuchungen zu überzeugen. Auch die pragmatische Forschung ist komplex geworden. Nicht aufgeben ist das Motto: Die Thematik moderner Forschung wird an der internationalen Tagung «Phytotherapie 2014: Klinik und Praxis» am 19./20. Juni in Winterthur fortgesetzt. Dies kombiniert mit Fragen der Zulassung, die von den Behördenvertretern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz diskutiert werden. Im Vordergrund steht die Frage, wie die Auslagerung der Phytotherapie in andere, weniger regulierte Bereiche rückgängig gemacht werden kann. Auf klinischer Ebene wird das grosse Potenzial der Phytotherapie in der Geriatrie von ausgewiesenen Experten ausgeleuchtet. Wir erwarten Sie an dieser Tagung!
Prof. Dr. sc. nat. Beat Meier Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften Wädenswil Geschäftsführer SMGP
1/2014
thema PHYTOTHERAPIE
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