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MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Nierensteinrezidivprophylaxe
Thiaziddiuretika offenbar nutzlos
Thiaziddiuretika gelten seit Jahrzehnten als Mittel der Wahl zur Prävention von Nierensteinrezidiven. Nun stellt eine neue Schweizer Studie diese Therapie infrage. Der wichtigste Faktor für ein erhöhtes Nierensteinrisiko ist eine übermässige Kalziumkonzentration im Urin. Da Thiazide diese verringern, werden sie seit Langem zur Vorbeugung von Nierensteinrezidiven eingesetzt, ihre Wirksamkeit wurde jedoch nur in mehreren kleinen Studien getestet. Leider haben sich diese als methodisch mangelhaft herausgestellt, was ihre Aussagekraft in Zweifel zieht. Dass diese Zweifel berechtigt sind, zeigt nun eine vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte schweizweite Studie unter der Leitung von Prof. Daniel Fuster, Leitender Arzt an der Universitätsklinik für Nephrologie und Hypertonie des Inselspitals. Sein Team untersuchte bei Patienten mit hohem Nierensteinrückfallrisiko die Wirksamkeit ver-
schiedener Hydrochlorothiaziddosen. Das Fazit ist ernüchternd: Die Nierensteinrückfallrate war bei allen Probanden vergleichbar, unabhängig davon, ob sie Hydrochlorothiazid oder Plazebo erhielten. «Die Ergebnisse dieser Studie bringen eine langjährige Standardtherapie ins Wanken. Die Wirksamkeit von Hydrochlorothiazid zur Vorbeugung von Nierensteinrückfällen wurde in den früheren, methodisch mangelhaften Studien stark überschätzt», erklärt Fuster. Für die Studie wurden an 7 Kantonsund 5 Universitätsspitälern 416 Patientinnen und Patienten rekrutiert. Alle Probanden hatten in den letzten 10 Jahren zumindest 2-mal kalziumhaltige Nierensteine. Nach dem Zufallsprinzip wurden die Probanden 4 Gruppen zugeordnet, die über rund 3 Jahre 1-mal täglich 12,5 mg, 25 mg oder 50 mg Hydrochlorothiazid beziehungsweise Plazebo erhielten. Die Studie wurde doppelblind durchgeführt.
Bei rund zwei Dritteln aller Proban-
den kam es im Verlauf der Studie zu
einem Steinereignis, das entweder auf-
grund schmerzhafter Steinabgänge oder
computertomografisch diagnostiziert
wurde. Die Rezidivrate war bei allen 4
Gruppen ähnlich, und es konnte kein
signifikanter Zusammenhang zwischen
den zugeführten Mengen an Hydro-
chlorothiazid und der Häufigkeit der
Steinereignisse beobachtet werden.
Zwar wiesen Patienten, die mit Thiazid
behandelt wurden, einen niedrigeren
Kalziumgehalt im Urin auf als die Pla-
zebogruppe, ihr Nierensteinrisiko blieb
jedoch unverändert, weil die Urinkon-
zentration von Zitrat, dem wichtigsten
Hemmer der Steinbildung, ebenfalls
abnahm.
Inselgruppe/RBO s
Medienmitteilung der Inselgruppe vom 2. März 2023 zu Dhayat NA et al.: Hydrochlorothiazide and Prevention of Kidney-Stone Recurrence. N Engl J Med. 2023;388(9):781-791.
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ARS MEDICI 5 | 2023