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Titel
Gastroenterologie – Der Modus zur Erteilung von Praxisbewilligungen ist ärgerlich
Untertitel
Prof. Dr. med. Stephan Vavricka Zentrum für Gastroenterologie und Hepatologie AG, Zürich
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Rubrik
Rückblick 2022 / Ausblick 2023
Artikel-ID
62511
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RÜCKBLICK 2022/AUSBLICK 2023

Gastroenterologie
Prof. Dr. med. Stephan Vavricka Zentrum für Gastroenterologie und Hepatologie AG, Zürich E-Mail: stephan.vavricka@hin.ch
Der Modus zur Erteilung von Praxisbewilligungen ist ärgerlich

Die Bevölkerung hat zum Thema Impfen in den letzten 2 Jahren viel gehört und gelernt. Haben Sie den Eindruck, dass sich die Impfbereitschaft mit der Coronaviruspandemie verändert hat?
Ich glaube nicht, vielleicht ganz wenig. Ich impfe aber viele
Patienten, weil meine Patienten häufig immunsupprimiert
sind. Bei ihnen ist die Bereitschaft zum Impfen von Haus aus
höher. Ich impfe querbeet, zum Beispiel Pneumovax® bei Zö-
liakiepatienten, Shingrix® bei allen Immunsupprimierten, die
Grippeimpfung bei allen Patienten, die das möchten, und eine
Hepatitis-B-Impfung vor einer geplanten immunsuppressiven
Therapie.

Worüber haben Sie sich im vergangenen Jahr besonders gefreut?
In einigen Kantonen wird die Darmkrebsprävention nun vergütet. Das freut mich sehr. Der Kanton Uri hatte damit begonnen, welsche Kantone und Luzern haben nachgezogen. Ich hoffe, dass andere Kantone bald mitziehen werden.
Und worüber haben Sie sich geärgert?
Ich ärgere mich über eine ungünstige Entwicklung hinsichtlich der von Kanton zu Kanton unterschiedlichen Erteilung von Praxisbewilligungen je nach Fachdisziplin. Das ist politisch vermutlich so gewollt, um die Mengenausweitung zu bekämpfen. Doch die Kehrseite der Medaille dieser Praxis ist die Senkung der Attraktivität des Arztberufs.

Welche neuen Erkenntnisse und Erfahrungen des

letzten Jahres waren für Ihr Fachgebiet beson-

ders spannend? Welche davon könnten Diagnose

und Therapie in der Hausarztpraxis künftig ver-

ändern?
Ich bin nach wie vor fasziniert vom Mikrobiom. Neue Studien

aus diesem Jahr haben gezeigt, dass das Mikrobiom im Darm

auch die Gesundheit des Gehirns beeinflusst, und es ist des-

halb Gegenstand moderner neurologischer und psychiatri-

scher Forschung. Aktuelle Befunde deuten dabei auf eine

mögliche Beteiligung der Darmbakterien bei neurologischen

Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit oder dem Schlag-

anfall und insbesondere der Multiplen Sklerose, aber auch

Depression scheint wesentlich durch das Mikrobiom beein-

flusst zu werden. Hier werden wir sicherlich in Zukunft the-

rapeutisch ansetzen können, zum Beispiel mit Probiotika oder

Antibiotika.

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ARS MEDICI 1+2 | 2023

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