Transkript
Editorial
N ach zwei langen Pandemiejahren mit allenfalls virtuellen Tagungen und Kongressen fanden die pädiatrischen Jahrestagungen 2022 in der Schweiz wieder live und vor Ort statt. Sie waren gut besucht. Wie früher waren die grossen Auditorien während der Hauptvorträge bis auf den letzten Platz gefüllt, und in den kleineren Räumen für Parallelsessions oder Workshops drängten sich mitunter dermassen viele Kongressteilnehmer, dass es so manchem Maskenlosen etwas mulmig geworden sein dürfte. Im Grossen und Ganzen war an den Tagungen alles wieder so wie früher: mehr oder weniger interessante Vorträge, lebhafte Diskussionen, Gedränge in der Kaffeepause und wie immer gefühlt zu wenig Zeit für die Gespräche mit Kolleginnen und Kolle-
derem um die Frage, wann es zur Rehydratation mehr braucht als Wasser, Salz und Zucker – ein Thema, das wir darüber hinaus in unserer neuen Rubrik «Guidelines & Praxis» in diesem Heft aufgreifen. Ein ebenfalls häufiges Problem im Praxisalltag war Thema eines Workshops, in dem es um nützliche Techniken und Hilfsmittel ging, welche das Tablettenschlucken erleichtern. Auch die phytotherapeutischen Optionen bei psychischen Problemen im Kindes- und Jugendalter sowie Reviews zum Thema primäre Kopfschmerzen und zu den neuen Empfehlungen zur primären Allergieprävention stiessen bei den Kongressteilnehmern in Luzern auf grosses Interesse. Aus dem breiten Themenspektrum, welches an den Tagungen der Kinderärzte Schweiz geboten wurde
Dr. Renate Bonifer Redaktion PÄDIATRIE renate.bonifer@rosenfluh.ch
Alles so wie früher
gen – zumal nach der langen coronabedingten Kongresspause. Wie früher fiel es mitunter nicht leicht, sich zwischen interessanten Parallelsessions entscheiden zu müssen. Vielleicht war dieser Entscheid heuer sogar noch ein bisschen schwerer. Schliesslich hatten die virtuellen Kongresse auch gute Seiten. So musste man sich oft nicht wirklich zwischen zwei parallelen Sessions entscheiden, denn viele Vorträge konnte man sich später noch «on demand» anschauen. Und trotzdem: Es ist und bleibt etwas ganz anderes, in einem Auditorium gemeinsam mit anderen Kongressteilnehmern einem Referenten zuzuhören, als allein im Büro oder zu Hause vor dem Bildschirm zu sitzen. Letzteres mag bequemer sein, kann aber die Liveatmosphäre nicht ersetzen. Aus der Fülle der an den Tagungen der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie und der Kinderärzte Schweiz präsentierten Themen finden Sie in dieser Ausgabe eine Auswahl aktueller Empfehlungen und praktischer Tipps, die, wie ich hoffe, auf Ihr Interesse stossen und Sie im Praxisalltag unterstützen werden. So ging es an der Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie in Luzern unter an-
– im Frühjahr traf man sich noch virtuell, zur Jahrestagung in Pfäffikon wieder live am Kongress – finden Sie in dieser Ausgabe Berichte zu folgenden Punkten: Was meinen Eltern wirklich, wenn Sie sagen, ihr Kind sei «apathisch»? Was muss man bei der Wundversorgung in der Praxis beachten? Welche Screenings und Routinekontrollen sind bei Kindern mit Trisomie 21 indiziert? Und, last, but not least: Wann sollte man an eine seltene Stoffwechselkrankheit denken? Wie bereits erwähnt, starten wir in diesem Heft eine neue Rubrik mit dem Titel «Guidelines & Praxis». In dieser Rubrik stellen wir Guidelines zu häufigen Fragestellungen vor, für die Praxis kommentiert von kompetenten Kolleginnen und Kollegen. In dieser Ausgabe geht es ab Seite 19 um den Stellenwert der Rehydratation und der Probiotika bei Gastroenteritis, kommentiert von Raoul Furlano, und ab Seite 22 um die Frage, wann Antipyretika wirklich notwendig sind, mit einem Interview mit Christian Kahlert. Ich wünsche Ihnen eine gleichermassen interessante wie kurzweilige Lektüre.
Renate Bonifer
4+5/22 Pädiatrie
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