Transkript
FORUM
Numerus clausus
MAX KONZELMANN
Der Numerus clausus wurde eingeführt, um die Zahl der Medizinstudenten zu minimieren und so die befürchtete Ärzteschwemme zu verhindern. Ohne diese Massnahme würden geldgierige Ärzte wie Heuschrecken über das Land herfallen, ihre Praxen eröffnen, dank des Kontrahierungszwanges die Krankenkassengelder plündern und die Gesundheitskosten höher und höher treiben. Dieser Gefahr musste ein Riegel geschoben werden. Denn die Ärzte würden sich nie auf das Nötigste beschränken. Man weiss ja, sie machen immer wieder Labortests und korrigieren dann die erhöhten oder zu niedrigen Werte medikamentös. Dank mancherlei Nebenwirkungen der Arzneien ergibt sich ein weiteres Betätigungsfeld für die Mediziner, und abgesehen davon benötigen stets viele kranke und ängstliche Menschen auch ärztliche Hilfe. Und die Krankenkassen, die all das bezahlen und selber auch zu etwas kommen müssen? Sie können nicht anders, als die Prämien immer wieder angemessen erhöhen. Und so zeigt sich, dass uns die Gesundheit nicht nur lieb, sondern auch teuer ist.
In dieser Situation ist klar, dass jeder neue Arzt die Gesundheitskosten automatisch weiter erhöht. Dieses Problem hat auch pharmaSuisse erkannt und mit dem Service netCare dem Patienten ermöglicht, direkt und ohne mühsames Warten einfach in die Apotheke zu gehen, wo er vom Apotheker mit seinem «breiten medizinischen Wissen» untersucht und behandelt wird. Es leuchtet ein, dass dadurch weniger Ärzte gebraucht werden. Es war also richtig, dass wir vor 16 Jahren den Numerus clausus eingeführt und der bedrohlichen Vermehrung der Ärzte Einhalt geboten haben. Warum allerdings die Gesundheitskosten trotz des Ärztestopps zugenommen haben, ist zwar nicht klar, die Frage wird aber von diversen parlamentarischen Gesundheitsuntersuchungskommissionen intensiv bearbeitet und schon in vier bis sechs Jahren völlig geklärt sein. Übrigens: Die Problematik ist auch dem BAG bewusst. Um in eigener Sache nichts falsch zu machen, wird es den Numerus clausus für BAG-Stellenbewerber vorläufig nicht einführen. Für die Arbeitsplätze im geplanten Qualitätszentrum braucht es schliesslich neue Gesundheitsbeamte. Auch im Sektor Love Life herrscht nach wie vor
Mangel an frischem Fleisch, und wegen
Überalterung müssen schliesslich rund
25 Prozent der Bundesgesundheits-
beamten durch neue Kräfte ersetzt
werden. Das ist mit einem Numerus
clausus auf keinen Fall vereinbar; der
Einsatz des Bundesamtes für das natio-
nale Gesundheitswesen und das Wohl
unserer Bevölkerung geht selbstver-
ständlich vor. Jeder richtige Schweizer
stimmt deshalb auch der Erhöhung un-
serer Bundessteuer freudig zu. Qualität
hat eben ihren Preis, und nachdem uns
vom BAG versprochen worden ist, dass
die Qualitätserhöhung im Gesundheits-
wesen zu Kostensenkung führt, schla-
fen wir jede Nacht beruhigt und voller
Vertrauen ein.
O
Max Konzelmann
940
ARS MEDICI 19 I 2014