Transkript
EDITORIAL
So so, die Welschen regen sich also auf, weil der eine oder andere Deutschschweizer Erziehungs-
direktor auf die Idee gekommen ist oder noch kommen könnte, dem Frühenglischen anstelle des Frühfranzösischen den Vorzug zu geben. Der Zusammenhalt der Schweiz würde darunter leiden, fürchten die Compatriots aus der Romandie. Weil dann noch weniger Deutschschweizer Französisch sprechen als heute, wo selbst nach acht Jahren Französischunterricht kaum die Hälfte der Sprache mächtig ist. Nein, Frühfranzösisch ist bestimmt nicht in der Lage, den Röstigraben zuzuschütten.
vorhanden. Von besserer Qualität nie eine Spur. Und von weniger Administration träumen die staatsmonopolistisch Sozialisierten noch heute. Albträume. Nein, es gibt kein Argument für eine Einheitskasse, ausser dem, dass man sich seit Jahren über die Krankenkassen, ihre Jagd nach guten Risiken, ihre überzogene Werbung und natürlich über die überbordende Kontrollitis und Formularitis geärgert hat und ihnen gerne mal eins auswischen möchte. Aber solch ein Ärger ist ein schlechter Ratgeber. Nein, Monopolisten fehlt jeglicher Sparanreiz, fehlt jeglicher Druck von Konkurrenten, zum Beispiel Prämien zu senken. Monopolisten nehmen ihren Klienten, den Prämienzahlern, jegliche Lust an selbstverantwortlichem Handeln, da sie die Prämien (aber auch die
Le Frangsä und die Einheitskasse
Dabei gibt es ihn tatsächlich, den Röstigraben. Sogar in der Medizin. Vor allem aber in Sachen Staatsverständnis. Les Welsch mögen geselliger sein als wir Deutschschweizer, aber wenn’s um die Rolle des Staates geht, werden sie einsilbig und glauben verstockt an den Staat, der für sie sorgt und sich um alles kümmert. Sie (nicht alle natürlich, aber die Mehrheit) glauben doch tatsächlich, eine staatlich monopolistische Krankenkasse sei eine gute Lösung. Sie würde das Gesundheitswesen verbilligen, die Administration vereinfachen und die Qualität erst noch verbessern. Wahrlich, ein Glaube, der von keiner Erfahrung gestützt wird. Der allem widerspricht, was wir aus staatsmonopolistischen (sozialistischen und kommunistischen) Gesellschaften kennen. Manches war bei denen zwar billiger – aber leider nichts wert. Einiges war tatsächlich gerechter verteilt als bei uns – nämlich gar nicht, weil nicht
Angebote und die Qualität) zum Beispiel durch den Wechsel der Kasse nicht mehr beeinflussen können. Nein, auch bei den Krankenkassen gilt: Wettbewerb hat seinen Preis und seine unerquicklichen Seiten, aber: Der Nutzen des Wettbewerbs ist viel höher als sein Preis. Das endlich zu begreifen, würde mehr dazu beitragen, den Röstigraben zu verkleinern, als sich noch früher am Frühfrangsä zu versuchen.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 17 I 2014
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