Transkript
Schweizer Impfkongress, 28. bis 29. Oktober 2021, in Basel
Immunsuppression
Neue Impfempfehlungen für Krebspatienten
Für einige immunsupprimierte Patienten gibt es bereits Empfehlungen der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF). Neu hinzu kommen in diesem Jahr Empfehlungen für Tumorpati-
attenuierte Lebendimpfstoffe erst mehrere Monate nach Beendigung einer Chemotherapie.
enten. Sie wurden von Prof. Christoph Berger vom Universitätskinderspital Zürich, Präsident der EKIF, am Schweizer Impfkongress vorgestellt.
Prof. Christoph Berger (Foto: RBO)
Berger betonte die Wichtigkeit, auch den Immunstatus im Umfeld von Krebspatienten zu beachten. Enge Kontaktpersonen und alle dem Haushalt ange-
Invasive Pneumokokkenerkrankungen sind bei onkologischen Patienten häufiger und schwerer als in der Allgemein-
fungen inkl. PCV, Influenza, RZV und ggf. MCV-ACWY; diese Impfungen sollten (kurz) vor dem Beginn eines
hörenden Personen sollten gegen Masern, VZV und Influenza geimpft sein. Bedenken, diese Personen mit ei-
bevölkerung, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Auch die Influenza ist für Krebspatienten bedrohlicher. Sie sind mindestens doppelt so oft
Chemotherapiezyklus gegeben werden oder bei einer Lymphozytenzahl> 1000/µl oder während der niedrigsten Intensität einer Chemotherapie.
nem Lebendimpfstoff zu impfen, während der Patient unter Chemotherapie sei, habe er insbesondere bei MMR nicht, sagte der Referent. Bei VZV sei es
davon betroffen, und sie erleiden häufig einen schwereren Verlauf. Nicht zuletzt kann eine Influenza auch den Beginn
3 bis 6 Monate nach der Chemotherapie: unabhängig von der Art der Tumor-
zwar eher denkbar, dass das attenuierte Impfvirus den Patienten infizieren könnte, dies sei aber extrem selten,
oder die Fortsetzung einer Chemotherapie verhindern. Die EKIF empfiehlt deshalb folgendes Vorgehen bei Krebspatienten:
erkrankung generell eine Boosterdosis nach Ende der Chemotherapie erwägen (Indikation gemäss Alter und bereits erhaltenen Dosen, Impfstatus
und in den allermeisten Fällen würden die Patienten trotzdem nicht erkranken. Falls doch, könnten antivirale Substanzen helfen: «Das Risiko bei ei-
Zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose: Immunstatus des Patienten prüfen Immunstatus seiner engen Kontakt-
vor der Chemotherapie; Immunglobulintiterbestimmungen nur in Ausnahmefällen sinnvoll)
ner Wildtyp-Virus-Exposition ist viel grösser als das extrem kleine Risiko, das durch das attenuierte VZV-Impfvi-
personen gegenüber Masern und Varicella-Zoster-Virus (VZV) ermitteln empfohlene Impfungen für den Patienten vor Therapiebeginn (idealerweise
inaktivierte Impfstoffe ab 3 Monate nach Beendigung einer Chemotherapie
rus besteht.»
n Renate Bonifer
> 2 Wochen, spätestens unter Erhaltungstherapie): Pneumokokken (PCV, 1 Dosis, «off-label» ab 5 Jahre), inakti-
Impfempfehlungen für Immunsupprimierte
vierte Influenzavakzine (tetravalent, saisonal), rekombinante Zostervakzine (RZV, seit 1.1.2022 in der Schweiz zugelassen, 2 Dosen, ab 50 Jahre), Menin-
Autoimmun-entzündliche rheumatische Erkrankungen Impfprinzipien und Empfehlungen für Personen mit autoimmun-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen. Bull BAG 2014;8:159-161. https://www.rosenfluh.ch/qr/impfen-rheuma
gokokken bei anatomischer oder funktionaler (künftiger) Asplenie (MCV-ACWY, 2 Dosen ab 12 Monate) empfohlene Impfungen für enge Kontaktpersonen: inaktivierte Influenzavakzine, VZV, Masern, Mumps und Röteln (MMR).
Unter Therapie bis 3 Monate nach der Behandlung:
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen Impfprinzipien und Empfehlungen für Personen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder anderen gastroenterologischen (Auto-)Immunerkrankungen. BAG-Bulletin. 2017;50:28-31. https://www.rosenfluh.ch/qr/impfen-ced
Transplantation von Organen oder Stammzellen Schweizerischer Impfplan 2021 https://www.rosenfluh.ch/qr/impfplan
keine attenuierten Lebendimpfstoffe allfällige Vervollständigung der Imp-
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