Transkript
EADV
Psoriasistherapie mit IL-17- und IL-23-Blockern
Neue Runde im spannenden Kräftemessen
IL-17-Blocker sind bei Plaquepsoriasis schnell wirksam und auch bei Psoriasis-Arthritis gut geeignet. IL-23-Blocker bewirken anfänglich ein langsameres Ansprechen, erreichen aber letztlich höhere Ansprechraten als IL-17-Blocker. Neu beteiligt sich auch noch ein IL-17A/F-Blocker am Kräftemessen der Biologika. Darüber sprach Prof. Curdin Conrad aus Lausanne am virtuellen EADV-Kongress 2021.
Für Wirksamkeitsvergleiche von Biologika bei Psoriasis musste man sich früher meist mit indirekten Vergleichen in Form von Metaanalysen begnügen. Glücklicherweise hätten Pharmafirmen nun begonnen, vermehrt direkte Vergleichsstudien verschiedener Biologika durchzuführen, um die Überlegenheit ihres Medikaments darzulegen, berichtete der Referent. In der Studie IXORA-R, die den IL-17A-Blocker Ixekizumab bei Patienten mit moderater bis schwerer Plaquepsoriasis direkt mit dem IL-23-Blocker Guselkumab verglich, wurde mit Ixekizumab ein schnelleres Ansprechen dokumentiert. In Woche 12 war Ixekizumab bezüglich des PASI100-Ansprechens signifikant überlegen (41% versus 25% der Patienten), doch anschliessend holte Guselkumab auf. In Woche 24 betrug das PASI100-Ansprechen in der Ixekizumab-Gruppe 50 Prozent und in der GuselkumabGruppe 52 Prozent. Die Studie bestätigt das raschere Ansprechen unter IL-17ABlockern im Vergleich zu IL-23-Blockern. Sie gibt aber keine Auskunft darüber, wie sich die Ansprechraten nach Woche 24 weiterentwickeln. In der IMMerge-Studie überholte der IL-23-Blocker Risankizumab im direkten Vergleich den IL-17A-Blocker Secukinumab bezüglich des PASI90-Ansprechens ab Woche 8. In Woche 24 betrug das PASI90-Ansprechen unter Risankizumab 87 Prozent versus 63 Prozent unter Secukinumab, in Woche 52 weiterhin 87 Prozent versus 57 Prozent.
Auswahl des Biologikums bei Plaque-Psoriasis aufgrund von patientenbezogenen Faktoren
IL-17-Blocker IL-23-Blocker
Erkrankung der Haut sehr schwer ++
+++
Rascher Beginn des Ansprechens erforderlich
+++
+
Psoriasis-Arthritis vorhanden
+++
+
Patient mit Übergewicht/Adipositas +
+++
Chronisch entzündliche Darmerkrankung vorhanden
–
+++
Erkrankungen wie latente Tuberkulose, Hepatitis B oder Lupus, die für die TNF-a-Therapie Probleme darstellen, sind für die Wahl von IL-17oder IL-23-Blockern unproblematisch.
(nach der Präsentation von Curdin Conrad)
Auch bei Patienten, bei denen die Behandlung schwieriger ist (z. B. Adipositas, frühere Biologikatherapie), scheinen IL-23Blocker höhere Ansprechraten zu erreichen als IL-17A-Blocker. Es stellt sich also die Frage, ob denn alle Patienten mit einem IL-23-Blocker behandelt werden sollten. Conrad machte darauf aufmerksam, dass IL-17A-Blocker neben dem raschen Ansprechen noch den grossen Vorteil böten, bei Psoriasis-Arthritis gut wirksam zu sein. Secukinumab und Ixekizumab seien in direkten Vergleichsstudien bei Psoriasis-Arthritis gleich wirksam gewesen wie der TNF-a-Blocker Adalimumab und an der Haut erheblich wirksamer, berichtete der Referent.
Verstärkung für das Team der IL-17-Blocker im
Kräftemessen
Gibt es ein Biologikum, das sowohl die Vorteile der IL-17A-
Blocker (rasches Ansprechen, gute Wirksamkeit bei Psoria-
sis-Arthritis) als auch die hohen Ansprechraten der IL-23-
Blocker zu bieten hat? Der IL-17A/F-Blocker Bimekizumab,
der zusätzlich auch IL-17F/F-Homodimere blockiert, scheint
diese Ansprüche tatsächlich erfüllen zu können. In der Studie
BE RADIANT kam das Ansprechen unter Bimekizumab im
direkten Vergleich noch rascher zustande als mit Secukinu-
mab. Schon in Woche 4 erreichte Bimekizumab bei 40 Pro-
zent der Patienten ein PASI90-Ansprechen. Während der ge-
samten Studiendauer von 48 Wochen waren die Ansprechra-
ten unter Bimekizumab höher als unter Secukinumab. Nach
48 Wochen wurden ein PASI90-Ansprechen bei 86 Prozent
versus 73 Prozent der Patienten und ein PASI100-Anspre-
chen bei rund 70 Prozent versus 48 Prozent festgestellt.
Der Preis für diese Optimierung der Biologikatherapie bei
Plaque-Psoriasis besteht darin, dass Infektionen mit Candida
albicans häufiger vorkommen (hauptsächlich orale Candi-
diasis). In der Vergleichsstudie BE RADIANT traten orale
Candida-Infektionen bei 19,3 Prozent unter Bimekizumab
und bei 3 Prozent unter Secukinumab auf. 70 der 72 Fälle
von oraler Candidiasis in der Bimekizumab-Gruppe waren
leicht bis moderat. In keinem Fall musste das Medikament
abgesetzt werden. Systemische Pilzinfektionen kamen nicht
vor. Diese Nebenwirkung von Bimekizumab stelle also kein
gravierendes Problem dar; der behandelnde Arzt sollte aber
darauf vorbereitet sein, um die Pilzinfektion adäquat zu be-
handeln, betonte Conrad.
s
Alfred Lienhard
Quelle: Session D1T03.2, Vortrag «Targeting IL-17 and IL-23» beim 30. Jahreskongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) am 30. September 2021.
2 CongressSelection Dermatologie | Januar 2022