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KONGRESSBERICHT
ESMO Congress 2021, 16. bis 21. September, virtuell
Metastasiertes NSCLC
TKI- und VEGF-Inhibitor kombinieren?
Die Zugabe eines VEGF-Inhibitors zu einem Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) kann das domisiert. Nach einer medianen Nachbe-
progressionsfreie Überleben von Patienten mit einem nicht kleinzelligen Lungen- obachtungszeit von 30,4 Monaten lag das
karzinom mit Nicht-Plattenepithel-Histologie verlängern, wie in früheren Studien gezeigt werden konnte. Inwieweit das für die Zugabe von Bevacizumab zutrifft, war Gegenstand der beiden folgenden, am Jahreskongress der European Society for Medical Oncology (ESMO) vorgestellten Studien.
PFS gemäss Prüfkomitee bei 20,2 Monaten unter Osimertinib allein versus 22,1 Monaten unter der Kombination (HR: 0,862; 95%-KI: 0,531-1,397; p = 0,213). Prüfarztbeobachtet ergab sich ein PFS von 17,1
versus 24,3 Monaten (HR: 0,801; 95%-KI:
160 Patienten mit fortgeschrittenem nicht PFS (HR: 0,49; 95%-KI: 0,28–0,82; p = 0,504-1,272). Unerwünschte Wirkungen
kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) 0,0323) sowie OS (HR: 0,41; 95%-KI: 0,21– wie Hypertonie, Epistaxis, und Proteinurie
mit einer Nicht-Plattenepithel-Histologie 0,80; p = 0,0077). Die Kombination aus Er- waren unter der Kombination häufiger.
und einer EGFR-Mutation erhielten in der lotinib und Bevacizumab könnte demnach Die Studie konnte keine signifikante gene-
Phase-III-Studie BEVERLY je zur Hälfte eine Erstlinienoption für Patienten sein, die relle Verlängerung des PFS durch die Zu-
randomisiert den Tyrosinkinase-Inhibitor kein Osimertinib erhalten können.
gabe des VEGF-Inhibitors Bevacizumab zur
(TKI) Erlotinib (150 mg) mit oder ohne den VEGF-Hemmer Bevacizumab (15 mg/kg iv q3w) als Erstlinienbehandlung bis zum Fortschreiten der Erkrankung oder bis
Keine signifikante Verlängerung des PFS unter Osimertinib plus VEGF-Hemmer
Monotherapie mit Osimertinib belegen. Für ehemalige Raucher und Patienten mit 19delMutation konnte in Subgruppenanalysen ein Trend für eine Verlängerung des PFS
zum Auftreten inakzeptabler Toxizität (1). Für bislang unbehandelte NSCLC-Patien- unter kombinierter Therapie gezeigt wer-
Als primärer Endpunkt galt das progres- ten mit einer EGFR-Mutation hat sich der den. Möglicherweise reduziert die Kombi-
sionsfreie Überleben (PFS), entweder vom EGFR-TKI der dritten Generation Osimerti- nation das Risiko einer Lungenentzündung
Prüfarzt oder von einem unabhängigem nib zum Therapiestandard entwickelt. im Zusammenhang mit Osimertinib. n
Prüfkomitee zentral überprüft. Mehrheit- Nachdem die Zugabe eines VEGF-Hem-
lich waren die Patienten weiblich (63,8%), mers zu EGFR-TKI der ersten Generation
Christine Mücke
hatten nie geraucht (51,9%) und waren im bei NSCLC-Patienten mit einer EGFR-Mu- Quelle: Proffed Papers Session: Metastasier-
Median 67 Jahre alt.
tation und einer Nicht-Plattenepithel-Histo- tes NSCLC, ESMO 2021, 18. September 2021
Verlängerung des PFS unter Erlotinib und Bevacizumab
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 36 Monaten verlängerte die Zugabe von Bevacizumab das PFS signifikant von median 9,6 auf median 15,4 Monate (prüfarztbeobachtet; Hazard Ratio [HR]: 0,66; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,47–0,92; p = 0,015) beziehungsweise von 9,6 auf 14, 8 Monate (beobachtet durch das unabhän-
logie zu einer Verlängerung des PFS geführt hatte, wurde nun auch eine Kombination aus Osimertinib und Bevacizumab in dieser Patientengruppe untersucht (2). Erste Ergebnisse einer Phase-II-Studie wurden ebenfalls am ESMO-Kongress präsentiert. 122 NSCLC-Patienten mit Nicht-Plattenepithel-Histologie und einer EGFR-Mutation wurden 1:1 zu Osimertinib (80 mg) allein oder in Kombination mit Bevacizumab (15 mg/kg i.v. alle drei Wochen) ran-
Referenzen: 1. Piccirillo MC et al.: Bevacizumab + erlotinib
vs erlotinib alone as first-line treatment of pts with EGFR mutated advanced non squamous NSCLC: Final analysis of the multicenter, randomized, phase III BEVERLY trial. ESMO 2021; abstract #1207O 2. Kenmotsu H et al.: Primary results of a randomized phase II study of osimertinib plus bevacizumab versus osimertinib mono therapy for untreated patients with nonsquamous non-small-cell lung cancer harboring EGFR mutations; WJOG9717L study. ESMO 2021; abstract #LBA44
gige Prüfkomittee; HR: 0,68; 95%-KI: 0,48–
0,96; p = 0,027). Das Gesamtüberleben (OS) verlängerte sich nicht signifikant von median 22,8 auf median 33,3 Monate (HR: 0,72; 95%-KI: 0,47–1,10); p = 0,132). Ein Ansprechen beobachteten 50,0 versus 70,0% gemäss Prüfarzt und 53,8 versus 71,3% ge-
Lungenresektion: Präoperatives Training mindert postoperative Komplikationen
Ein präoperatives Bewegungstraining kann bei Patienten mit bevorstehender Lungenresektion dazu beitragen, die postoperative Komplikationsrate zu senken (1). Die Metaanalyse von Francis-Edouard Gravier et al. umfasste 14 randomisierte Studien mit insgesamt 791 Patienten. Im Vergleich zur üblichen Therapie gelang es, die Rate an postoperativen Komplikationen zu verbessern, und das sowohl gesamthaft (10 Studien, n = 617; RR: 0,58; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,45–0,75) als auch
mäss unabhängigem Prüfkomittee.
klinisch relevant (4 Studien, n = 2302; Clavien-Dindo-Score ≥ 2; RR: 0,42, 95%-KI: 0,25–0,69). Die Einschätzung
Hinsichtlich der Lebensqualität fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Studienarmen, es traten keine unerwarteten Sicherheitsereignisse auf. Die Ergebnisse einer Subgruppenanalyse legen einen Vorteil der Bevacizumab-Gabe bei ehemaligen Rauchern nahe, hinsichtlich
des Effekts auf die Mortalität war jedoch sehr ungenau, was hauptsächlich der fehlenden Verblindung sowie einer selektiven Berichterstattung zugeschrieben wurde. Das Bewegungstraining schien sowohl die körperliche Leistungsfähigkeit, die Lungenfunktion als auch die Lebensqualität und die Depressivität zu verbessern. Auch wenn das Ausmass des klinischen Nutzens unklar blieb, waren die Verbesserungen gross genug, um daraus Empfehlungen für die klinische Praxis abzuleiten. Mü
Quelle: Gravier F et al.: Effects of exercise training in people with non-small cell lung cancer before lung resection: a systematic review and meta-analysis. Thorax. doi: 10.1136/thoraxjnl-021-217242
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 4/2021
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