Transkript
Rosenbergstrasse 115
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Und wieder was aus den Gerichtssälen der Welt: Der Staatsanwalt befragt einen Zeugen: Diese Amnesie … betrifft die Ihre gesamte Merkfähigkeit? – Ja. – Wie wirkt sich das aus? – Ich vergesse. – Sie vergessen also. Können Sie uns ein Beispiel nennen für etwas, das Sie vergessen haben?
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Und auch dieser Richter hatte wohl nicht seinen besten Tag: Wie wurde Ihre Ehe beendet? – Durch den Tod. – Durch wessen Tod?
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Der bekannteste Schweizer Präventivmediziner verkündete eine wahrlich spektakuläre Erkenntnis: Je höher die Tabaksteuer, desto weniger Leute rauchen. Man könnte auch ohne Studium draufkommen: Wenn ein Päckchen Zigaretten erst einmal 25 Franken kostet (was erreichbar und absehbar ist), wird sich kein Junger das mehr leisten können. Dafür wird dann mehr geschmuggelt. Auch gut, das schafft Arbeitsplätze bei der Grenzwache.
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Dass die Beiträge der Raucher an die AHV sinken, wenn weniger geraucht wird, ist logisch. Macht auch nichts. Wenn Geld fehlt, dann schröpft man halt die Autofahrer stärker. Oder erhöht die Mehrwertsteuer.
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«Schon gemerkt?», meinte letzthin ein frustrierter guter Freund. «So richtig dumm dran bist du in unserer Gesellschaft, wenn du verheiratet bist und noch nicht im AHV-Alter, Auto fährst, rauchst und einen Hund hast. Dann zahlst du mehr Steuern als Singles, bei allem stets den vollen Preis, kommst für Strassen und ÖV gleichzeitig auf, finanzierst die AHV, stirbst früher und bezahlst als Einziger Gebühren ohne Gegenleistung.»
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In den USA ernährt sich bereits eine ganze Generation mit Genfood. Ed Blumwald, Zellbiologe, fragte: Wie viele von ihnen wurden davon krank? Antwort: Keiner! Die Europäer, so Blumwald, glauben, sie seien schlauer. Dabei sei es in erster Linie die europäische Chemieindustrie, die kein Genfood wolle, weil es ihrem Geschäft schade. Einleuchtend. Und was, wenn er Recht hat? Alan Bennett, Pflanzenforscher, auch er Professor, doppelt nach: Die Europäer belehren uns Amerikaner penetrant wegen des Klimawandels; wir Amerikaner sollen endlich auf die Wissenschaft hören. Aber wenn es um Genfood geht, hören die Europäer selber nicht auf die Wissenschaft, sondern orientieren sich an Meinungen und Ängsten. Kein ernst zu nehmender Wissenschaftler ist gegen Gentechnik.
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In der Schweiz wird es immer enger. Lebten vor 60 Jahren in unserem Land grade mal 4 Millionen Menschen, sind es heute über 8 Millionen. Tendenz steigend. Und das spüren wir – beim Wohnen, auf den Strassen, bei den Gesetzen. Allerdings, wenn unsere Sterbe- und Geburtenraten gleich bleiben, dann findet dieser Trend bald ein Ende. Je nach Berechnung leben im Jahr 2050 deutlich weniger in der Schweiz als heute. Unvorstellbar? Nein, denn im Jahr 2080 sind die Baby-Boomer alle weggestorben, und die nachfolgenden Generationen «produzieren» zu wenig Kinder, um die Alten zu ersetzen. Fatal daran: Diese Entwicklung lässt sich nicht beeinflussen. Wer geboren ist, ist geboren. Viel wichtiger aber: Wer nicht geboren wurde, kann nicht nachträglich doch noch geboren werden.
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Was bedeutet das? Für die heute Lebenden: Man kann sich mit Grenzenschliessen und Zuwanderungsstopp (Eco-Pop, Initiative gegen Massenzuwanderung) kurzfristig Erleichterung verschaffen, langfristig aber sind wir, wenn wir nicht aussterben wollen, auf Zuwanderung angewiesen. Heisst: Wir müssen vorübergehend ein paar Beengnisse in Kauf nehmen.
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Allerdings, eine Frage stellt sich: Wer ist «wir» in hundert Jahren, wenn unsere Geburtenrate bei 1,52 stagniert? Ersetzt werden «wir» durch Bevölkerungsgruppen mit Geburtenraten von mehr als 2,1 (die Grenze, die «wir» erreichen müssten, um nicht auszusterben). Wer das sein soll? Keine Ahnung. Hoffen wir einfach, dass das Durchschnitts-Schweizer sein werden, so wie wir heute. Wenn nicht, haben unsere wenigen Nachfahren ein Problem.
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Eine schöne Vorstellung. Hoffen wir, sie sei wahr: Freiheit ist wie eine Löwin: Man muss die Freiheit nicht verteidigen. Lass sie einfach los, sie verteidigt sich selber.
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Noch was von Tieren: Der Regenwurm wird sehr vermisst, weil er heut’ beim Angeln ist.
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Und das meint Walti – gar nicht weihnächtlicher Stimmung: Nicht dass man alle dummen Menschen einfach loswerden müsste. Aber könnte man nicht einfach alle Warnhinweise entfernen und den Dingen ihren Lauf lassen?
Richard Altorfer
ARS MEDICI 24 I 2013 1205