Transkript
EDITORIAL
AUDI oder BMW?
Es sei vorab gesagt: Ich bin in Bezug auf Autos ein völliger Laie und verstehe nichts davon, wenn ich in seltenen Fällen in einer Gesprächsrunde sitze, in der Fachausdrücke wie C-Klasse, A365 oder GTI herumgeboten werden. Interessant ist aber, wie oft bei solchen Gesprächen der eigene Autotyp als der beste und einzig richtige hingestellt wird. Von den Favoriten der andern Gesprächspartner kennt man eine Reihe von Nachteilen, die der eigene Favorit natürlich nicht hat.
Und ist dies nicht in ganz unterschiedlichen Bereichen unserer Lebensgestaltung ebenso? Welche politische Partei ist die beste, welche Kirche vertritt die Botschaft der Bibel am authentischsten? Wo mache ich am besten Sport: in einem Fitness-Center oder in freier Natur? Ist es besser, eine Eigentumswohnung zu erwerben oder ein eigenes Haus? Welches sind die besten Fotoapparate: neue digitale oder die alten Kameras?
Bei all diesen Fragestellungen gibt es Leute, die nur die Vorteile des Standpunktes sehen und vertreten. Sie sind auch der Überzeugung, die objektive Wahrheit zu kennen, die allgemeine Gültigkeit hat. Und sie versuchen die Leute ihrer Umgebung davon zu überzeugen, dass zum Beispiel echte und erholsame Ferien erlebt genauso gestaltet sein müssen, wie man es vorschlägt.
Bei solchen mit viel Eifer vertretenen Positionen wird meistens übersehen, dass wir alles Individuen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen und Reaktionsweisen sind. Einer Person, die Wein nicht mag, kann man die kardioprotektiven Eigenschaften des Rotweins noch so überzeugend darlegen. Sie wird nie dazu übergehen, täglich ein Glas Rotwein zu trinken. Liebhaber klassischer Musik trifft man kaum in Rockkonzerten an und umgekehrt. Die Frage, ob es sinnvoll ist, für seltene Sammelobjekte viel Geld auszugeben, ist völlig müssig! Ein leidenschaftlicher Sammler beantwortet diese Frage ganz klar mit Ja, jemand ohne diesen inneren Drang ebenso selbstverständlich mit Nein! Wenn jemand nicht viel auf die äussere Erscheinung gibt, dann trifft man diese Person kaum oft in Kleiderboutiquen an, solche Frauen wenden kaum Stunden auf, um für einen bestimmten Anlass Make-up und Haare richten zu lassen.
Es ist immer eine Frage der Bedürfnisse, der Neigung und des Ziels, das man anstreben will.
Dr. Christoph Bachmann
thema978
LABOR
5/2013