Transkript
EULAR
Kurzmeldungen vom Jahrestreffen der European Alliance of Associations for Rheumatology
Niedriger Vitamin-D-Spiegel assoziiert mit weni-
ger Remissionen
Hat der Vitamin-D-Spiegel bei Patienten mit rheumatoider
Arthritis (RA) einen Einfluss auf die Therapie mit Biologika?
Dazu analysierten portugiesische Forscher die Daten von
236 RA-Patienten. Zu Studienbeginn litten 34 Prozent der
Teilnehmer unter einem Vitamin-D-Mangel (25[OH]vitD
< 20 ng/ml). Alle Teilnehmer erhielten über ein Jahr bDMARD (v. a. TNF-α-Hemmer). 42,5 Prozent der Patienten zeigten ein Ansprechen auf die bDMARD-Behandlung (23,8% gut, 18,7% moderat). Eine Remission gemäss EULAR-Kriterien (DAS28 < 2,6) wurde von 17,6 Prozent erreicht. In der Gruppe mit Hypovitaminose D war gegenüber Patienten mit normalem Vitamin-D-Spiegel sowohl der Anteil der «guten Responder» (p = 0,002) als auch der Anteil der Remissionen (p = 0,015) signifikant geringer. Kurz: Wer mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel in eine Biologikatherapie einsteigt, hat eine geringere Chance auf Remission. KD EULAR 2021; POS0100 sss Luftverschmutzung in Kindheit erhöht RA-Risiko In einer italienischen Arbeit wollte man der Luftverschmut- zung und ihrer Verbindung zur rheumatoiden Arthritis (RA) nachgehen. Dafür wurden über 5 Jahre 888 RA-Patienten und 13 636 Luftproben untersucht. Tatsächlich zeigte sich eine expositionsabhängige Assoziation zwischen der Konzen- tration von Luftschadstoffen und ansteigenden CRP-Levels. Patienten, die einer PM10-Konzentration von ≥ 50 µg/m3 ausgesetzt waren, besassen ein um etwa 70 Prozent höheres Risiko für CRP-Spiegel von ≥ 5 mg/l. Und: Innerhalb eines 60-tägigen Zeitraums vor vermehrten RA-Schüben zeigten sich die Konzentrationen von CO, NO, NO2, NOx, PM10, PM2,5 und O3 signifikant erhöht. In den Perioden vor den Schüben war die kumulative NO2-Exposition um rund 500 µg/m3 höher als bei Visiten mit niedriger Krankheitsak- tivität. Diese Erhöhung entspricht etwa 200 passiv gerauch- ten Zigaretten, also 3,5 pro Tag. Damit ist schon eine relativ geringe Luftbelastung mit erhöhten CRP-Levels und einem höheren Risiko für Schübe bei RA verbunden. KD EULAR 2021; POS0644 Passivrauchen während Kindheit erhöht RA-Risiko Kann Passivrauchen während der Kindheit das spätere Ri- siko für eine rheumatoide Arthritis (RA) erhöhen? In einer grossen französischen Kohortenstudie ging man mit den Daten von rund 80 000 Frauen (davon 698 RA-Patientinnen) dieser Frage nach. Von ihnen waren 10 800 in ihrer Kindheit Passivrauchen ausgesetzt. Im Vergleich zu nicht Passivrau- chenden hatten die kindlichen Passivraucherinnen ein um 24 Prozent höheres Risiko, als Erwachsene an RA zu erkranken, insbesondere dann, wenn sie selbst nie geraucht hatten (HR: 1,42%). KD EULAR 2021; OP0012 sss JIA: Höheres Uveitisrisiko nach Therapiestopp Rund 20 Prozent der Kinder mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) entwickeln eine Uveitis. Verändert sich das Uveitisrisiko nach dem Absetzen der antirheumatischen Therapie? Das Team um Jens Klotsche vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ) analysierte die Daten zweier Register (BiKeR und JuMBO) mit 2041 Kin- dern, die an Rheumafaktor-negativer Polyarthritis oder aus- gedehnter Oligoarthritis litten. Rund die Hälfte wurde mit Etanercept behandelt (56%), die übrigen Kinder mit Metho- trexat (MTX) (31%) oder Adalimumab (10%). In dem rund 7-jährigen Follow-up wurden bei 93 Kindern 142 Uveitisereignisse registriert. Sie traten signifikant häufi- ger in den ersten 24 Monaten nach MTX- und in den ersten 3 Monaten nach bDMARD-Stopp auf. Das Risiko für eine solche Augenbeteiligung wurde umso geringer, je länger das Absetzen der Therapie zurücklag. Insgesamt sei das Uveitis- risiko in den ersten 2 Jahren nach Therapierückzug hoch, so die Autoren, weshalb Rheumatologen und Augenärzte in dieser Zeit besonders aufmerksam sein sollten. KD EULAR 2021: OP0165 sss CongressSelection Rheumatologie | September 2021 1 EULAR Kein Vorteil durch Stuhltransplantationen bei PsA Schon seit Längerem wird Stuhl von gesunden Spendern in Patienten mit Darmerkrankungen mit beachtlichem Erfolg transplantiert. Funktioniert das auch bei Psoriasis-Arthritis (PsA)? In der ersten derartigen Studie behandelten dänische Wissenschaftler 31 Erwachsen mit PsA entweder mit einer Stuhltransplantation (FMT) oder mit Plazebo. 26 Wochen danach scheiterte die Therapie deutlich häufiger (HAQ-DI) in der FMT-Gruppe als im Plazeboarm (60% vs. 19%). Parameter wie CRP, Anzahl geschwollener oder schmerzhafter Gelenke erwiesen sich in der Plazebogruppe sogar günstiger als in der Transplantationsgruppe. So hoff- nungsvoll eine Mikrobiomveränderung für Darmerkrankun- gen ist – bei der PsA hilft sie nicht. KD Quelle: EULAR 2021 Abstract: OP0010 sss «Katastrophisieren» als Remissionshindernis Manche Patienten neigen dazu, ihre Schmerzen ständig zu betonen, sie zu übertreiben und immer wieder in Hoffnungs- losigkeit zu verfallen, also zu «katastrophisieren». In frühe- ren Studien konnte gezeigt werden, dass solche Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Chronifizierung ihrer Schmerzen erleiden. Gilt das auch für die axiale Spondyloarthritis (axSpA) respektive für die Psoriasis-Arthritis (PsA)? In einer norwegisch-polnischen Studie mit rund 1200 Patien- ten mit chronischen inflammatorischen Gelenkerkrankun- gen zeigte sich, dass der Anteil der Patienten in Remission bei «Hoch-Katastrophierern» signifikant geringer war als bei «Niedrig-Katastrophierern», sowohl bei RA (34,1% vs. 70,3%; p < 0,01) als auch bei axSpA (17,9% vs. 64,5%; p < 0,01). Bei PsA war der Unterschied beinahe signifikant (10,3% vs. 26,7%; p = 0,06). Ein hohes Katastrophisierlevel würde die Wahrscheinlichkeit für das Erreichen von RA- und axSpA-Remissionen verringern, so die Autoren. KD EULAR 2021; OP0089 2 CongressSelection Rheumatologie | September 2021