Transkript
STUDIE REFERIERT
Beste Kombination bei kardiovaskulärem Risiko: Statine und Fitness
Kohortenstudie zum Mortalitätsrisiko
Was leisten Statine allein, was eine verbesserte körperliche Fitness allein, und wie viel bewirkt die Kombination der beiden Parameter für das Sterberisiko?
THE LANCET
Gleich mehrere klinische Studien haben gezeigt, dass Statine Morbidität und Mortalität bei Koronarkranken substanziell vermindern. Andere Studien geben Hinweise, dass Statine auch bei Hochrisikopatienten ohne Koronarerkrankung gesundheitliche Vorteile bringen. Viele Expertenempfehlungen betonen daneben die Wichtigkeit von Änderungen des Lebensstils zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos, vergleichsweise wenige Daten liegen jedoch zu den Auswirkungen der Kombination von Statintherapie und Förderung der körperlichen Fitness vor.
Ebenfalls bleibt vorderhand unklar, ob bei Individuen, die keine Statine vertragen, das Mortalitätsrisiko durch eine gesteigerte Fitness gesenkt werden kann. Diese Fragen zu den einzelnen und kombinierten Effekten von Statinen und Fitness wollte diese Studie klären.
Methodik In die prospektive Kohortenstudie fanden US-amerikanische Veteranen Eingang, die an zwei Zentren in Kalifornien und Washington, DC, zwischen 1986 und 2011 wegen Dyslipidämie behandelt und einem Fitnesstest unterzogen wurden. Die körperliche Belastungskapazität wurde mit einem standardisierten Laufbandtest erfasst. Die Teilnehmer wurden anhand der maximal erzielten metabolischen Äquivalente (MET) in vier Fitnesskategorien eingeteilt. Auf Basis von Fitness und Statintherapie ergaben sich acht Kategorien. Primärer Endpunkt war die bereinigte Gesamtmortalität.
Merksätze
❖ Eine prospektive Kohortenstudie bei Patienten der US-amerikanischen Veterans Administration hat die Gesamtmortalität zu den Ergebnissen in einem Fitnesstest und zur Verschreibung von Statinen in Zusammenhang gesetzt.
❖ Sowohl Statinbehandlung wie verbesserte Fitness waren bei Individuen mit Dyslipidämie voneinander unabhängig mit einer geringeren Mortalität assoziiert.
❖ Die Kombination von Statinbehandlung und gesteigerter Fitness führte zu einem substanziell geringeren Sterberisiko, was den Stellenwert körperlicher Aktivität einmal mehr unterstreicht.
Ergebnisse Für die Analyse standen die Daten von 10 043 Teilnehmern (9700 Männer, 343 Frauen; mittleres Alter 58,8 ± 10,9 J. ) zur Verfügung. Die eine Hälfte nahm Statine, die andere nicht. Individuen unter Statintherapie waren tendenziell älter, hatten einen höheren Body Mass Index und eine geringere Belastungskapazität im Vergleich zu denjenigen, die keine Statine einnahmen. Höher war bei den mit Statinen Behandelten auch die Prävalenz kardiovaskulärer Erkrankungen, von Tabakkonsum, Hypertonie, Typ-2-Diabetes sowie der Einsatz von kardiovaskulären Medikationen. Während des medianen Follow-ups von 10,0 Jahren verstarben 2318 Patienten, entsprechend einer jährlichen Mortalitätsrate von 22 pro 1000 Personenjahre. Das Mortalitätsrisiko betrug bei
den mit Statinen behandelten 18,5 Prozent gegenüber 27,7 Prozent bei den nicht mit Statinen Behandelten (p < 0,0001). Bei den Patienten unter Statinbehandlung nahm das Mortalitätsrisiko mit zunehmender Fitness ab. So betrug die Hazard Ratio (HR) für Individuen mit sehr guter Fitness (> 9 MET) 0,30 (95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,21–0,41; p < 0,0001) im Vergleich zu den mit ≤ 5 MET körperlich am wenigsten leistungsfähigen Teilnehmern. Unter den nicht mit Statinen behandelten Individuen war die HR der am wenigsten Fitten 1,35 (95%-KI: 1,17–1,54; p < 0,0001) und nahm progressiv ab auf 0,53 für diejenigen in der höchsten Fitnesskategorie (95%-KI: 0,44–0,65; p < 0,0001). Diskussion Diese Ergebnisse bestätigen frühere An- nahmen zu den signifikanten Mortali- tätsnutzen für Statinbehandlung und gesteigerte Fitness unabhängig von an- deren klinischen Charakteristika. Hier konnte aber gezeigt werden, dass die Kombination von Statinbehandlung und Steigerung der Trainingskapazität um mehr als 5 MET das Mortalitäts- risiko deutlich stärker reduziert als die Einzelmassnahmen allein. Die ungünstigste Kombination war hier das Fehlen einer Statinbehandlung bei gleichzeitig schlechter Fitness, aber auch der «Umkehrschluss» traf zu: Die berücksichtigten klinischen Outcomes verliefen signifikant günstiger bei Studi- enteilnehmern mit hoher Fitness und gleichzeitiger Statintherapie. Zusammen betracht bietet also eine Statintherapie bei mittlerer Fitness für Individuen mit Dyslipidämie einen zusätzlichen Mor- talitätsschutz. Körperliche zu Fitness führende Aktivität ist eine wirksame und kostengünstige Massnahme zur Verhütung vorzeitiger Todesfälle bei Menschen mit Dyslipidämie. Sie sollte als Ergänzung zur Statinbehandlung propagiert werden, oder wenigstens als Ersatz, wenn eine solche nicht durch- führbar ist. ❖ Halid Bas Peter F Kokkinos et al.: Interactive effects of fitness and statin treatment on mortality risk in veterans with dyslipidaemia: a cohort study. Lancet 2013; 381: 394–399. Interessenkonflikte: keine 422 ARS MEDICI 8 ■ 2013