Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse 115
Die Schweizer Skifahrer haben das Skifahren doch nicht ganz verlernt. Sie fahren an der WM jedenfalls ein wenig besser, als die Saison fürchten machte. Dennoch: Irgendwie hapert’s. Bei den Schweizer Fussballern hatten wir ein ähnliches Phänomen. Nur, im Fussball fiel’s weniger auf, da fand sich überaus qualifizierter Ersatz bei den Secondos vom Balkan. Schade, dass keiner von denen richtig Ski fahren kann, sonst hiesse der nächste Gewinner der Lauberhornabfahrt vielleicht Xhaka, Shaqiri oder Gavranovic.
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1,5 Milliarden benötigt die UNO für die Flüchtlingshilfe in Syrien. 1,4 Milliarden musste die UBS als Busse bezahlen, weil sie Steuerflüchtlingen dazu verholfen hatte, ihr Geld an den amerikanischen Steuerbehörden vorbeizuschleusen. Eines ist leider sicher: Die syrischen Flüchtlinge werden vom UBS-Geld nichts sehen. Das kassiert jemand anders. Wer eigentlich?
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Während man in Deutschland krampfhaft versucht, die Sexismusdebatte nicht als das zu deklarieren, was sie drüben ist – Wahlkampf nämlich – hat sie bei uns offenbar innert Kürze das Niveau erreicht, auf das sie gehört. Bello (Name von der Redaktion geändert), der allzeit giggerige Hund eines Kollegen, wird von seinem Frauchen neuerdings jedenfalls energisch zurechtgewiesen, wenn er mal wieder eine Hundedame zu besteigen versucht: «Brüderle, pfui, chumm do ane!»
Charly Wagner eingeben – für Erwachsene unter 50 Jahren nicht geeignet).
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Am 3. März entscheidet das Schweizervolk wieder einmal, ob es mehr den Ideologen folgen soll oder der Pragmatik. Beispiel Familienförderung: «Der Bund kann Massnahmen zum Schutz der Familie unterstützen», heisst es da. Und: «Die Kantone sorgen für ein bedarfsgerechtes Angebot an familienund schulergänzenden Tagesstrukturen.» Und zuallerletzt: «Reichen die Bestrebungen der Kantone nicht aus, so legt der Bund(!) Grundsätze (…) fest.» Was dieser Freipass in Form einer nach oben offenen Skala an «Massnahmen» alles zulässt, weiss niemand. Der Phantasie sind jedenfalls keine Grenzen gesetzt. Ebensowenig den Kosten. Nur wer die Gaben dieser Wundertüte bezahlen soll, wissen wir genau: die Kantone aus den angeblich so raren Steuereinnahmen. Offenbar ist doch noch genügend Geld in den Kassen.
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Das Raumplanungsgesetz will Gutes, zweifellos. Wer hat ihn nicht schon selber festgestellt: den Verlust der Heimat. Viele von uns sind in einer Schweiz aufgewachsen mit 4 Millionen Einwohnern (in der der Dollar noch 4.50 Franken und das englische Pfund 12 Franken wert waren). Heute leben im schmalen Schweizer Mittelland doppelt so viele Leute mit doppelt so grossen Ansprüchen an Wohn- und Erholungsraum.
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«Hier fällt ein Haus, dort steht ein Kran und ewig droht der Baggerzahn» folgen: «Die Veränderung der Stadt».
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Ob sich das Problem mit Ein- und Auszonungen sowie Entschädigungen in die eine oder andere Richtung quer durch die Schweiz lösen lässt, ist allerdings fraglich. Vom Bund verfügte Enteignungen und Überbauungsverpflichtungen sind jedenfalls aufs Höchste unsympathisch.
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Aus Facebook: Für Radfahrer, die nachts ohne Beleuchtung unterwegs sind, gibt es jetzt reflektierende Organspenderausweise, die gut sichtbar am Sattel angebracht werden können.
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Eine Tierfreundin: Habe meinen Freund hinausgeworfen; die Katze war allergisch.
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Fünf wertvolle Regeln: Erstens: Vergib deinem Feind, aber vergiss ja seinen Namen nicht! Zweitens: Hilfst du jemandem in Schwierigkeiten, wird er sich bestimmt an dich erinnern – spätestens wenn er wieder in Schwierigkeiten steckt. Drittens: Alkohol löst keine Probleme, aber Milch auch nicht (okay, das ist keine neue Erkenntnis). Viertens: Versprochen ist nicht gehalten – siehe fünftens … Fünftens: siehe viertens!
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Wehmütig, aber selbstverständlich nur heimlich, erinnert man sich an Charly Wagner, der bei Harald Schmidt noch aus einem dicken Buch «Klassiker des Herrenwitzes» vorlesen durfte. Nachts abzurufen auf You Tube (Stichwort
«Alle Jahre wieder saust der Presslufthammer nieder», hiess 1973 die Bildermappe von Illustrator Jörg Müller. Untertitel: «Die Veränderung der Landschaft». Sieben Bilder, die zeigen, wie innert drei Jahren Landschaft durch «Zivilisation» ersetzt wird. Erschreckend. 1976 liess Müller den Band
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Und das meint Walti: Gefährlich wird’s, wenn Dumme fleissig werden.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 3 ■ 2013
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