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DDG 2021
Handhygiene
Besser Desinfizieren plus Hautpflege statt Händewaschen
Intensivierte Handhygiene in der SARS-CoV-2-Pandemie ist zwar unverzichtbar, sie birgt aber ein erhöhtes Risiko für Handekzeme. Experten der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e.V. (DDG) wiesen anlässlich der 51. virtuellen DDG-Tagung darauf hin, dass anstelle von häufigem Händewaschen mit Seifen die Hände desinfiziert und anschliessend eingecremt werden sollten.
Mit Beginn der Pandemie etablierte sich als eine der wichtigen Präventionsmassnahmen zum Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion die intensivierte Handhygiene. «Zu beachten ist, dass die für die Handhygiene verwendeten Mittel nicht nur den erwünschten Effekt einer Ablösung oder Abtötung des Krankheitserregers haben, sondern auch das Hautorgan selbst beeinträchtigen können», sagte Professor Dr. med. Peter Elsner aus Jena (D). Ein wesentliches Charakteristikum der Haut ist ihre epidermale Barrierefunktion. Durch die eingesetzten Substanzen können die im Stratum corneum (Hornschicht) interzellulär vorhandenen Lipid-Doppellamellen, aber auch dem Wasserhaushalt dienende Peptide («Natural Moisturizing Factor») angegriffen werden. Dies begünstigt dann die Entstehung eines irritativen Kontaktekzems. Erste Berichte aus Hautarztpraxen über eine Zunahme von Handekzemen schon wenige Monate nach Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie bestätigten die Vermutung, dass die intensivierte Handhygiene ein Risiko für die Hautgesundheit in sich birgt. Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass insbesondere bei Beschäftigten im Gesundheitsdienst, die beruflich bedingt eine besonders intensive Handhygiene betreiben müssen, Handekzeme aller Schweregrade weit verbreitet sind.
Nun ergab eine aktuelle Studie bei 114 Beschäftigten in einem OP und der Intensivstation des Universitätsklinikums München, dass unter den Bedingungen der Corona-Pandemie die Handhygienemassnahmen signifikant zunahmen. In deren Folge zeigten 90 Prozent der Mitarbeiter klinische Symptome eines Handekzems - insbesondere Hauttrockenheit (83,2 Prozent), gefolgt von Erythem (38,6 Prozent), Juckreiz (28,9 Prozent), Brennen (21,1 Prozent), Schuppung (18,4 Prozent), Fissuren (9,6 Prozent) und Schmerzen (4,4 Prozent). «Aus arbeitsmedizinischen Untersuchungen der letzten Jahre wissen wir zudem, dass Detergentieneffekte sich durch das anschliessende Tragen von Handschuhen verstärken. Bei alkoholischen Desinfizientien ist dies nicht der Fall», erklärte Elsner. Die Hautpflege mindere zudem nicht die antiseptische Wirkung der alkoholischen Desinfektionsmittel. Die Erhaltung der Hautgesundheit mache ein Umdenken bei der Handhygiene-Strategie erforderlich, betonte Elsner: «Aus dermatologischer und arbeitsmedizinischer Sicht raten wir in Zeiten intensivierter Handhygiene vom Einsatz von Detergenzien ab. Hautschonender ist das Desinfizieren in Verbindung mit intensiver Hautpflege.»
Quelle: Pressetext DDG zur digitalen Pressekonferenz anlässlich der 51. DDG-Tagung, 14. April 2021.
6 SZD 3/2021