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Coronaviruspandemie

Immunität nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion

Eine überstandene Infektion mit SARS-CoV-2 schützt für mindestens 6 Monate zu rund 80 Prozent vor einer Reinfektion. Der Effekt ist altersabhängig. Bei den über 65-Jährigen ist die Schutzwirkung mit 47 Prozent deutlich geringer. Grundsätzlich sollte jeder geimpft werden, unabhängig von einer bereits erfolgten SARS-CoV-2-Infektion, so die Autoren einer neuen Studie aus Dänemark.

In Dänemark wurden dank umfangreicher Gratistestungen 2020 gut zwei Drittel der Bevölkerung getestet, häufig mehrfach, nämlich 4 Millionen Personen mit insgesamt 10,6 Millionen PCR-Tests. Die Resultate wurden personenbezogen in einer Datenbank erfasst. Das Autorenteam ermittelte nun, bei wie vielen Personen, die in der ersten Welle (März bis Mai 2020) positiv getestet worden waren, in der zweiten Welle (September bis Dezember 2020) erneut SARS-CoV-2 im PCR-Test nachweisbar war.

In der ersten Welle wurden 533381 Personen getestet, 11727 davon waren positiv (2,2%). Für das Follow-up waren die Daten von 11068 der ehemals positiv Getesteten verfügbar. 72 von ihnen hatten in der zweiten Welle erneut einen positiven PCR-Test. In der zweiten Welle war ihre Positivrate somit deutlich niedriger als bei Personen, die zuvor noch keine Bekanntschaft mit diesem Virus gemacht hatten (0,65% vs. 3,27%). Der Schutz vor einer erneuten Infektion wird von den Autoren auf 80,5 Prozent beziffert (95%-Konfidenzintervall [KI]: 75,4–84,5). Auch eine weitere statistische Analyse, bei der jeweils die 3 Monate nach dem ersten PCR-Test über das Jahr hinweg betrachtet wurden, ergab mit 78,8 Prozent eine ähnliche Grössenordnung für den natürlich erworbenen Schutz (95%-KI: 74,9–82,1). Das Geschlecht spielte dabei keine Rolle, aber das Alter: Bei den über 65-Jährigen lag der natürlich erworbene Schutz vor eine Reinfektion nur bei 47,1 Prozent (95%-KI: 24,7–62,8).

Wie lange der natürlich erworbene Schutz vor einer Reinfektion mit SARS-CoV-2 anhält, ist bis anhin nicht bekannt. In der dänischen Studie waren es mindestens 6 Monate. Hinweise auf einen nachlassenden Schutz bei Personen, deren Infektion schon länger als 7 Monate zurücklag, fanden sich nicht. In dem untersuchten Zeitraum kursierten in Dänemark noch keine der heute bekannten Mutationen von SARS-CoV-2.

Die Studie erlaubt keine Rückschlüsse darauf, ob das klinische Erscheinungsbild der Primärinfektion (keine, leichte, moderate, schwere Symptome) einen Einfluss auf den zu erwartenden Schutz vor einer Reinfektion beziehungsweise den klinischen Verlauf einer solchen hat. Klar ist jedoch, dass nach einer durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion das Risiko für eine Reinfektion mit demselben Virusstamm zwar sehr unwahrscheinlich, aber nicht auszuschliessen ist. Die Studienautoren betonen, dass deshalb auch Personen, die schon einmal infiziert waren, geimpft werden sollten.

RBO

Hansen CH et al.: Assessment of protection against reinfection with SARS-CoV-2 among 4 million PCR-tested individuals in Denmark in 2020: a population-level observational study. Lancet. 2021;397(10280):1204-1212.