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STUDIE REFERIERT
Psoriasis und Gefässerkrankungen
Systemtherapie mit Immunologika senkt auch das kardiovaskuläre Risiko
Mit der spezifischen Hemmung von proinflammatorischen Zytokinen lassen sich nicht nur Psoriasisplaques, sondern auch atherosklerotische Plaques zurückdrängen. Das bedeutet für Psoriatiker mit entsprechender systemischer Therapie, dass auch ihr Infarktrisiko sinkt.
Circulation: Cardiovascular Imaging
Die Schuppenflechte wird heutzutage als systemische inflammatorische Erkrankung begriffen, bei der sich die Entzündung nicht nur an der Haut und den Gelenken abspielt, sondern auch an den Gefässen. Deshalb gilt die Psoriasis als eigenständiger, starker Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen Psoriasis und der Entwicklung von Hochrisikokoronarplaques, die das Risiko für einen Herzinfarkt verfünffachen. Diese Atherome, die sich ins Lumen der Gefässe vorwölben und es einengen, bestehen aus einem lipidreichen nekrotischen Kern mit Zelldetritus und werden als «lipid-rich necrotic core» (LRNC) bezeichnet. Wenn diese Plaques rupturieren, kommt es zum Verschluss des Gefässes – also zum Infarkt.
Entzündung verursacht Infarkt
Ursache für ein Aufbrechen dieser Plaques sind Entzündungsvorgänge. Werden diese inflammatorischen Prozesse gehemmt, sinkt auch das Infarktrisiko. Allerdings klappt das nicht mit einer Entzündungshemmung nach dem «Giesskannenprinzip», wie beispielsweise bei einer Behandlung mit systemischen Kortikoiden. Vielmehr müssen hier spezifische Entzündungsvorgänge gebremst werden. Offenbar ist das der Fall bei der Zytokinhemmung, die bei der systemischen Therapie der schweren Psoriasis erzielt wird. Dazu werden unter anderem gegen Interleukin-(IL-)17 und IL-23 gerichtete monoklonale Antikörper, TNF-α-Hemmer oder auch «small molecules» wie Apremilast eingesetzt.
Herz-CT bringt es an den Tag
Dass diese Substanzen auch die Atherome beeinflussen, konnte nun erstmals mit einer neuen bildgebenden Technik nachgewiesen werden. An der Studie nahmen 209 Patienten mittleren Alters (37–62 Jahre) mit Psoriasis teil. Von diesen erhielten 124 eine Therapie mit Immunologika, 85 wurden der Kontrollgruppe zugeteilt und mit topischen Cremen sowie Lichttherapie behandelt. Die Studienteilnehmer waren mittleren Alters, überwiegend männlich mit ähnlichem kardiometabolischen und Psoriasisstatus in den Behandlungsgruppen. Allerdings wiesen die Teilnehmer mit einer schweren Psoriasis einen höheren Body-Mass-Index (BMI), einen höheren CRP-Wert und höhergradige Plaques in den Koronararterien auf. Um die Auswirkungen der Biologika auf die Koronarien, genauer gesagt auf die LRNC-Hochrisikoplaques, zu messen, unterzogen die Forscher alle Studienteilnehmer speziellen Computertomografie-(CT-)Scans am Herzen vor und ein Jahr nach Therapiebeginn. Die CT-Ergebnisse der beiden Gruppen wurden dann miteinander verglichen.
Signifikanter LRNC-Rückgang
Bei allen Teilnehmern war der LRNCStatus zu Studienbeginn mit dem Framingham-Risiko-Score und dem Schweregrad der Psoriasis abgeglichen worden. Nach einem Jahr zeigte sich bei den Teilnehmern, die eine systemische Biologikatherapie erhalten hatten, eine Reduktion der LRNC von 3,12 mm2 auf 2,97 mm2 (p = 0,028). In der Kontrollgruppe ohne Immunologikatherapie wurde keine signifikante Änderung der LRNC-Grösse festgestellt: Vom Aus-
gangswert 3,12 mm2 zu Beginn waren
die LRNC nach einem Jahr sogar etwas
gewachsen, und zwar auf 3,34 mm2
(p = 0,06). Die Veränderung der LRNC
war im Vergleich zu der Gruppe, die
keine Biologika erhalten hatte, signifi-
kant (p = 0,004) und blieb es auch nach
Bereinigung um kardiovaskuläre Risi-
kofaktoren und den Schweregrad der
Psoriasis (p = 0,033).
Anders ausgedrückt: In der Verum-
gruppe konnte eine 8-prozentige Re-
duktion der koronaren Plaques im Ver-
gleich zum Ausgangswert festgestellt
werden. Bei der Kontrollgruppe waren
die Atherome leicht gewachsen. Damit
entspricht die Reduktion der Plaques an
den Koronarien ungefähr derjenigen,
die sich durch Statine erreichen lässt;
hier wird die Reduktion mit 6 bis 8 Pro-
zent beziffert.
Nach Ansicht der Autoren gibt die Stu-
die Hinweise darauf, dass sich mit der
Behandlung systemischer Entzündun-
gen bei Psoriasis auch die Grösse der
LRNC reduzieren lässt. Wie genau der
Wirkmechanismus funktioniert und ob
diese Therapie auch zu einer Senkung
der Infarktinzidenz bei Psoriatikern
führt, muss durch grössere und längere
prospektive Folgestudien untersucht
werden.
s
Angelika Ramm-Fischer
Choi H et al.: Treatment of Psoriasis With Biologic Therapy Is Associated With Improvement of Coronary Artery Plaque Lipid-Rich Necrotic Core: Results From a Prospective, Observational Study. Circ Cardiovasc Imaging. 2020;13(9):e011199.
Interessenlage: Der korrespondierende Autor und einer der Co-Autoren deklarieren Forschungssponsoring von zahlreichen pharmazeutischen Firmen sowie diverse Beratertätigkeiten für die Unternehmen.
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ARS MEDICI 5 | 2021