Transkript
BERICHT
Ergänzung der Rosazeatherapie durch Dermokosmetika
Mit Intensivpflege die Therapie unterstützen und Rückfälle vermeiden
Die gegenwärtig verfügbaren Behandlungs-
möglichkeiten bei Rosazea wirken nicht kau-
sal, sondern symptomatisch. Die Auswahl der
Behandlungen sollte sich nicht so sehr nach
den etwas schematischen Rosazeaklassifika-
tionen in Stadien oder in Subtypen richten,
sondern sich ganz an den beim individuellen
Patienten vorhandenen Rosazeazeichen und
an den Symptomen orientieren. Welche Medi-
kamente werden derzeit zur topischen oder
systemischen Rosazeatherapie empfohlen?
Sind dermokosmetische Produkte bei Rosazea
nützlich?
Metronidazol gelte als Goldstandard der topischen Rosazeatherapie, weil zu dieser Behandlung am meisten Studien durchgeführt worden seien, sagte PD Dr. Thomas Jansen, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Helios St. Elisabeth Klinik, Oberhausen, Deutschland, an einem Satellitensymposium der Firma La Roche-Posay. Die mit topischem Metronidazol erreichbare Reduktion inflammatorischer Läsionen ist beeindruckend: um etwa 70 Prozent nach 9 Behandlungswochen, so der Referent. Metronidazol ist aber nur bei Rosazea mit inflammatorischen Läsionen (Papeln, Pusteln) indiziert, nicht für die Behandlung des Hintergrunderythems oder von Teleangiektasien. Azelainsäuregel (15%) kann als Alternative zu Metronidazol bei Patienten mit entzündlicher, papulo-pustulöser Rosazea verwendet werden. In zwei randomisierten, vehikelkontrollierten Doppelblindstudien konnte die durchschnittliche Zahl der entzündlichen Läsionen statistisch signifikant um 58 beziehungsweise 51 Prozent reduziert werden (1). Auch das Gesamterythem, zu dem das periläsionale, entzündliche und das nicht entzündliche Hintergrunderythem beitragen, wurde durch Azelainsäuregel in einem signifikant höheren Prozentsatz der Patienten gebessert, verglichen mit der wirkstofffreien Gelgrundlage (1).
Systemische Rosazeatherapien
Bei schwerer papulo-pustulöser Rosazea und bei Ophthalmorosazea werden zusätzlich zur topischen Thera-
pie orale Tetrazykline empfohlen. Antibiotika wurden anfänglich eingesetzt, weil eine bakterielle Infektion als Ursache der Rosazea vermutet wurde. Inzwischen steht aber fest, dass Rosazea keine Infektionskrankheit ist und dass die Wirksamkeit der oralen Tetrazykline ihren antiinflammatorischen Effekten zuzuschreiben ist. Konsequenterweise wurde eine subantimikrobiell dosierte Doxycyclintherapie zur Behandlung der papulo-pustulösen Rosazea entwickelt. Mit einer speziellen Doxycyclinformulierung (Oracea® enthält 30 mg Doxycyclin zur raschen Freisetzung und 10 mg zur verzögerten Freisetzung) wird die antimikrobiell wirksame Plasmakonzentration zu keinem Zeitpunkt erreicht, sodass kein Risiko besteht, dass bakterielle Resistenzen induziert werden. Bei wesentlich besserer Verträglichkeit hat sich die rein antientzündlich dosierte Doxycyclintherapie als ebenso wirksam erwiesen wie die konventionelle, antibiotisch dosierte Therapie. In schweren Fällen, die nicht auf andere Therapien ansprechen, kann Isotretinoin systemisch eingesetzt werden. Allerdings seien die Therapieerfolge, anders als bei Acne vulgaris, oft nicht anhaltend, so der Referent. Gemäss einer vor zwei Jahren publizierten deutschen Studie stellt wahrscheinlich die geringe Tagesdosis von 0,3 mg pro kg Körpergewicht die optimale Dosierung bei papulo-pustulöser Rosazea dar. In dieser randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie erwies sich die 3-monatige Isotretinointherapie (täglich 0,3 mg pro kg Körpergewicht) als signifikant wirksamer als Plazebo (2). Im Vergleich zu Doxycyclin (täglich 100 mg während 2 Wochen, anschliessend täglich 50 mg) war die Isotretinointherapie nicht unterlegen. Mit Isotretinoin wurden in 24 Prozent komplette Remissionen erreicht, mit Doxycyclin in 14 Prozent der Patienten (2). Abschliessend wies der Referent darauf hin, dass manche von Rosazea betroffene Patienten ein Lymphödem entwickeln und von Lymphdrainagebehandlungen profitieren.
Pflanzenextrakt als Wirkprinzip bei der Intensivpflege der Rosazeahaut
Eine Hauptrolle im Rahmen der Rosazeapathogenese spielt die Überexpression von aktiven Formen antimikrobieller Peptide (z.B. Cathelicidinfragmente), die chronische Hautentzündungen auslösen. Äussere Einflüsse wie UV-Strahlen und die Bildung freier Radikale in der Haut tragen zur Entzündung bei. Zudem komme es in der sehr empfindlichen Haut zur kapillären Neoangio-
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Ergänzung der Rosazeatherapie durch Dermokosmetika
genese, oft mit hämorrhagischen Zeichen, sagte Florence Benech, L’Oréal Research and Innovation, Chevilly-Larue, Frankreich. Aufgrund ihrer phytochemischen Zusammensetzung erschienen die Blätter der auf Madagaskar traditionell in der Volksmedizin verwendeten Pflanze Tambourissa trichophylla (gehört zur Familie der Monimiengewächse) für die dermokosmetische Anwendung bei Rosazeapatienten geeignet. Der aus den Blättern gewonnene Pflanzenextrakt mit dem aktiven Wirkstoffkomplex Ambophenol® enthält als aktive Wirkstoffe die Polyphenole Rutin (antiinflammatorisch wirksam), Nicotiflorin (antihämorrhagisch wirksam) und Epicatechin (antioxidativ wirksam). Bei der Testung zeigte sich, dass der Extrakt wichtige Mechanismen der Rosazeapathogenese beeinflusst: ● Er reduziert Cathelicidin und antimikrobielle Peptid-
fragmente sowie die Aktivität der für die Peptidfragmentierung verantwortlichen Enzyme. ● Er beeinflusst die antiinflammatorische Aktivität durch Modulation des Prostaglandinsystems (COX) und des Leukotriensystems (LOX). ● Durch Hemmung des VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) reduziert er die Neoangiogenese, und er beugt Kapillarblutungen vor. ● Er schützt vor schädlichen Auswirkungen freier Radikale.
In einer klinischen Studie, an der sich 37 Frauen mit
Rosazea beteiligten, konnte durch Anwendung (mor-
gens und abends) des Intensivpflegeprodukts Rosaliac
AR Intense (enthält Ambophenol® und zur Hautberuhi-
gung Neurosensine® und selenreiches Thermalwasser)
innerhalb von 4 Wochen eine signifikante Reduktion
der Erythemintensität und der Teleangiektasien er-
reicht werden. Bei leichter Rosazea kann die dermokos-
metische Behandlung allein ausreichend sein. Zusätz-
lich zu Rosaliac AR Intense kann Rosaliac UV zur Feuch-
tigkeitspflege mit UV-Schutz verwendet werden.
Bei mittelstark ausgeprägter Rosazea ergänzt das Ambo-
phenol®-haltige Dermokosmetikum die medikamen-
töse Therapie. In der Erhaltungsphase dient es auch der
Rückfallprophylaxe, wie in einer Studie bei Patientin-
nen mit erythemato-teleangiektatischer Rosazea nach
topischer Metronidazoltherapie gezeigt wurde.
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Alfred Lienhard
Referenzen:
1. Thiboutot D et al. Efficacy and safety of azelaic acid (15%) gel as a new treatment for papulopustular rosacea – results from two vehicle-controlled, randomized phase III studies. J Am Acad Dermatol 2003; 48: 836–845.
2. Gollnick H et al. Systemic isotretinoin in the treatment of rosacea: doxycyclineand placebocontrolled, randomized clinical study. J Dtsch Dermatol Ges 2010; 8: 505–514.
Quelle: «Management of rosacea», Satellitensymposium der Firma La Roche-Posay. 21. EADV-Kongress, Prag, 28. September 2012.